Citytrip Lyon3 Radtouren für Feinschmecker und Genussradler

Alex Hüfner

 · 23.10.2025

Lyon begeistert nicht nur Feinschmecker sondern auch Radfahrer. Auf dem Kopfsteinpflaster in den engen Gassen der Altstadt ist aber Vorsicht geboten.
| Fotos. Alex Hüfner
​Lange galt Lyon als Stadt der Gourmets – heute begeistert sie auch Radfahrer. Auf neu ausgebauten Wegen zwischen Rhône und Saône erkunden unsere Autoren die Stadt auf ihren Falträdern. Zwischen historischen Gassen, modernen Quartieren und kulinarischen Höhepunkten zeigt sich: Lyon hat viel in die Rad-Infrastruktur investiert.

​Drei Jahre ist es her, dass wir die Stadt zum ersten Mal besucht haben. Damals war es spontan. Ein Kurztrip, der alles verändert hat. Seitdem begleitet uns Lyon im Herzen. Jetzt sind wir wieder hier, diesmal für drei Tage. Wir reisen mit leichtem Gepäck, aber wie immer dürfen unsere Falträder nicht fehlen. Direktflug ab Berlin. Der Weg vom Flughafen zur Innenstadt verläuft wie geschmiert. Die City Card griffbereit, das Lyoner Rundum-Sorglos-Paket. Museen, ÖPNV, Schifffahrt auf der Saône: alles inklusive. Perfekt für uns. Wir kennen die Stadt ein wenig, wissen, wie sie tickt. Das gibt uns Freiheit und unsere Falträder geben uns Flügel.

Kopfsteinpflaster prägt die engen Gassen in der Altstadt Vieux LyonFoto: Alex HüfnerKopfsteinpflaster prägt die engen Gassen in der Altstadt Vieux Lyon

Der erste Tag dient der Übersicht. Wir satteln unsere Bromptons, schnallen die Helme fest und rollen los: Altstadt, Saône und Rhône. Wir erkunden jeden Stadtteil. Es ist eine Rückkehr auf Radwegen. In einer der alten Gassen geht der Blick hoch zur Basilika. „Morgen“, sage ich. Alex nickt. Heute heißt es erst mal alles sehen, die Atmosphäre genießen. Im Parc de la Tête d’Or legen wir eine längere Pause ein. Wir lieben diesen Ort. Zwischen dem See, der Orangerie und dem kleinen, gratis Zoo scheinen die Uhren langsamer zu ticken. „Weißt du noch, wie wir damals hier saßen und den Giraffen zuschauten?“, fragt Alex. Ich nicke. Und auch heute geraten wir an diesem Platz ins Schwelgen. Als sich der Tag neigt, meldet sich der Hunger. Lyon wäre nicht Lyon ohne seine Bouchons. Rotweiß karierte Tischdecken, dichtes Stimmengewirr, der Duft nach geschmortem Fleisch und frischem Brot. Im bereits 1867 eröffneten Cafe du Jura koste ich von den selbstgemachten Hechtklößchen in Lobster-Sauce, Alex schwärmt von seiner Kalbskuttelwurst. Dazu ein Glas Côtes du Rhône. „Es hat sich einiges verändert“, sage ich. „Vor allem für uns Radfahrer.“

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Hier wird Wein stilvoll serviert: Das traditionelle Bouchon „Cafe de Jura“Foto: Alex HüfnerHier wird Wein stilvoll serviert: Das traditionelle Bouchon „Cafe de Jura“

Paradies für Genießer und Radfahrer

Tatsächlich fällt uns schon nach der ersten Tour auf, wie viel sich getan hat. Eigene Fahrspuren, grüne Hinweisschilder an Kreuzungen, klare Markierungen auf dem Asphalt. Es ist, als hätte die Stadt die Velonisten eingeladen, endlich ein Teil von ihr zu sein. „Hast du das damals schon so gesehen?“, fragt mich Alex. „Nein“, sage ich. Aber jetzt fühlt es sich an, als hätte Lyon uns den Teppich ausgerollt.

Der Markt am Quai des Célestines bietet ein riesiges Sortiment an frischen Köstlichkeiten.Foto: Alex HüfnerDer Markt am Quai des Célestines bietet ein riesiges Sortiment an frischen Köstlichkeiten.

​Der zweite Tag beginnt früh, es ist Sonntag. In Lyon heißt das: Markttag. Wir steuern den Quai des Célestins an. Zwischen Ständen mit frischen Aprikosen, knusprigen Baguettes und duftendem Käse verlieren wir uns im Gewimmel. Ich bleibe an einem Stand mit Obst und Gemüse stehen, Alex kostet Ziegenkäse direkt vom Bauernhof. Doch damit nicht genug. Nach dem Marktbesuch zieht es uns in die Halles de Paul Bocuse. Wir fühlen uns wie in einem kulinarischen Theaterstück. Alex beobachtet einen Koch, der eine Terrine dekoriert, während ich an einem Stand mit bunten Macarons hängen bleibe. „Das ist keine Markthalle“, sage ich, „das ist ein Tempel.“ Alex stimmt mir zu. Alles ist frisch, lebendig, großzügig. Lyon trägt seinen Gourmet-Ruf nicht umsonst.



Am Nachmittag brauchen wir eine Pause vom Schlemmen. Unsere Route entlang der Rhône führt direkt zum Musée des Confluences. Dieses futuristische Gebäude wirkt, als wäre es einem Science-Fiction-Film entsprungen. Innen geht es um die großen Fragen des Menschseins. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wo gehen wir hin? Für ein paar Stunden lassen wir uns durch Welten, durch Kulturen und durch Gedanken treiben. Zurück geht es am Abend entlang der Saône. Das Licht taucht die Fassaden in ein warmes Gold. Radfahren wird hier zur Meditation. „Das ist Glück“, sage ich leise. Alex stimmt zu.

Radweg zum Musée des ConfluencesFoto: Alex HüfnerRadweg zum Musée des Confluences

Unser dritter und letzter Tag startet mit einer Steigung, die es in sich hat, hinauf zur Basilika Notre-Dame de Fourvière. „Lass uns die Seilbahn nehmen“, schlage ich vor. „Sonst bin ich oben eher ein Fall für die Ambulanz als für den Ausblick.“ Oben angekommen, raubt uns die Aussicht den Atem. Die ganze Stadt liegt uns zu Füßen. Zwischen den Flüssen, den Hügeln, den alten Gemäuern pulsiert das Leben. Runter geht’s auf zwei Rädern, vorsichtig, jeden Kopfstein im Blick. Weiter in das kreative Viertel Croix-Rousse. Zwischen Wandgemälden, Cafés und Ateliers entdecken wir Lyon von seiner hippen Seite. „Wie Kreuzberg in den Neunzigern“, sage ich. Alex lacht: „Nur mit besserem Käse.“

Lyon ist für die Wandmalereien an seinen Häuserfassaden berühmt.Foto: Alex HüfnerLyon ist für die Wandmalereien an seinen Häuserfassaden berühmt.

Unseren letzten Abend verbringen wir in „La Commune“, einer Foodhall in altem Industriecharme. Verschiedene Stände, junge Gastronominnen und Gastronomen in der Testphase, faire Preise. Wir probieren uns durch: indisches Masala, asiatische Nudeln und französische Tartes. Es ist laut, lebendig, herzlich. Alex hebt sein Glas. „Auf Lyon“, sagt er. Ich proste ihm zu. „Und auf ein baldiges Wiedersehen.“

Lyon überrascht uns bei ersten, beim zweiten und auch beim dritten Besuch. Die Stadt wächst mit jedem Blick, jedem Tritt in die Pedale, jedem Bissen. Es ist nicht nur das Essen oder die Sehenswürdigkeiten, die uns anziehen. Es ist die Mischung aus Genuss, Geschichte, Gastfreundschaft und einer neuen Liebe zum Rad. Lyon hat sich verändert, aber dabei an nichts verloren. Und wir? Wir kommen ganz sicher wieder.



3 Touren-Tipps für Lyon

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​Route 1: Im Herzen von Lyon – zwischen Rhône und Saône

Start / Ziel am Place Bellecour | Rundweg Länge: 18 km | Terrain: flach

Diese 18 km lange, leichte Rundtour führt über die Halbinsel Lyon, zwischen Rhône und Saône, durch die Altstadt und den modernen Stadtteil Confluence. Ein Mix aus Kultur und Lyoner Charme, perfekt um einen ersten Eindruck von der Stadt zu gewinnen.

Route 2: Stadt & Natur

Start / Ziel am Place des Terreaux | Rundweg Länge: 40 km | Terrain: flach

40 km lange Rundtour, die Lyon und Umgebung, Stadt und Natur verbindet. Vorbei am Musée des Beaux-Arts und dem von Jean Nouvel gestalteten Opernhaus geht es über die Rhône in grüne Landschaften: den Parc de la Feyssine und den riesigen Parc de Miribel-Jonage. Über den Pont d’Herbens fährt man weiter zum See Grand Large, bevor die Route entlang des Kanals de Jonage zurück in die Stadt führt.

Route 3: Stadt & Berge

Start / Ziel am Place Bellecour | Rundweg Länge: 50 km | Terrain: bergig | Anstieg: 700 hm

Die 50 km lange Schleife führt mit 700 Höhenmetern über Mont Thou und Mont Verdun. Von dort hat man beeindruckende Panoramablicke auf Lyon, die Alpen und die Umgebung. Auf dem Rückweg geht es auf den Radwegen Voie Bleue und der Voie des Dombes durch charmante Orte und grüne Wege zurück ins Stadtzentrum.

Symbiose aus Stadtleben und Naherholung: Rad- und Fußwege entlang des Rhône-Ufers.Foto: Alex HüfnerSymbiose aus Stadtleben und Naherholung: Rad- und Fußwege entlang des Rhône-Ufers.

Infos und Tipps für den Citytrip Lyon

​Anreise

Flugzeit ca. 2 Stunden Berlin - Lyon-Saint Exupéry (LYS)

Bahn: Berlin - Lyon (ca. 9 – 10 Stunden, 1 Umstieg in Frankfurt/Paris)

Reisezeit

Mai – Juni: mild, ideal für Rad und Sightseeing

September – Oktober: angenehm, weniger Touristen

Juli – August: sehr heiß, touristisch belebt

Sehenswertes

Altstadt Vieux Lyon – malerisches UNESCO-Viertel mit engen Gassen, Renaissance-Häusern und gemütlichen Bistros

Basilika Notre-Dame de Fourvière – prachtvolle Kirche auf dem Hügel mit Panoramablick über ganz Lyon

Parc de la Tête d’Or – riesiger Stadtpark mit Zoo (freier Eintritt!), See und botanischem Garten, perfekt zum Entspannen

Eine Oase der Ruhe für Radfahrer und Fußgänger: Parc de la Tête d’OrFoto: Alex HüfnerEine Oase der Ruhe für Radfahrer und Fußgänger: Parc de la Tête d’Or

La Croix-Rousse – lebendiges Viertel mit kleinen Plätzen, Cafés und traditionellem Handwerk

Musée des Confluences – futuristisches Gebäude an der Rhône mit spannenden Ausstellungen zu Natur & Kultur.

Tipp: Lyon City Card - Die Lyon City Card bietet freien Eintritt in über 20 Museen, unbegrenzte Nutzung von Bus, Straßenbahn und Metro, Bootstouren auf Saône und Rhône sowie Vergünstigungen bei Sehenswürdigkeiten und ausgewählten Veranstaltungen. www.visiterlyon.com/lyon-city-card

Fahrradverleih

Vélo’v – praktisches, städtisches Bikesharing-System mit über 400 Stationen in ganz Lyon. www.velov.grandlyon.com

ComhiC - Fahrradverleih in Lyon, welcher hochwertige City- und E-Bikes anbietet, sowie geführte Radtouren durch die Stadt organisiert. 7 Quai Romain Rolland, 69005 Lyon, www.comhic.com

Übernachtung

Das Hotel Roosevelt in Lyon liegt zentral im 6. Arrondissement, nahe Sehenswürdigkeiten, Restaurants und dem öffentlichen Nahverkehr, komfortable Zimmer in modernem Ambiente.
48 Rue de Sèze, 69006 Lyon, www.hotel-roosevelt.com

Infos & Reiseführer

www.visiterlyon.com – die offizielle Tourismusplattform der Stadt Lyon

​www.lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de – Die Website ist ein umfassender Online-Reiseführer für Lyon, der detaillierte Informationen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt bietet.

Essen & Trinken

Café du Jura – Traditionelles Lyoner Bouchon, dass in gemütlicher Atmosphäre klassische regionale Küche anbietet. 25 Rue Tupin, 69002 Lyon

In den Halles de Paul Bocuse findet man süße Naschereien für Auge und Gaumen.Foto: Alex HüfnerIn den Halles de Paul Bocuse findet man süße Naschereien für Auge und Gaumen.

Halles de Paul Bocuse – Food Court / Markthalle; auf insgesamt 13.000 m² erstreckt sich die Markthalle. Die angebotenen Lebensmittel zeichnen sich durch außergewöhnlich hohe Qualität aus. 102 Cr Lafayette F, 69003 Lyon

La Commune – Hipper Food-Court im schicken Industriestil mit Terrasse und wechselnden Ständen mit kreativen internationalen Speisen. 3 Rue Pré-Gaudry, 69007 Lyon

Veranstalter-Reisen

Radweg Reisen: Radreise an der Rhône von Lyon nach Arles. Zwischen Alpen und Zentralmassiv in die Provence. 8 Tage, www.radweg-reisen.com/radreise-rhone

Launer Reisen: Auf dem Rhône-Radweg von Lyon bis in die Camargue. 9 Tage,
www.launer-reisen.de/radreise-rhone-radweg-lyon-ans-mittelmeer

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