Der Umbrail-Pass nahe dem legendären Stilfserjoch ist der höchste Straßenpass in der Schweiz. Der Gipfel liegt auf knapp über 3000 Metern. Und da müssen wir hoch, will man die gesamte Abfahrt ins Val Müstair genießen. Und das wollen wir. Doch keine Angst: Von Sta. Maria hoch kannst Du ein Shuttle nehmen, nur den letzten Anstieg musst Du Dich selbst mühen und auch ein bisschen kraxeln. Doch dann kriegst Du die volle Ladung alpines Freeriden, ein Wahnsinnspanorama, Gipfelglück und einen Gletschersee (reinspringen!). Der Trail nach unten misst über 1600 Tiefenmeter, also Kraft schön einteilen! Der Bergpfad kurvt durch eine Geröllwüste, technisch, fordernd, steil – wird zunehmend flowiger, taucht nach 1000 Tiefenmetern in den Wald. Hier ist der Boden griffiger, weicher, fast samtig.
Die volle Ladung alpines Freeriden, ein Wahnsinnspanorama, Gipfelglück und ein Gletschersee!
Das ist ein Westalpen-Trail, wie er schöner kaum sein könnte. Vom Passo dell’Invergneux im Aostatal geht’s runter nach Cogne, fette 1400 Tiefenmeter. Haken an der Sache: Hoch musst Du selbst kurbeln. Kein Shuttle, kein Lift, keine Einkehrhütte. Stattdessen Abenteuer. Der Trail erstaunt mit seinem Rhythmus, Spieltrieb und Flow. Das liegt an dem geschmeidigen Hochtal mit seinen runden Gletscherkonturen. Später biegt er in eine Waldschlucht ab und wird etwas grimmiger.
Kannst Du das Hinterrad umsetzen? Wenn nein, nicht weiterlesen. Denn nur mit der Technik schaffst Du es durch die steilen Fluchten des Vertigo. Der Name ist Programm! Hier geht’s steil zur Sache. Mit der Seilbahn Les Ruinettes gondeln wir zur Bergstation, verlassen den Verbier-Bikepark und biegen auf diesen Hochgebirgspfad ab. Ziemlich schnell wird er steil, dann noch steiler, schließlich maximal steil. Erst über Fels, später ersetzen Wurzeln die Tücken. Spitzkehren, Rutschen an der Fall-Line, Stufen. Herrlich fordernd, bei Nässe mörderisch!
In dem kleinen Trailpark in St. Corona (keine Angst!) am Wechsel zwischen Wien und Graz steckt die vielleicht beste Jumpline Österreichs. Viele Spots rühmen sich, kanadische DNA zu besitzen oder geben vor, eine Kopie von Whistlers A-Line zu sein. Da kann ich meist nur lachen, doch die Wexl-Jumpline erzeugt tatsächlich Whistler-Flow. Geil gebaute Jumps für satte Airtime, 30 Jumps in drei Sektionen – die Jumpline macht richtig Spaß. Daneben gibt es noch eine Flowline, Singletrail und eine Downhill-Abfahrt. Wer will, kann selbst hochtreten oder einen Ankerlift benutzen.
Der Altissimo ist ein Monster. Hoch wie runter. Mag sein, dass hier die Nostalgie mit mir durchgeht. Damals waren die Trails hier, wie z. B. der 601er, Legenden. Wer selbst hochkurbelt, muss leiden. Doch man kann auch die Gondel von Malcesine nehmen oder hintenrum shutteln. Bergab gefällt mir der Trail vom Gipfel über die Südostflanke zum Bocca di Navene und ganz runter nach Navene. Ich sag nur: oldschool-freeriden. Steil, verblockt, rumpelig, noch steiler, noch verblockter. Dafür gibt’s danach ein Gelato, Bier und Schwimmen im See.
Der Oberbayer Marcus Greber war lange Jahre Testleiter bei BIKE, machte die Freeride-Bewegung von Tag eins an mit, kennt die Szene wie kaum ein anderer und tourt als Action-Fotograf um die ganze Welt. Immer auf der Suche nach Supertrails.