Steffi Marth
· 03.08.2022
Zwischen Ortler und Ofenpass schiebt sich das Val Müstair. Enduro-Mountainbikerin Steffi Marth hat diesen östlichsten Zipfel der Schweiz besucht und fand einen Naturpark mit Bartgeiern, biologischer Landwirtschaft und nachhaltiger Trailsharing-Kultur.
Das Val Müstair (auch Münstertal) liegt zwischen Vinschgau, Ofenpass und Umbrail- bzw. Stilfserjoch im Süden und markiert mit dem 2763 Meter hohen Piz Chavalatsch den östlichsten Zipfel des Schweizer Kantons Graubünden. Alpenüberquerer kennen von der Region vor allem das Val Mora. Das Hochtal wartet hinterm Pass da Costainas und zählt zu den klassischen Transalp-Passagen. Dabei lohnt es sich, ein paar Tage mehr im Val Müstair zu verbringen. Schmuggler haben hier einst ein dichtes Pfadnetz über die Grenze nach Südtirol angelegt, das sich heute allerbestens zum Mountainbiken eignet. Und obwohl das Tal seit 2017 zum UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair gehört, setzt man auch hier bei den Wanderwegen offiziell auf Trailsharing. Die Trails selbst werden von der lokalen Mountainbike-Community um Sergio Tschenett gepflegt, aber ohne den natürlichen Charakter der Pfade zu verändern. Zusammen mit dem Unterengadin und Samnaun soll in Zukunft ein gemeinsames großes Trail-Touren-Netz entstehen.
Den gesamten Revier-Guide Val Müstair (Schweiz) aus BIKE 7/2022 und die GPS-Daten können Sie am Ende des Artikels downloaden.
Von Norden her erreicht man das Val Müstair über den Vinschgau (Taufers) oder vom Engadin aus über den Ofenpass. Von Süden her über den Passo Umbrail. Die Anreise mit Zug und anschließender Busverbindung ist möglich, aber umständlich. Infos->
Es gibt zwei schöne Campingplätze im Tal:
Müstair: Camping Muglin, 65 Stellplätze auf der Wiese eines ehemaligen Bauernhofs. Mit Gratissauna im Heuschober, Campinghütten zur Miete und Bistro. Preise: WoMo 12 CHF plus 13,50 CHF pro Person und Nacht (24 Euro), Saison: 30.4.–30.10.22, Infos->
Sta. Maria: Pè da Munt, kleiner Stellplatz im Lärchenwald, am Fuße des Umbrail-Passes. Preise: WoMo ab 14 CHF plus 11 CHF pro Person/Nacht. Saison: 25.5.–2.10.22, Infos->
Tipps in Sta. Maria: B & B Alpina, ÜF ab 69 Euro pro Nacht, www.myalpina.ch und B & B Villa Stelvio mit Apartments und Familienzimmern in einem 100 Jahre alten Haus mit Grill im Garten. Preis ÜF ab 136 CHF (130 Euro), www.villastelvio.com
The Bike Patcher – Inhaber Sergio ist Maschinenbauingenieur und im Bikeshop seines Vaters aufgewachsen. Mit Vorliebe fertigt er persönlich entworfene Steuersätze an. Palü Daint 111, Müstair, Infos->
Die Mädels und Jungs von Ride La Val sind allesamt Herzblut-Biker, die schon seit vielen Jahren auf den Trails ihrer Heimat unterwegs sind. Sie zeigen ihren Gästen nicht nur grenzübergreifende Touren, sondern vermitteln auch die dafür nötige Fahrtechnik. Infos->
Seilbahntransport gibt es im Val Müstair nicht. Wer wegen der Zeitschranke für Biker morgens um acht Uhr am Stilfserjoch sein möchte, nimmt entweder das Postauto (Start ca. 7 Uhr in Sta. Maria) oder bucht einen Shuttle bei Romex Transport, Tel. 0041/79/2854545, Infos->
Im Val Müstair setzt man auf Tradition und Nachhaltigkeit. Rummelplätze mit Hüpfburgen und laute Après-Bars wird man hier nicht finden. Dafür aber Bio-Bauern, glückliche Kühe, Ziegen und Schafe auf der Weide und naturverbundene Wanderer und Biker, die sich die Bergwege teilen.
Frauenkloster Sankt Johann: Zwölf Schwestern leben noch in diesem Kloster, das zum UNESCO-Weltkulturerbe ausgerufen wurde. Das Museum zeigt das Leben innerhalb der 1200 Jahre alten und mit Fresken verzierten Mauern. Infos->
Smallest Whisky Bar on Earth: Die kleinste Whisky Bar der Welt befindet sich in Sta. Maria, hat das Guinness Buch der Rekorde 2007 festgestellt. Hier lagert Lord Gunter Sommer nicht nur 300 verschiedene Sorten, sondern unterhält auch noch ein kleines Museum, Infos->
Engadiner Nusstorte: Es gibt zwei ausgezeichnete Adressen für diese Bündner Spezialität, die sich vom Kaloriengehalt her bestens als Riegelersatz eignet: Bäckerei und Konditorei Meier-Beck in Sta. Maria (auch Roggenbrot für die Hirsch-Salsiz-Jause!) und die Bäckerei Caterina Bott in Müstair. Beide verwenden überwiegend lokale Zutaten.