Gitta Beimfohr
· 18.07.2024
BIKE: Schön dich zu sehen Philipp! Wie lang ist dein letzter Deutschland-Besuch her?
Philipp Foltz: Das dürften inzwischen mindestens fünf Jahre sein, die ich nicht mehr hier war. Es gab ja genügend zu tun für mich auf der Insel: erst Corona, dann der Vulkan-Ausbruch, Renovierungsarbeiten...
Der Vulkan gibt ja seit Dezember 2021 nun Ruhe. Läuft denn der (Bike-)Tourismus jetzt wieder normal?
Sagen wir so: Die Bananen-Stauden sprießen schon wieder auf der neuen Asche und die meisten Wege sind repariert. Ich hatte nur leider das Pech, dass mein Standort Puerto Naos wegen immer noch austretender Vulkangase für Touristen gesperrt blieb. Erst jetzt haben die meisten Unternehmen und Unterkünfte im Ort von der Inselverwaltung wieder grünes Licht bekommen. Ab November werde ich meinen Betrieb also wieder regulär aufnehmen können. Allerdings mit ganz neuen Ansätzen.
Und die wären?
E-MTB-Touren! Ich werde künftig keine Enduro-Touren mehr anbieten. Also keinen La Palma-Klassiker vom Roque de los Muchachos runter mehr. Dafür aber Tagestouren und Wochenprogramme, die sich in Höhen von 700 bis 800 Meter Höhe durch die Ascheflanken dahin wellen. Mit dem E-MTB machen die ungeahnt viel Spaß. Stichwort: Uphillflow.
Ja gut, aber kommen die meisten Biker denn nicht gerade wegen der “Über-den-Wolken”-Szenerie am Roque und der ewig langen Abfahrt aus 2400 Meter Höhe bis ans Meer?
Bisher schon, das stimmt. Aber die Corona- und Vulkanausbruchszeit hat auch auf La Palma so manchen Naturschützer auf den Plan gerufen. Das hat mich schon nachdenklich gemacht. Für jede Roque-Tour fährt man 1,5 Stunden im Shuttle zum Gipfel hoch. Und je nachdem, welche Abfahrt man wählt, braucht man zurück auch wieder einen Shuttle. Von der Nordküste sind das zum Beispiel noch mal 1,5 Stunden Fahrt nach Puerto Naos zurück. Mit etwas Abstand kann ich verstehen, dass allein das bei Naturschützern nicht besonders nachhaltig rüber kommt.
Und beim E-MTB reicht der Akku nicht bis ganz zum Gipfel hoch, oder?
Das ist nicht das einzige Problem. Als wir 2005 mit den Enduro-Touren vom Gipfel angefangen haben, waren wir noch die einzigen Anbieter. Heute gibt es allein fünf Stationen, die da hoch shutteln. Ich würde meinen Neustart einfach gern mit etwas ganz Neuem, Zukunftsorientiertem beginnen und da hat, meiner Meinung nach, das E-MTB das größte Potenzial. Mir hat es jedenfalls ganz neue Horizonte eröffnet. Ich schlage zum Beispiel die Karte auf und kann sie plötzlich ganz anders lesen. Wege und Pfade, die früher als zu steil und/oder unfahrbar von vornherein ausgeschieden sind, stellen plötzlich die spaßigsten Verbindungen dar. Da liegt noch unglaublich viel Tourenpotenzial drin!
Und jetzt bist du auf der Suche nach einem E-MTB-Hersteller für deine Station? Deine künftige Klientel darf ja mit dem E-MTB nicht in den Flieger steigen.
Ja, so sieht’s aus. Dafür war ich auf der Eurobike in Frankfurt und habe dort sehr gute Gespräche in Sachen Mietbikes geführt. Aber der Hauptgrund für meinen Heimatbesuch ist tatsächlich, dass ich meinem Kumpel Stefan Schlie aus der Patsche helfen wollte. Er war zusammen mit Claus Fleischer von Bosch für die BIKE Transalp angemeldet. Für die neue E-MTB-Variante. Leider kam Stefan was dazwischen und ich bin gern für ihn eingesprungen.
Lustig, als ehemaliger Alpen-Guide müsstest du ja sämtliche Routen schon kennen.
Ja, mit MTB und Rennnrad habe ich die Alpen in 25 Jahren bereits weit über 100 Mal überquert. Aber noch nie im Rennformat der BIKE Transalp und vor allem nicht mit dem E-MTB. Ich muss zugeben, es fühlt sich gerade so an, als wäre es meine allererste Transalp. Ich hoffe, dass mir das Rennen so manch wichtige Erfahrung für mein zukünftiges Business beschert.
Na, dann: hau rein!