Gitta Beimfohr
· 13.09.2025
Wenn die IMBA Europe, die Dachorganisation aller europäischen Biker, einmal im Jahr zu einem Gipfeltreffen einlädt, dann am liebsten dort, wo es bereits perfekte Trails gibt. Schließlich treffen sich bei dieser Konferenz vor allem Trail-Bauer, Organisationen wie die DIMB, Tourismus-Vertreter und Profis aus der Industrie, die den Mountainbike-Sport auch in ihrem Land vorantreiben wollen. Neben Workshops und Vorträgen wird es für die Teilnehmer an den 3 Tagen auch raus auf die Trails gehen. Da bietet es sich an, einen Spot zu wählen, der bereits eine Top-Infrastruktur für Mountainbiker geschaffen hat und ein gutes Vorbild abgibt.
So findet die IMBA Europe Konferenz dieses Jahr am 16.-18. September in einem kleinen Ort namens Boltaña in der nordspanischen Provinz Huesca statt. Die Gemeinde liegt auf 643 Meter Höhe in den Vorpyrenäen und ist umgeben von mittlerweile fünf spannenden Bikespots, die sich selbst zu den “5 Bike Kingdoms von Huesca” ausgerufen haben. Dabei handelt es sich um fünf Trail Center in unterschiedlichen Höhen, mit fünf unterschiedlichen Charakteren. Was sie allerdings gemein haben: Sie haben das ganze Jahr über geöffnet und eignen sich perfekt als Herbst- und Winterdestination für alle, die ihre Bike-Saison verlängern oder gar nicht erst enden lassen wollen. Und die lange Anreise lohnt sich denn es warten in Huesca insgesamt:
Und das sind die einzelnen Spots in den spanischen Pyrenäen mit ihren unterschiedlichen Charakteren:
Man muss die spektakulären Mallos-Felsen im Nordwesten der Provinz Huesca ohnehin mal aus der Nähe bestaunt haben. Sie ragen wie eine riesige Krone über dem kleinen Ort Agüero in den Himmel. Eine 300 Meter hohe Felsnadel-Bastion, die sich in den kleinen Nachbarorten mit den Mallos de Riglos und Peña Rueba fortsetzt.
Schon wegen dieser spektakulären Kulisse sind die Enduro-Runden in dieser Region besonders begehrt. Die besten Ausgangsorte für die insgesamt 6 ausgewiesenen, fahrtechnisch anspruchsvollen Runden: Mallos de Agüero, Mallos de Riglos, Foz de Salinas, Sierra de Loarre and Santa Eulalia de Gállego. Auch spannend: die “Refollau”-Runde, die 2021 zusätzlich in Ayerbe ausgeschildert wurde.
Einfachere Trail-Runden findet man entlang des Stausees La Sotonera, in den Hügeln von Biscarrués, und am Flussufer des Gállego bei Ayerbe. Oder man pumpt sich den Marathon-Kurs von Bolea in die Beine. Der führt auf 40 Kilometer durch die Sierra Caballera und sammelt dabei knapp 1100 Höhenmeter auf. Trails gibt es auf dieser Route nicht, aber die spanischen Pisten sind mit den Forststraßen der Alpen nicht zu vergleichen. Sie ziehen sich mal als breitere Sandpisten durch die Pinienwälder, klettern dann aber auch wieder schmal und ausgewaschen die Bergflanken hinauf.
Aufstiegshilfen gibt es auch in spanischen Trail Centern keine, Höhenmeter machen gehört hier traditionell zum Flow dazu. Was aber in den Wintermonaten ohnehin eine willkommene Wärmequelle ist.
Nationalpark-Kulisse! Die Sierra de Guara ist durchzogen von Canyon-artigen Schluchten, durch die man auf schier endlosen Trails mitten ins größte Nationalpark-Gebiet Aragons vordringen kann. Eine Western-Landschaft, flankiert von gigantischen Felswänden. Höchster Gipfel: Pico de Guara, 2077 m.
Ein Revier, das man sich mit Rennradfahrern und Gravelbikern teilen muss, weil sich durch die Schluchten dieses Gebirgsriegels auch besonders wilde Asphaltkehren wickeln. Dafür ist hier die Infrastruktur für Radfahrer auch besonders gut ausgebaut. Es warten gute Einkehrstationen und Radshops in den teils mittelalterlichen Gassen der Orte.
Als die Trail-Builder 2011 mit dem Ausbau ihren ersten Trail-Runden begannen, konnte noch niemand ahnen, dass sich dieses Enduro Trail Center so ausweiten würde. Über 2500 Kilometer wickelt sich dieses Pfadnetz nun bereits durch wüstenartige Sandbuckel, passiert verlassene Dörfer, dringt in die entlegensten Täler vor oder klettert Panoramagrate hinauf. Dabei wechselt die Landschaft ihre Gesichter, wie der Trailbiker darin seine Gänge. Ein ständiges Auf und Ab mit immer wieder neuen Enduro-Herausforderungen wie Stufen, loses Geröll, Ausgesetztheit und Steigungsprozenten. Von einem kurzen Trail-Quickie bis hin zu einem 9-stündigen Epic Ride ist hier alles möglich. Im Winter könnten hier tatsächlich ein paar Schneeflocken fliegen, meist trocken und definitiv immer fahrbar bleiben aber die Trails um Biello Sobrarbe.
Dieses Revier reicht vom Hauptkamm der Pyrenäen bis ins Vorgebirge nach Biescas und folgt dabei dem Gebirgsfluss Gállego auf seinem langen Weg bis zum Ebro hinunter. Also von hochalpiner Superpanorama-Kulisse an der französischen Grenze bis hinunter zu den Sandhügel-Ausläufern von Biescas. Mehr landschaftliche Abwechslung geht nicht und in Aramón wartet zusätzlich noch der Panticosa Bikepark!
Dieser Spot drapiert seine 25 Enduro-Runden ausschließlich im Hauptkamm der Pyrenäen. Drumherum dekorieren insgesamt sechzig 3000er-Gipfel das Geschehen. Entsprechend gute Kondition ist von Vorteil, aber auch solide Fahrtechnik-Skills. Entlang der Flusstäler winden sich zwar auch mal Gravelbike-taugliche Routen, aber um in die wahren und auch sehr wilden Naturschönheiten der Region vorzudringen, sollte man sein Bike besser gut unter Kontrolle haben.