Josh Welz
· 07.10.2022
Fred kommt zwar nicht vom Jupiter, kann aber trotzdem fliegen. Am neuen Downhiller Vpace Fred275 war diese Eigenschaft das Erste, was BIKE-Juniortester Matti sofort ausprobieren wollte.
Normalerweise pilotiert der Zwölfjährige ein Cube Sting mit 160er-Gabel durch die Lüfte, wenn es mal grob wird auch einen YT-Downhiller in Rahmengröße M. Der ist dem 155 cm großen Nachwuchs-Shredder aber eigentlich noch eine Nummer zu groß. Und wo liegt das Vpace Fred275? „Irgendwo dazwischen“, findet Matti – und damit eigentlich genau richtig.
Sukzessive hat Kinderbike-Spezialist Vpace sein Portfolio über die letzten Jahre ausgebaut. Das federwegsstärkste Modell war bislang das Enduro Moritz - das auch auf dem BIKE Festival Saalfelden Leogang erstmals mit 20-Zoll-Reifen zu sehen war. Mit dem Downhill-Bike Fred bedienen die Ravensburger nun eine sehr spezielle Nische. Doch wer seine Wochenenden in Bikeparks verbringt, dem wird nicht entgangen sein, dass der Nachwuchs gerade dort im Anmarsch ist. Entsprechend gibt es eine nicht geringe Anzahl an parkgeeigneten Kinder-Fullys, für reinrassige Downhill-Bikes musste man sich bisher aber in der Erwachsenenliga umsehen. Das Problem dort: Die Bikes sind zum einen teuer, zum anderen orientieren sich Komponenten und Geometrie nicht an der Anatomie Heranwachsender.
Am Fred dagegen verzichtete man bewusst auf eine Doppelbrückengabel. Das ist konsequent, denn die Fox 38 bietet mit 180 Millimetern mehr als ausreichend Federweg und ist deutlich leichter. Hinterbau und Federgabel harmonieren gut, sprechen fein an und sind explizit auf niedrige Körpergewichte getunt. So geben Dämpfer und Gabel den Hub sehr großzügig frei. Testfahrer Matti war das Fahrwerk sogar etwas zu soft – ihm fehlte der Gegendruck, um sich bei Sprüngen besser abdrücken zu können. Mit Volume-Spacern an Gabel und Dämpfer ließe sich da mit ein paar Handgriffen Abhilfe schaffen.
Sieht man von der Gabel ab, gibt das Fred auch optisch einen reinrassigen Downhiller ab: Der Lenkwinkel ist mit 62,3 Grad super flach, das Tretlager mit 326 Millimetern sehr tief. Auch Reach (423 mm) und Radstand (1213 mm) haben für ein Jugend-Bike stattliche Ausmaße – das gibt auf flotten Abfahrten in steilem Terrain viel Sicherheit. Trotzdem empfand Matti das Vpace Fred keineswegs als träge. Einen Namen hat sich Vpace bei Kinder-Bikes mit eigens entwickelten Anbauteilen gemacht. Die kommen auch beim Fred zum Einsatz. Zum Beispiel die 155 mm kurzen Kurbeln und leichte Laufräder. So bleibt Luft für robuste Reifen: Am Vorderrad rollt ein 2,5er-Maxxis-Assegai-Exo+, am Hinterrad ein 2,4er-Minion-DHR sogar in DoubleDown-Ausführung – bei leichten Fahrergewichten vielleicht zu viel des Guten. Die 11fach-Schaltung von Sram wirkt an einem Downhill-Bike zwar etwas wesensfremd, gibt dem Fred aber eine gewisse Alltagstauglichkeit.
Mir waren Gabel und Dämpfer am Vpace Fred275 etwas zu weich. Wir haben’s dann straffer eingestellt. Damit kam ich besser klar, hab’ aber nicht den ganzen Federweg genutzt. Anfangs dachte ich auch: Das Bike ist sehr lang. Aber als ich mich etwas eingefahren habe, hat’s mir super Spaß gemacht.