Josh Welz
· 24.09.2022
Sportliche Kinder-E-Bikes sind eine Rarität. Mondraker hat mit dem F-Play ein echtes Spaß-Mountainbike im Programm – dank moderner Geometrie und leichtem Nabenantrieb.
„Hä? Das ist doch voll schwer! Damit fahr’ ich sicher nicht!“ Matti schaut mir trotzig in die Augen. Die Reaktion hatte ich erwartet – denn erstens ist das Bergaufradeln nicht gerade die Spezialdisziplin meines Sohnes. Und zweitens hat er bis jetzt noch gar nicht gecheckt, dass ich ihm ein E-MTB vor die Füße gestellt habe. Kein Wunder, denn das Mondraker F-Play versteckt Antrieb und Akku so elegant, dass das E-Bike seinem unmotorisierten Bruder, dem Factor, zum Verwechseln ähnlich sieht: dieselbe Geometrie, dasselbe schlanke Unterrohr, gleiche Ausstattung. Und selbst im Tretlagerbereich – dort wo bei E-Bikes üblicherweise klobige Mittelmotoren sitzen – muss man schon ganz genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Nur der Lade-Port und das nach unten etwas längere Unterrohr geben dem aufmerksamen Betrachter die entscheidenden Hinweise.
Der Mahle Ebikemotion X-35, ein Nabenmotor, ist eine gute Wahl für das Mondraker. Mit 17,5 Kilo ist das Bike vielleicht nicht federleicht, aber mit einem klassischen Mittelmotor wäre dieses Gewicht nicht mal annähernd zu erreichen. Aggregate à la Bosch oder Shimano sind für den Nachwuchs schlichtweg überdimensioniert. Zu schwer, zu ruppig. Außerdem zu teuer. Und der wesentliche Nachteil des Nabenmotors – seine thermische Anfälligkeit – spielt beim leichtgewichtigen Nachwuchs kaum eine Rolle. Bleibt als Nachteil die ungünstige Gewichtsverteilung. Auf unserem Prüfstand maßen wir 55 zu 45 Prozent zwischen Hinter- und Vorderrad. Nachwuchstester Matti fiel das allerdings auch bei längeren Flugeinlagen nicht negativ auf. Motor und Akku wiegen im Mondraker zusammen gerade mal drei Kilo.
So unauffällig der Mahle optisch daherkommt, so unauffällig agiert er auch in der Praxis. Laut Hersteller liefert das Aggregat 40 Newtonmeter Drehmoment. Die merkt man ihm nicht an, selbst, wenn man die Unterstützungsstufen via App nach oben pegelt. Im flachen Terrain gefällt der sanfte Schub, auf steilen Anstiegen fällt die Unterstützung aber auch für leichte Fahrer zu spärlich aus – mit Erwachsenen-E-Bikes kann der Nachwuchs da nicht mithalten.
Wenn es technisch wird, kommt die deutliche Anfahrverzögerung hinzu, zudem liefern die Reifen nur wenig Traktion. Die bringen das Bike auch im Downhill etwas zu früh ans Limit. Schade, denn die sportliche Forward-Geometrie macht das F-Play zu einem echten Play-Mobil: tiefes Cockpit, kurzer Vorbau, langer Reach – damit können es Nachwuchspiloten ordentlich krachen lassen. Die X-Fusion-Gabel liefert 120 Millimeter Federweg, der sich auch von Leichtgewichten gut nutzen lässt. Der Hinterbau müsste sich theoretisch wegen der höheren, ungefederten Masse am Hinterrad etwas schwerer tun, in der Praxis war davon aber selbst auf schnellen Abfahrten über Wurzel-Trails nichts zu spüren.
STÄRKEN: Gute Reichweite; Ebikemotion-App mit vielerlei Funktionen, u. a. Feineinstellung der U-Stufen; sportliche Geometrie, gutes Handling; sensible Federgabel; gute Kletterübersetzung; sanfte Motorcharakteristik
SCHWÄCHEN: Zahm profilierte Reifen; Motor für steile Anstiege zu schwach; deutliche Anfahrverzögerung; sehr langer Nachlauf; schwache Zwei-Kolben-Bremsen
„Das Mondraker F-Play ist eines der wenigen gelungenen Kinder-E-MTBs. Mit griffigeren Reifen wird das Bike zum perfekten Spielzeug für sportliche Nachwuchspiloten. Auf längeren Touren sollten Eltern ein eher zahmeres Höhenprofil wählen, denn die Motorunterstützung dürfte für lange, steile Anstiege etwas kräftiger sein.“
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¹ Ermittelt auf dem Rollenprüfstand im EMTB-Labor bei höchster Unterstützungsstufe, konstanter Steigung, 70 Watt Tretleistung des Fahrers, 45 kg Fahrergewicht.
² Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale.
³ Herstellerangabe