Trailhardtails bis 1999 Euro4 preiswerte Hardtail-MTBs im Test

Jan Timmermann

 · 18.07.2023

Puristen schwören auf sie, doch können die Hardtail MTBs mit starrem Heck für maximal 1999 Euro auch als Allrounder für Einsteiger überzeugen?
Foto: Max Fuchs
Hardtails sind vielleicht die besten Begleiter für MTB-Einsteigerinnen und Einsteiger. Sie können in den seltensten Fällen auf einen ganzen Fuhrpark zurückgreifen. Ihr Bike muss daher bezahlbar bleiben und trotzdem immer passen – egal, ob Bikepark, Natur-Trail oder Tour. Sind diese günstigen Hardtail-MTBs die richtige Entscheidung auf der Suche nach Fahrspaß?

Diese Hardtails haben wir getestet:

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Die Testbikes im Überblick

KATEGORIE Trailhardtails | FEDERWEG 120 bis 140 Millimeter | PREISKLASSE bis 1999 Euro

Nur Hardtails dürfen mit. Sofort fängt das verwöhnte Redakteursgehirn an zu rebellieren. Sich beim Packen für einen Camping-Roadtrip voller Trail-Highlights so zu beschneiden – unmöglich! Entlang des Weges ist ein buntes Strecken-Potpourri eingeplant: hartgeklopfte Flow-Murmelbahnen, technische Singletrails durchs Hinterland und ausdauernde Touren über die Gipfel des Bayerischen Waldes. Im Kopf entsteht ein potentes Carbon-Fully als die ideale Alleskönnerbegleitung. Leicht, sportlich, abfahrtsstark, spaßig, aber eben auch teuer.

Auf Touren generieren die Hardtails guten Vortrieb.Foto: Max FuchsAuf Touren generieren die Hardtails guten Vortrieb.

Was können die 2000-Euro-Bikes wirklich?

Zum Glück hat die Industrie seit einigen Jahren die Nische der Trailhardtails gewaltig ausgebaut. Diese Bikes versprechen echtes Mountainbike-Glück zu einem Bruchteil des Preises ihrer vollgefederten Brüder. Besonders Einsteiger können oder wollen nicht sofort die Summe von sechs Monatsmieten in ihr neues Hobby investieren. Trotzdem sollen günstige Hardtails den Funken der Begeisterung in ein Feuer der Leidenschaft verwandeln können. Die Entscheidung steht: Für Rahmen mit Dämpfer ist im knappen Laderaum des Campervans diesmal kein Platz.

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Günstige Hardtail-MTB überraschten uns bereits in vergangenen Tests – sowohl im Positiven wie auch im Negativen. So scheinen beim Kaufpreis von unter 2000 Euro selbst Pfennigartikel, wie ein Kettenstrebenschutz, nicht in die Kalkulation jedes Herstellers zu passen. Auch verschwunden-gehoffte Standards, wie eine dünne Schnellspannachse am Hinterbau, tauchen in dieser Preisklasse wieder auf. Sauber verlegte Leitungen, ein stimmiges Cockpit und haltbare Technik sind bei manchem Schnäppchen zu viel verlangt. Preistreiber, wie kräftige Bremsen und eine Teleskopsattelstütze, finden sich in unserem Vergleich erst ab 1799 Euro beim Direktversender Rose und für 1999 Euro bei Dartmoor aus dem Fachhandel. Wo startet Mountainbiken? An welchem Punkt geht Trail-Fahrspaß los?

Auf dem Trail offenbart sich, welches Potenzial im starren Heck wirklich steckt.Foto: Max FuchsAuf dem Trail offenbart sich, welches Potenzial im starren Heck wirklich steckt.

Hardtails: Direktes Fahrgefühl im Bikepark freut die Tester

Lange müssen wir nicht auf die Antwort warten, denn der erste Stopp am Bikepark Geißkopf hat uns auf die Flow-Country-Strecke gespült. Eine Anliegerkurve, eine Welle, und schon steht uns das Grinsen im Gesicht. Direkt und präzise setzen die harten Hinterbauten jede Pumpbewegung in Fahrfluss um. Kurz noch mal treten, um über den kleinen Kicker zu schanzen? Easy, wenn keine Energie in einer Federung versackt. Dank Liftunterstützung vermissen wir hier, auf diesem kleinen Band verdichteter Erde, nicht einmal am Nukeproof eine Sattelklemme mit Schnellspanner. Dafür fordern die gruppenlosen Shimano-Bremsen, welche online bereits für 30 Euro das Stück verfügbar sind und mit denen auch NS Bikes ihr Eccentric bestücken, alle Kraft unserer Zeigefinger.

Trailhardtails 2023: Die Performance im Gelände

So weit, so gut, beziehungsweise schlecht. Doch wie sieht es abseits der perfekt geshapten Bike-Arena aus? Nächster Punkt des Roadtrip-Programms für unsere 4 Trailhardtails ist eine gute, ehrliche Mountainbike-Tour voll natürlicher Singletrails und rumpeliger Wanderwege. Wir merken schnell: Vorwärtsdrang hat Suchtpotenzial. In seichtem Terrain macht auch das NS Bikes mit seinen schnell rollenden Reifen Spaß. Apropos: Der Luftdruck entscheidet gerade am Hardtail maßgeblich über Dämpfung und Grip. Ein Tubeless-Setup ist deshalb quasi ein Muss.

Auch zum Einsteigerpreis dürfen Bikerinnen und Biker gelungene Geometrien erwarten. Trailhardtails haben jedoch ein gewaltiges Problem. Fahrtechnisch einfache Touren gelingen mit den Race-Hardtails derselben Preiskategorie schneller, spritziger, spaßiger. Das Blatt wendet sich erst, wenn die Runde in unbefestigtes Gelände abbiegt und die Schwerkraft den Job der Beschleunigung übernimmt. Dann sind zusätzliche Pfunde, wie bei Dartmoor und Nukeproof, schnell vergessen, und Federwegsreserven sowie ein flacher Lenkwinkel können richtig punkten. Mit der Kombi aus akzeptablem Gewicht und Vario-Stütze sticht das Rose auf der abwechslungsreichen Tour die minderwertige Ausstattung seiner Testkonkurrenten gnadenlos aus. Auch, weil bei diesen aufgrund schmal übersetzter Schaltungen früh die Beine ermüden. In den ausgedehnten Wurzelfeldern des Bayerischen Waldes übertrumpft die um Klassen bessere Federgabel im Versender-Bike alle anderen.

Fazit am Grill: Alles echte Mountainbikes für wenig Geld und mit hohem Fahrspaßpotenzial.Foto: Max FuchsFazit am Grill: Alles echte Mountainbikes für wenig Geld und mit hohem Fahrspaßpotenzial.

Zurück am Campervan wird der Grill angefeuert und über eine Flasche Bier schweift der Blick zu den vier Trailhardtails. Alles echte Mountainbikes für wenig Geld und mit hohem Fahrspaßpotenzial. Hier und da bremsen Details, doch fest steht: Mit zum nächsten Roadtrip kommt nur ein gut ausgestattetes Hardtail!

Testfazit Jan Timmermann, BIKE-Redakteur:

Wer ein bezahlbares Bike mit breitem Einsatzspektrum sucht, sollte sich auf dem Markt der Trailhardtails umschauen. So richtig geht das Konzept aber nur mit einer leichten und funktionalen Ausstattung auf. Kein einfacher Spagat für unter 2000 Euro. Während Dartmoor und Nukeproof sich vor allem in der Abfahrt gut schlagen, ist das NS Bikes eher ein Kandidat für Touren in leichtem Gelände. Die beste Kompromisslösung kommt von Rose. Mit dem Bonero 2 hat man in den meisten Situationen das richtige Mountainbike zur Hand.
Jan Timmermann, BIKE-RedakteurFoto: Georg GrieshaberJan Timmermann, BIKE-Redakteur

Die Details der vier Trailhardtails im Test

Eine hohe Front mit Riser-Lenker macht aus dem Dartmoor Primal einen Spezialisten für Bikepark-Spielereien.
Foto: Max Fuchs

Zahlen, Daten, Fakten zu den Hardtail-MTB

Einzelwertung

Jedes der Test-Bikes hat einen anderen Charakter. Ein breites Einsatzgebiet steigert den Alltagswert – vor allem für Bike-Novizen mit schmalem Geldbeutel. Doch auch die Spezialisten bringen Spaß.

Auf gebauten Flow-Strecken voller Anliegerkurven, kleiner Sprünge und Pumptrack-Elementen zählt vor allem ein gutes Handling. Starke Bremsen können hohe Geschwindigkeiten kontrollieren.Foto: BIKE-TestabteilungAuf gebauten Flow-Strecken voller Anliegerkurven, kleiner Sprünge und Pumptrack-Elementen zählt vor allem ein gutes Handling. Starke Bremsen können hohe Geschwindigkeiten kontrollieren.Bei der Fahrt über natürliche Singletrails müssen Bikes mit Steinen, Wurzeln und losem Boden klarkommen. Hier punkten eine sensible Federgabel und potente ReifenFoto: BIKE-TestabteilungBei der Fahrt über natürliche Singletrails müssen Bikes mit Steinen, Wurzeln und losem Boden klarkommen. Hier punkten eine sensible Federgabel und potente ReifenUnterwegs auf Tour kommt es auf das Gesamtpaket an: neben Gewicht, Rolleigenschaften und Antrieb vor allem auch auf die Sitzposition. Eine Vario-Stütze erhält den Fahrfluss in welligem Gelände.Foto: BIKE-TestabteilungUnterwegs auf Tour kommt es auf das Gesamtpaket an: neben Gewicht, Rolleigenschaften und Antrieb vor allem auch auf die Sitzposition. Eine Vario-Stütze erhält den Fahrfluss in welligem Gelände.

Die Punkte

Nach unserem preisunabhängigen Bewertungssystem können die günstigen Hardtails keine Bestnoten einfahren. Im Vergleich zu Nino Schurters “Formel-1”-Bike bleibt der Einsteiger-“Golf” einfach weit zurück. Mit deutlichen Punkteunterschieden finden sich im Test aber auch gute Bikes zum fairen Preis.

¹BIKE-Messwerte. ²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte (BIKE-Labormessung) und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. 
BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.).Foto: BIKE-Testabteilung¹BIKE-Messwerte. ²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte (BIKE-Labormessung) und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.).

Steifigkeiten

Alle Alu-Rahmen erreichen hohe Steifigkeitswerte – gut beim Pushen durch Anlieger. Auch schwere Fahrer sind mit diesen Hardtails gut beraten.

Grau: Stiffness-to-Weight (STW), der Quotient aus Steifigkeit 
und Rahmengewicht weiß: absolute Steifigkeit in Newton pro mm Auslenkung. 
Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt.Foto: BIKE-TestabteilungGrau: Stiffness-to-Weight (STW), der Quotient aus Steifigkeit und Rahmengewicht weiß: absolute Steifigkeit in Newton pro mm Auslenkung. Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt.

Laufradträgheit

Mit dicken Schlappen und schweren Laufrädern kommt das Nukeproof merklich schwerer aus dem Quark als die Konkurrenz. Am besten beschleunigt das NS Bikes.

Je niedriger der Wert, desto besser lassen sich 
die Laufräder beschleunigen.Foto: BIKE-TestabteilungJe niedriger der Wert, desto besser lassen sich die Laufräder beschleunigen.

Gewichte¹

Generell drücken die Einsteiger-Bikes ordentlich auf die Waage. Alleine an der Gabel liegt der Gewichtsunterschied zwischen Rose und Nukeproof bei 565 Gramm.

Gewicht¹: BIKE-Messwerte, ²mit Pedalen (350 g), ³ohne Dämpfer, mit Steckachse hinten, 
4mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.Foto: BIKE-TestabteilungGewicht¹: BIKE-Messwerte, ²mit Pedalen (350 g), ³ohne Dämpfer, mit Steckachse hinten, 4mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.

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