Florentin Vesenbeckh
· 17.06.2019
Vom gemütlichen Touren- und Commuter-Hardtail über ein komfortables Touren-Fully bis zum Vollgas-Trail-Bike zeigt Focus eine breite Palette an E-MTBs mit nagelneuem Bosch-Motor.
Für jeden das Passende! Nach diesem Motto hat Focus gleich drei neue E-MTBs mit dem brandneuen Bosch Performance CX Gen4-Motor vorgestellt. Anstatt ein Bike für alles – mit potentiell vielen Kompromissen – zu bauen, setzt die Stuttgarter Bike-Marke auf Spezialisierung. Für Trail-Liebhaber wurde das beliebte Jam² sportlicher und moderner, also länger und flacher gemacht und mit einem 625-Wh-Akku ausgestattet. Das neue Thron² stellt den Komfort in den Vordergrund und soll Touren-Biker genauso wie Alltags-Radler ansprechen. Das Hardtail Jarifa² gibt´s optional in einer vollausgestatteten Commuter-Variante mit Schutzblechen, Licht, Gepäckträger und Seitenständer. In dieser Variante heißt das Bike dann Aventura². Die Hardtails Jarifa² und Aventura² können mit einem zusätzlichen Aufbau-Akku auf bis zu 1125 Wattstunden, die fest am Bike sitzen (625 Wh Powertube-Akku plus 500 Wh Aufsatzakku), aufgebohrt werden.
Alle neuen Modelle kommen mit Alu-Rahmen und wechseln zu fairen Preisen den Besitzer. Los geht´s für 2699 Euro, das teuerste neue E-Bike von Focus kostet 4799 Euro. Alle Details zu Thron², Jarifa² und Aventura² gibt´s in diesem Artikel. Die Einzelheiten zum Trailbike Jam² folgen in diesem Artikel weiter unten.
Grundlage für die neuen Bikes ist der neue Bosch-Motor, der in seiner vierten Ausbaustufe in den Augen der Focus-Entwickler endlich bereit für den Einsatz an sportlichen E-Mountainbikes ist. Der Antrieb ist deutlich kleiner und mit 2,9 Kilo auch deutlich leichter geworden. Beide Werte liegen etwa auf Niveau des Shimano Steps E8000. Außerdem setzt der neue Antrieb nicht mehr auf die sehr kleinen und anfälligen Kettenblätter seines Vorgängers und hat einen spürbar geringeren Widerstand beim Treten ohne Unterstützung. Darüber hinaus ist er leiser geworden. In den Focus-Bikes kommen, je nach Modell, Powertube-Akkus mit 500 oder 625 Wattstunden zum Einsatz. Top: Die Akkuvarianten sind bei Focus weitestgehend kompatibel. Heißt: Wer ein Bike mit 625 Wh kauft, kann als Ersatzakku auch einen 600 Gramm leichteren 500er nutzen – und umgekehrt. Die 500er-Variante wiegt mit Cover und Adapter 3125 Gramm, die 625er 3710 Gramm. >> Alle Details zum neuen Bosch Performance CX Gen4 gibt´s hier!
Als sportlichstes Bike präsentiert Focus die Neuauflage des Jam². Länger, flacher, agiler: Das neue Jam² soll sich als E-Trailbike für anspruchsvolles Gelände und versierte Piloten profilieren. Dafür bietet es 150 Millimeter Federweg, die von Focus bekannte und patentierte F.O.L.D. Federungstechnik und die Wahl zwischen 27,5+ und 29-Zoll-Laufrädern. An den Ausfallenden sitzt ein Flipchip, mit dem sowohl die Kettenstrebenlänge, als auch die Tretlagerhöhe auf die beiden Laufradgrößen angepasst werden kann. Der neue Bosch-Motor wird bei allen Jam²-Modellen vom großen Powertube-Akku mit 625 Wattstunden angetrieben. Dieser sitzt im Unterrohr und kann mittels Schlüssel leicht entnommen werden.
Von den 2020er-Jams mit dem neuen Bosch-Motor gibt es zwei Ausstattungsvarianten, jeweils mit 27,5 oder 29 Zoll. Für 4299 Euro gibt´s das Jam² 6.7 mit günstigem Rockshox-Fahrwerk, 12fach-Shimano-SLX-Schaltung und Shimano 520-Vierkolbenbremsen. Die Variante 6.8 kostet 4799 Euro und setzt auf Shimano-XT-Schaltung und ein Fox-Fahrwerk mit 34er-Rythm-Gabel.
Das bisherige Jam² mit Shimano-Motor und T.E.C. Akku-Konzept (378 Wh fest im Unterrohr verbaut, 378 Wh im optionalen Aufbau-Akku) wird es weiter parallel zu den Bosch-Jams geben, sowohl in Alu-, als auch Carbonvarianten. Neu dabei: Die Bikes kommen serienmäßig mit dem Aufsatz-Akku, also insgesamt 756 Wattstunden.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist das Jam² mit Bosch-Motor deutlich moderner ausgelegt und sportlicher. Der Reach wächst um 20 Millimeter, die Kettenstreben weden 30 Millimeter kürzer und der Lenkwinkel um ein Grad flacher. Außerdem wurden die Schritte zwischen den vier Größen S bis XL größer, um eine breitere Range abzudecken. Die Kettenstrebenlänge lässt sich mittels Flipchip variieren, um das Bike sowohl für 29 Zoll, als auch 27,5 Zoll-Laufräder zu rüsten. In der kurzen Einstellung mit 27,5er-Hinterrad werden die Kettenstreben mit 427 Millimetern extrem kurz, was ein sehr verspieltes Handling verspricht. Theoretisch kann das Bike auch mit Laufradmix, also 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten gefahren werden. Das Bike wurde von den Focus-Entwicklern allerdings nicht explizit darauf ausgelegt. In Serie wird es keine Bikes mit dieser Kombi geben.
Wir konnten das 4799 Euro teure Jam² 6.8 Nine mit 29-Zoll-Laufrädern einen halben Tag auf den spaßigen Stuttgarter Home-Trails der Focus-Entwickler testen. Die andere Tageshälfte verbrachten wir auf dem tourigen Fully Thron². Das neue Focus Jam² hat sich zu einem erwachsenem E-Trailbike gemausert und liefert erfahrenen Bikern im Gelände eine Menge Fahrspaß.
Im Vergleich zum Thron² hat der Fahrer deutlich mehr Bewegungsspielraum, das gibt Sicherheit bei hohen Geschwindigkeiten und im anspruchsvollen Gelände. Der Hinterbau arbeitet sehr sensibel und gibt, typisch für das System von Focus, den Federweg eher großzügig frei. Dennoch erhält der Fahrer genug Feedback vom Untergrund. Sprungeinlagen und eine aktive Fahrweise sind mit dem neuen Jam² eine Freude. Obwohl das Bike kein ausgewiesenes Leichtgewicht ist, lässt es sich flink über den Trail bewegen. Etwas Körpereinsatz ist aber Voraussetzung dafür. Im Gegensatz zum Thron² lässt sich das E-Jam auch recht gut aufs Hinterrad bewegen. Nach unserem ersten Eindruck verlangt das Jam² an steilen Rampen bergauf etwas mehr Körpereinsatz, als das gutmütigere Thron². Kritik gibt´s für die zahme Reifenwahl, denn das schwache Profil und der mäßige Durchschlagschutz limitieren das Bike im härteren Geländeeinsatz früher, als es sein müsste.