Stefan Loibl
· 17.08.2020
Mit dem neuen Exceed mischt Canyon wieder mit im Kampf um Medaillen und Marathonsiege. Das Carbon-Hardtail wird leichter, überrascht mit durchdachten Details und bleibt ein reinrassiges Race-Bike.
Eigentlich hätten Mathieu van der Poel und Pauline Ferrand-Prevot am 28. Juni bei der Weltmeisterschaft in Albstadt auf dem neuen Exceed um Gold gekämpft. Doch dann kam Corona. Und die WM wurde auf Oktober in Leogang verschoben. Nun lässt Canyon die Katze aus dem Sack und schickt sein neues Exceed Race-Hardtail in den Startblock. Zwei Jahre lang hat das Entwickler-Team des Koblenzer Direktversenders mit dem Profi-Feedback seiner Worldcup-Fahrer an dem neuen Bike getüftelt. Herausgekommen ist ein leichtes, steifes Carbon-Hardtail, das durch seine Detaillösungen und viel Systemintegration heraussticht. Zukünftig wird es drei Qualitätsstufen des Exceed-Rahmens geben: die neue, superleichte CFR-Version mit einem Rahmengewicht ab 835 Gramm in den Topmodellen, die CF SLX-Variante mit 1015 Gramm in Bikes für 3700 bis 4700 Euro und das Exceed CF-Chassis mit 1312 Gramm in fünf Modellen ab 1700 Euro. Zum Vergleich: Der Vorgänger-Rahmen CF SLX wog im BIKE-Labor 991 Gramm, der CF SL in Größe L 1224 Gramm.
Um das Rahmengewicht der CFR-Variante zu drücken, setzt Canyon auf eine spezielle Carbonfaser. Diese Toray M40X-Fasern sollen sich durch eine besonders hohe Zugfestigkeit und Steifigkeit auszeichnen. Da sie sehr teuer ist, wird sie im Fahrradbau fast kaum verwendet. Durch den Einsatz dieses Materials kommt der Rahmen mit weniger Verstärkungslagen aus und wird leichter. Bei 835 Gramm soll die Waage inklusive Chainsuck-Blech, Kettenstrebenschutz, Schaltauge und Sattelklemme für den lackierten Rahmen in Größe M stehenbleiben. Damit dürfte Canyon nahe an den Stoll R1-Rahmen (Größe M) herankommen, den wir im BIKE-Testlabor mit 829 Gramm gemessen haben. Wir konnten bereits die etwas schwerere, weiß lackierte Exceed CFR Team in Größe L wiegen. Die bringt laut BIKE-Messung mit Steckachse und Kleinteilen 962 Gramm auf die Waage.
In Sachen Geometrie hat Canyon dem Exceed ein moderat-modernes Update verpasst. Der Lenkwinkel pendelt sich bei 69 Grad ein, der Reach wächst um zehn Millimeter und der Hinterbau wurde um zwei Millimeter eingekürzt. Bei der Vorbaulänge setzt Canyon über alle fünf Rahmengrößen (XS bis XL) und Modelle hinweg auf 80 Millimeter.
Wie bei den Rennradmodellen integriert Canyon die Sattelstützenklemmung ins Sitzrohr. Das ist nicht nur optisch ein Pluspunkt, sondern soll die Klemmung auch vor aufspritzendem Schlamm schützen. Aus demselben Grund verzichtet der Exceed-Hinterbau auf einen Steg zwischen den Sitzstreben, die Reifenfreiheit fällt zudem üppig aus und ermöglicht es, Pneus bis 2,4 Zoll Breite zu fahren. Auch den bekannten, auf dem Oberrohr sitzenden Lenkanschlagsbegrenzer („Impact Protection Unit“) hat der Versender beim neuen Exceed erstmals in die obere Steuersatzschale integriert. An der Funktionsweise ändert sich nichts. Auch bei der Kabelführung geht Canyon einen Schritt weiter. Die Züge verschwinden nun direkt unter dem Vorbau im neu entwickelten Steuersatz, auch eine Sattelstützen-Fernbedienung findet Platz. Dadurch spart man am Exceed am Steuerrohr jegliche Bohrungen für Zugeingänge, was sich positiv aufs Rahmengewicht auswirkt.
Die hintere Bremsaufnahme wurde ebenfalls abgespeckt und klemmt nun Scheibenbremsen mit Flat Mount-Standard. In der Hinterradachse kommt die bekannte Quixle-Steckachse zum Einsatz, deren Hebel für ein besseres Handling verlängert wurde. Das Schaltwerk sitzt zukünftig an einem UDH-Schaltauge, das mittlerweile viele Hersteller an ihren neu entwickelten Bikes einsetzen.
In Sachen Ausstattung fallen zwei Dinge ganz besonders auf: Ab dem Exceed CF SLX 8 bis zum Topmodell CFR LTD verbaut Canyon eine eigene Lenker-Vorbau-Einheit aus Carbon. Das 740 Millimeter breite Cockpit mit dem Namen „CP 0008“ wiegt 334 Gramm (BIKE-Messung) und hat eine Vorbaulänge von 80 Millimetern. Das Carbon-Cockpit soll es später auch einzeln geben. Zudem stattet Canyon einige seiner Exceed-Modelle exklusiv mit der D 232-Variostütze von DT Swiss aus. Die besitzt 60 Millimeter Hub und gibt's in einer 390 Gramm schweren Carbon-Version und einer 420 Gramm-Variante aus Aluminium.
Mit dem leichten CFR-Rahmen kommen die beiden Topmodelle. Das CFR Team für 5699 Euro im Team-Design von Alpecin Fenix, das mit 8,87 Kilo auch das leichteste Bike der Exceed-Palette ist. Das teuerste Modell ist das CFR LTD mit Sram XX1 AXS, Rockshox SID SL Ultimate und DT Swiss D 232 One für 6500 Euro (8,9 kg). Diese beiden Modelle liefert Canyon serienmäßig mit 80 Gramm leichten Tubolito-Schläuchen auf den 30 Millimeter breiten Carbon-Felgen aus.
Vom Exceed CF SLX gibt's zwei Modelle: das 8er für 3700 Euro mit der Sram X01 Eagle, Fox 32 SC Performance Elite und DT Swiss XRC 1700-Laufrädern. Gewicht: 9,9 Kilo. Das 9er-Modell (9,73 kg) schaltet für 4700 Euro dann elektronisch und dämpft Schläge mit der Rockshox SID Select+. Beide Modelle haben das Carbon-Cockpit und die DT Swiss D 232-Variostütze an Bord.
Den Einstieg in die Exceed-Welt muss man mit 1700 Euro bezahlen. Dafür bekommt man das Exceed CF 5 mit Sram NX Eagle, Rockshox Recon Silver-Gabel und Race Face AR25-Laufrädern. Davon gibt's auch ein Damenmodell (Exceed CF WMN 5). Das Gewicht soll bei 12,25 Kilo liegen. Darüber bietet Canyon das Exceed CF 6 für 2200 Euro und das CF 7 für 2700 Euro. Die neue Exceed-Familie ist ab sofort unter www.canyon.com verfügbar. Die CFR-Modelle dürften ein wenig später hinzukommen.