Adrian Kaether
· 27.04.2023
Mit dem 301 CE MK2 legt Liteville nicht nur sein Carbon E-MTB neu auf, sondern stellt auch das weltweit erste Serien E-Mountainbike mit dem lenkstabilisierenden K.I.S.-System vor. Außerdem bekommt das Liteville Shimanos neuen EP801 und einen neuen, besonders kompakten und ausdauernden Akku von BMZ.
Erst 2020 stellte die deutsche Innovationsschmiede Liteville ihr erstes E-MTB vor und sorgte damit gleich für Furore: Das erste Carbon-Bike der Marke war ein plüschig gefedertes E-Enduro mit viel Reserven und sattem Fahrgefühl.
Wenig verwunderlich also, dass die Konstrukteure aus Tacherting die bewährte Formel für die Neuauflage nur im Detail anfassen. Zumal Liteville ohnehin für eher lange Produktzyklen bekannt ist. Das neue 301 CE MK2 setzt daher im Vergleich zum Vorgänger auf einen fast identischen Rahmen und dieselbe Geometrie und Kinematik. 442 Millimeter kurze Kettenstreben kombiniert Liteville mit einem steilen Sitzwinkel von 77,9 Grad und einem Lenkwinkel von 64,6 Grad. Der Reach liegt bei eher moderaten 465 Millimetern in Größe L.
Die wichtigsten Neuerungen des Liteville 301 CE MK2 verstecken sich im Inneren des Bikes. So ist das Liteville das erste Serien-E-Mountainbike mit dem von Syntace-Mastermind Jo Klieber entwickelten K.I.S.-System, das beim 301 CE MK2 formschlüssig ins Oberrohr eingelassen ist. Das K.I.S. - Abkürzung für “Keep it Stable” - soll helfen, die Lenkung zu stabilisieren und damit die Kontrolle beim Biken in kniffligen Situationen verbessern.
Das K.I.S. arbeitet über ein vermeintlich simples Federsystem im Oberrohr, das die Lenkung mit sanftem Druck wieder in die zentrale Position zurückbringt. In ersten Tests im letzten Jahr konnten wir uns aber schon einen Eindruck von Kliebers neuer Idee verschaffen. Das Fazit: Das K.I.S.-System bringt bergab gerade auf rutschigem Untergrund, wie nassen Steinen oder Wurzeln, ein Plus an Fahrstabilität und Sicherheit. E-Mountainbiker profitieren auch bergauf, wo das K.I.S. nach kurzer Eingewöhnung das kontrollierte Lenken um besonders enge Kurven erleichtert, weil ein Abkippen der Lenkung auch mit modernen, flachen Lenkwinkeln effektiv verhindert wird.
Wie beim ersten Serien-MTB mit K.I.S.-System, dem Canyon Spectral, lässt sich auch beim neuen Liteville 301 CE MK2 die Federhärte einfach per Inbus regulieren. Allerdings setzt Liteville auf eine etwas rundere Konstruktion des Steuer-Konus, der die Übergänge des Lenkstabilisators etwas weicher werden lässt. Uns hat das in der Praxis besser gefallen, als das straffe, eher digitale K.I.S.-System am ersten motorlosen K.I.S-Mountainbike von Canyon.
Die zweite entscheidende Neuerung steckt im Unterrohr des Liteville 301 CE MK2. Nicht nur sorgt Shimanos neuer EP801 mit neuer Remote und neuem Display jetzt für Vortrieb, auch ein neuer Akku versorgt das System mit Strom. Es handelt sich dabei um den neuen 725-Wattstunden-Akku von BMZ, der mit nur 3807 Gramm (EMTB Messung) besonders leicht ausfällt und außerdem eine schlanke Bauform hat. So passt er in dasselbe Unterrohr, wie der Vorgänger-Akku von Simplo mit 630 Wattstunden.
Dadurch kann das neue Liteville E-Fully nicht nur die Features des neuen Shimano-Motors wie Free- oder Autoshift der Di2-Schaltwerke nutzen, sondern bekommt obendrein ein Reichweitenupgrade ohne nennenswertes Mehrgewicht. Wir testen Bike, Motor und Akku gerade ausführlich – mehr dazu demnächst auf unseren Kanälen.
Liteville-typisch: Ein richtig günstiges Modell des neuen 301 CE MK2 wird es nicht geben. Alle Bikes kommen mit demselben Rahmen, auch die günstigeren Varianten bewegen sich in puncto Ausstattung eindeutig im Premium-Segment. Los geht’s ab 8999 Euro, das von uns getestete Top-Modell mit Syntace-Carbon-Laufrädern, Srams X01-Funkschaltung und Fox-Factory-Fahrwerk wird für 12.999 Euro über die Ladentheke gehen. Bemerkenswert: Nach der Entwicklung einer eigenen, progressiven Stahlfeder für das Vorgängerbike kommen jetzt alle Modelle ausschließlich mit Luftdämpfer in den Handel. Ebenfalls ab Werk an allen Bikes: Ein schlank und schick integriertes Rücklicht von Lupine, das mit Strom aus dem Haupt-Akku versorgt wird.
Einstiegsmodell ist das Liteville 301 CE MK2 Elite für 8999 Euro. Hier steckt schon ein starkes Fahrwerk mit Fox 38 Performance Elite drin, dazu eine komplette XT-Gruppe. Mehr braucht es eigentlich nicht. Laut Liteville wiegt dieses Modell 23,5 Kilo.
Für 1000 Euro mehr, also 9999 Euro, wechselt das 301 CE MK2 Race den Besitzer. Hier gibt´s ein Rockshox-Fahrwerk mit ZEB-Ultimate-Gabel, eine X01-Schaltung und XT-Bremsen.
Das 301 CE MK2 Pro ist etwas weniger extrem ausgelegt. Die Fox 36 Factory hat nur 160 Millimeter Federweg, das Gewicht soll bei 22,8 Kilo landen. Kostenpunkt: 10.999 Euro.
Nur die aller feinste Ausstattung landet im 301 CE MK2 Limited. Die edlen Carbonlaufräder von Syntace sind ein Hingucker, das Fox Factory-Fahrwerk mit 38er-Gabel für härteste Einsätze ausgelegt. Geschaltet wird per Funk über die Sram Eagle AXS X01 - allerdings noch nicht mit der neuesten Transmission-Technologie. Die Bremsen sind bissige Magura MT7. Ab Werk ist hier ein hochwertiger Lupine-Frontscheinwerfer installiert - Fernlichtfunktion inklusive. 12.999 Euro sind für das Topmodell fällig.
Mit K.I.S., dem neuen BMZ-Akku und Shimanos EP801 verpasst Liteville dem 301 CE einige wichtige Updates. Das Fahrgefühl bleibt auch ohne Stahlfeder ausgesprochen satt und komfortabel. Das Liteville will damit kein straffes Race-Enduro sein, Fans von hohem Fahrkomfort und starken Klettereigenschaften bei trotzdem handlichem Fahrverhalten werden hier nach wie vor fündig. Hohe Fahrsicherheit!