Liteville 301 CE MK2Erstes E-MTB mit K.I.S. System im Test

Adrian Kaether

 · 27.04.2023

Liteville 301 CE MK2 // 12.999 Euro // 725 Wh // 23,24 kg // 29/27,5 Zoll // 170/160 mm
Foto: Josh Welz
Mit dem 301 CE MK2 legt Liteville nicht nur sein Carbon E-MTB neu auf, sondern stellt auch das weltweit erste Serien E-Mountainbike mit dem lenkstabilisierenden K.I.S.-System vor. Außerdem bekommt das Liteville Shimanos neuen EP801 und einen neuen, besonders kompakten und ausdauernden Akku von BMZ.

Erst 2020 stellte die deutsche Innovationsschmiede Liteville ihr erstes E-MTB vor und sorgte damit gleich für Furore: Das erste Carbon-Bike der Marke war ein plüschig gefedertes E-Enduro mit viel Reserven und sattem Fahrgefühl.

Wenig verwunderlich also, dass die Konstrukteure aus Tacherting die bewährte Formel für die Neuauflage nur im Detail anfassen. Zumal Liteville ohnehin für eher lange Produktzyklen bekannt ist. Das neue 301 CE MK2 setzt daher im Vergleich zum Vorgänger auf einen fast identischen Rahmen und dieselbe Geometrie und Kinematik. 442 Millimeter kurze Kettenstreben kombiniert Liteville mit einem steilen Sitzwinkel von 77,9 Grad und einem Lenkwinkel von 64,6 Grad. Der Reach liegt bei eher moderaten 465 Millimetern in Größe L.

Liteville 301 CE MK2 Limited mit Keep-It-Stable-System im Vorbau.Foto: Josh WelzLiteville 301 CE MK2 Limited mit Keep-It-Stable-System im Vorbau.

Die Fakten zum Liteville 301 CE MK2 mit K.I.S.

  • Motor: Shimano EP801 (85 Newtonmeter)
  • Akku: BMZ, 725 Wh, entnehmbar, 3807 Gramm (EMTB-Messwert)
  • Federweg: 170 / 160 Millimeter
  • Laufradgröße: 29 /27,5 Zoll
  • Carbonrahmen mit Alu-Hinterbau
  • Alle Modelle kommen mit dem innovativen Stabilisierungssystem K.I.S.
  • Vier Ausstattungsvarianten ab 8999 Euro
  • Vier Größen: S, M, L, XL - Größe S mit 625er-Akku
  • 23,24 kg (EMTB-Messsung)
  • Ab Werk mit schlank integriertem Lupine-Rücklicht

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Stabilisiert: Das erste E-Mountainbike mit K.I.S.

Die wichtigsten Neuerungen des Liteville 301 CE MK2 verstecken sich im Inneren des Bikes. So ist das Liteville das erste Serien-E-Mountainbike mit dem von Syntace-Mastermind Jo Klieber entwickelten K.I.S.-System, das beim 301 CE MK2 formschlüssig ins Oberrohr eingelassen ist. Das K.I.S. - Abkürzung für “Keep it Stable” - soll helfen, die Lenkung zu stabilisieren und damit die Kontrolle beim Biken in kniffligen Situationen verbessern.

Wenige Teile, große Wirkung: Über die kleinen Flügel am Steuerrohr ändern sich die Hebelverhältnisse beim Einlenken. Da das Band darüber abrollt, entsteht keine Reibung. Im internen Sprachgebrauch bei Syntace wird K.I.S. auch mit „Kein Instabiler Scheiß“ übersetzt.
Foto: Syntace

Das K.I.S. arbeitet über ein vermeintlich simples Federsystem im Oberrohr, das die Lenkung mit sanftem Druck wieder in die zentrale Position zurückbringt. In ersten Tests im letzten Jahr konnten wir uns aber schon einen Eindruck von Kliebers neuer Idee verschaffen. Das Fazit: Das K.I.S.-System bringt bergab gerade auf rutschigem Untergrund, wie nassen Steinen oder Wurzeln, ein Plus an Fahrstabilität und Sicherheit. E-Mountainbiker profitieren auch bergauf, wo das K.I.S. nach kurzer Eingewöhnung das kontrollierte Lenken um besonders enge Kurven erleichtert, weil ein Abkippen der Lenkung auch mit modernen, flachen Lenkwinkeln effektiv verhindert wird.

Mit dem innovativen K.I.S. hält das E-Mountainbike leichter die Spur. Gerade bei rutschigen, schwierigen Verhältnissen ist das ein unsichtbares Plus an Fahrsicherheit.Foto: Markus GreberMit dem innovativen K.I.S. hält das E-Mountainbike leichter die Spur. Gerade bei rutschigen, schwierigen Verhältnissen ist das ein unsichtbares Plus an Fahrsicherheit.

Wie beim ersten Serien-MTB mit K.I.S.-System, dem Canyon Spectral, lässt sich auch beim neuen Liteville 301 CE MK2 die Federhärte einfach per Inbus regulieren. Allerdings setzt Liteville auf eine etwas rundere Konstruktion des Steuer-Konus, der die Übergänge des Lenkstabilisators etwas weicher werden lässt. Uns hat das in der Praxis besser gefallen, als das straffe, eher digitale K.I.S.-System am ersten motorlosen K.I.S-Mountainbike von Canyon.

Shimano EP801 und neuer BMZ-Akku: Der Antrieb des Liteville 301 CE MK2

Die zweite entscheidende Neuerung steckt im Unterrohr des Liteville 301 CE MK2. Nicht nur sorgt Shimanos neuer EP801 mit neuer Remote und neuem Display jetzt für Vortrieb, auch ein neuer Akku versorgt das System mit Strom. Es handelt sich dabei um den neuen 725-Wattstunden-Akku von BMZ, der mit nur 3807 Gramm (EMTB Messung) besonders leicht ausfällt und außerdem eine schlanke Bauform hat. So passt er in dasselbe Unterrohr, wie der Vorgänger-Akku von Simplo mit 630 Wattstunden.

Im Liteville steckt der neue Shimano EP801.
Foto: Josh Welz

Dadurch kann das neue Liteville E-Fully nicht nur die Features des neuen Shimano-Motors wie Free- oder Autoshift der Di2-Schaltwerke nutzen, sondern bekommt obendrein ein Reichweitenupgrade ohne nennenswertes Mehrgewicht.

Ab 8999 Euro: Modelle und Ausstattungen des neuen Liteville E-MTBs

Liteville-typisch: Ein richtig günstiges Modell des neuen 301 CE MK2 wird es nicht geben. Alle Bikes kommen mit demselben Rahmen, auch die günstigeren Varianten bewegen sich in puncto Ausstattung eindeutig im Premium-Segment. Los geht’s ab 8999 Euro, das von uns getestete Top-Modell mit Syntace-Carbon-Laufrädern, Srams X01-Funkschaltung und Fox-Factory-Fahrwerk wird für 12.999 Euro über die Ladentheke gehen. Bemerkenswert: Nach der Entwicklung einer eigenen, progressiven Stahlfeder für das Vorgängerbike kommen jetzt alle Modelle ausschließlich mit Luftdämpfer in den Handel. Ebenfalls ab Werk an allen Bikes: Ein schlank und schick integriertes Rücklicht von Lupine, das mit Strom aus dem Haupt-Akku versorgt wird.

Einstiegsmodell ist das Liteville 301 CE MK2 Elite für 8999 Euro. Hier steckt schon ein starkes Fahrwerk mit Fox 38 Performance Elite drin, dazu eine komplette XT-Gruppe. Mehr braucht es eigentlich nicht. Laut Liteville wiegt dieses Modell 23,5 Kilo.

Für 1000 Euro mehr, also 9999 Euro, wechselt das 301 CE MK2 Race den Besitzer. Hier gibt´s ein Rockshox-Fahrwerk mit ZEB-Ultimate-Gabel, eine X01-Schaltung und XT-Bremsen.

Das 301 CE MK2 Pro ist etwas weniger extrem ausgelegt. Die Fox 36 Factory hat nur 160 Millimeter Federweg, das Gewicht soll bei 22,8 Kilo landen. Kostenpunkt: 10.999 Euro.

Enge Kehren mit flachem Lenkwinkel werden mit K.I.S.-System im Rahmen wesentlich besser handhabbar.Foto: Markus GreberEnge Kehren mit flachem Lenkwinkel werden mit K.I.S.-System im Rahmen wesentlich besser handhabbar.

Nur die aller feinste Ausstattung landet im 301 CE MK2 Limited. Die edlen Carbonlaufräder von Syntace sind ein Hingucker, das Fox Factory-Fahrwerk mit 38er-Gabel für härteste Einsätze ausgelegt. Geschaltet wird per Funk über die Sram Eagle AXS X01 - allerdings noch nicht mit der neuesten Transmission-Technologie. Die Bremsen sind bissige Magura MT7. Ab Werk ist hier ein hochwertiger Lupine-Frontscheinwerfer installiert - Fernlichtfunktion inklusive. 12.999 Euro sind für das Topmodell fällig.

Fazit Adrian Kaether, EMTB Magazin

Mit K.I.S., dem neuen BMZ-Akku und Shimanos EP801 verpasst Liteville dem 301 CE einige wichtige Updates. Das Fahrgefühl bleibt auch ohne Stahlfeder ausgesprochen satt und komfortabel. Das Liteville will damit kein straffes Race-Enduro sein, Fans von hohem Fahrkomfort und starken Klettereigenschaften bei trotzdem handlichem Fahrverhalten werden hier nach wie vor fündig. Hohe Fahrsicherheit!
EMTB-Redakteur Adrian KaetherFoto: Georg GrieshaberEMTB-Redakteur Adrian Kaether

Testbericht Liteville 301 CE MK2

Das von uns getestete Top-Modell mit Syntace-Carbon-Laufrädern, Srams X01-Funkschaltung und Fox-Factory-Fahrwerk soll für stolze 12.999 Euro über die Ladentheke gehen. Auffällig: Alle MK2-Modelle federn mit Luftdämpfer, die eigens für das MK1 entwickelte progressive Stahlfeder fehlt im Line-up.

Komfortwunder: Das Liteville 301 CE MK2 wurde ausführlich in Labor und Praxis getestet.Foto: Adrian KaetherKomfortwunder: Das Liteville 301 CE MK2 wurde ausführlich in Labor und Praxis getestet.

Auf dem Trail macht sich das mit etwas mehr Popp und Gegenhalt im Hinterbau positiv bemerkbar. Noch immer liegt das 301 CE satt und komfortabel auf der Strecke. Auch mit leichten Parts vermittelt das traktionsstarke Bike ein klassisches E-Bike-Fahrgefühl, der tolle Federungskomfort und die hohe Front geben viel Sicherheit auf langen und steilen Abfahrten. Dennoch bleibt das Liteville auch bei geringerem Tempo wendig und ist gut in die Luft zu ziehen. Für sportliche Enduro-Piloten wollen allerdings weder das plüschige Fahrwerk, noch die dicken Reifen und der kurze Reach mit hoher Front so richtig passen.

Mit üppigem Federweg und satten Reserven ist das Liteville eher fahrstarker Tourer als Race-Enduro. Bergauf steigt das Vorderrad zwar etwas, viel Traktion und eine vorderradorientierte Sitzposition zahlen aber aufs Punktekonto ein. Das K.I.S.-System erleichtert das Steuern durch besonders enge Kurven, hält sich beim 301 CE aber sonst angenehm im Hintergrund. Die geglätteten Lenkbewegungen durch das K.I.S. machen sich auf dem Trail erst richtig bemerkbar, wenn man zwischen minimaler und maximaler Vorspannung wechselt. Ein gänzlich neues Fahrgefühl entsteht durch das System nicht. Schade: In unserem Test-Bike klapperte der Akku laut, das hinterließ keinen wertigen Eindruck.

Der Motor: Shimano EP801

Wo es mit dem EP8 noch schwerfiel, mit Bosch-Bikes in vollem Galopp mitzuhalten, fährt das Liteville mit EP801 jetzt recht locker nebenher. Wir wollten es genau wissen und haben den EP801 auf dem Rollenprüfstand des Prüflabors PT Labs zum direkten Vergleich gegen den EP8 und Boschs CX gebeten. Das Ergebnis: Mit bis zu 544 Watt am Hinterrad sticht der EP801 seinen Vorgänger im relevanten Kadenzbereich von 60 bis 110 Kurbelumdrehungen pro Minute deutlich aus und liegt damit nahe an der Leistung von Boschs CX.

Der Vorteil des Shimano-Motors: Wie bisher gibt der Motor die Leistung auch schon bei 100 Watt Fahrerleistung frei, während man dafür bei Bosch mindestens 180 Watt treten muss. Echte 84 Newtonmeter auf der Messwelle sind ebenfalls stattlich. Das Fahrgefühl des EP801 gleicht dem Vorgänger. Die Leistung wird dosiert und gleichmäßig abgegeben, der Motor hängt gut am Fuß und tut sich – dank gestiegenem Punch – in technischen Schlüsselstellen oder beim Anfahren leichter. Eine verringerte Effizienz können wir nicht vermelden. Spätestens das macht den leichten Motor wieder konkurrenzfähig, auch wenn Antriebsgeräusch und Klappern bergab wie bisher bestehen bleiben.

Die Motoren im VergleichFoto: EMTB-TestabteilungDie Motoren im Vergleich

Testfazit zum Liteville 301 CE MK2 von Adrian Kaether, EMTB-Tester:

Auch in der neuen Version bleibt Litevilles 301 CE ein gutmütiges und sehr komfortables Touren-Enduro. Für Racer gibt es bessere Bikes, doch wer lange Abfahrten mit vielen Tiefenmetern oder auch technisch anspruchsvolle Uphills im alpinen Raum auf der Agenda hat, findet im Liteville einen guten Partner. Der neue Motor und Akku bringen mehr Power und Reichweite ohne Mehrgewicht, top! Das deutliche Klappern bergab sollte bei diesem Preis aber nicht vorkommen.
Adrian Kaether, EMTB-TesterFoto: PrivatfotoAdrian Kaether, EMTB-Tester

Technische Daten und Noten zum Liteville 301 CE MK2

Herstellerangaben

  • Preis: 12.999 Euro
  • Größen (Sitzrohr) / Rahmenmaterial: S, M, L (getestete Größe 47,5 cm), XL / Carbon

Messwerte²

  • Gewicht²: 23,2 kg
  • Reichhöhe¹: 1672 (+0)hm
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,6 km/h
  • Schwerpunkthöhe: 536 mm
  • Lenkerbreite: 780 mm
  • Kurbellänge / Q-Faktor: 160 mm / 178 mm
  • Bodenfreiheit⁴: 498 mm

Ausstattung

  • Motor: Shimano EP801
  • Max. Drehmoment³: 85 Nm
  • Akku³/ -Gewicht²/ Preis Ersatz-Akku: BMZ V10, 725 Wh / 3807 g / 900 Euro
  • Schaltung: Sram X01 Eagle AXS (12fach)
  • Übersetzung (v. / h.): 34; 10–52
  • Display: SC-EN600
  • Zul. Gesamtgewicht³: 150 kg
  • Gabel / Dämpfer: Fox 38 Factory Grip2 / Float X2 Factory
  • Federweg vorne/hinten: 170/160 mm
  • Teleskopstütze: Eightpins, bis 220 mm
  • Bremse / Disc Ø (vorne / hinten): Magura MT7 / 203 mm / 203 mm
  • Laufräder: Syntace C33i Straight MX Carbon
  • Reifen: Maxxis Dissector EXO, 29 x 2,6" / Minion DHR II EXO+, 27,5 x 2,8"

EMTB-Testurteil⁵: 8,5 Punkte - sehr gut

Liteville 301 CE MK2 - GeometriedatenFoto: EMTB-TestabteilungLiteville 301 CE MK2 - GeometriedatenLiteville 301 CE MK2 - CharakteristikFoto: EMTB-TestabteilungLiteville 301 CE MK2 - CharakteristikLiteville 301 CE MK2 - TestdiagrammFoto: EMTB-TestabteilungLiteville 301 CE MK2 - Testdiagramm

¹ Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 90 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.

² Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.

³ Herstellerangabe

Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad

Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.

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