Adrian Kaether
· 06.12.2021
Eine frische Kinematik, ein leichterer und stabilerer Rahmen, eine neue Geometrie. Canyon spendiert dem Torque ein großes Update und macht das Park-Bike fit für die nächste Saison.
Das Torque soll ein Mountainbike für alles sein. Für lange Bikepark-Trips nach Whistler und an Port du Soleil im Sommer, kleine Shuttle-Runs im Winter und für den Hometrail dazwischen. Ausdrücklich auch, wenn der Trail konventionell über reine Muskelkraft erschlossen wird. Damit diese Rechnung aufgeht, haben die Canyon-Ingenieure am neuen Torque jede Schraube umgedreht.
Sowohl der Carbon- als auch der Alu-Rahmen sollen 200 Gramm leichter sein als bisher und trotzdem steifer. Eine progressivere Kinematik und die kleine Flasche, die jetzt in den Rahmen passt, helfen bei kleinen Anstiegen und großen Sprüngen. Große Laufräder gibt’s für bestes Überrollverhalten. Wer will, kann das Canyon Torque aber auch als Mullet-Bike oder wie bisher in 27,5-Zoll bekommen.
Übrigens: Wir konnten das neue Torque ausführlich testen. Wie es sich im Vergleich mit den besten Enduros von Rocky Mountain, Cannondale, GT, Scor, Kavenz, Salsa und YT schlägt, lesen Sie im Highend-Enduro-Test in BIKE 2/2022 – ab 4. Januar am Kiosk, in der App und im Onlineshop.
Mit einem optimierten Layup und einer geänderten Struktur soll dem neuen Torque-Rahmen der Spagat aus Leichtbau und Steifigkeit gelingen. Anders als beim neuen Spectral, bei dem das Rahmengewicht eine höhere Priorität hat, wird beim Torque aber nach wie vor die Stabilität in den Vordergrund gestellt.
Denn das Bike soll auch viele Saisons im Bikepark gut verkraften. Der Rahmen wurde daher nach der Downhill-Norm ASTM 5 geprüft. Vor diesem Hintergrund ist das Gewicht von 2772 Gramm für den Rahmen ohne Dämpfer anständig – der neue 29er-Rahmen wiegt so tatsächlich circa 150 Gramm weniger als der Vorgänger in 27,5 Zoll (BIKE-Messwert). Allerdings ist der Rahmen unseren Messungen im BIKE-Testlabor nach auch etwas weniger steif, was in der Praxis jedoch nicht negativ auffiel.
Zusätzlich zum Carbon-Rahmen wird es das Torque auch in Aluminium geben. Dank einer speziell auf Alu abgestimmten Rahmenform soll auch der Alu-Rahmen gegenüber dem Vorgänger 200 Gramm eingespart haben. Trotz massiver Freeride-Felgen mit Maxxis-Double-Down-Reifen und 38er-Gabeln sollen die Alu-Modelle so bei guten 16 Kilogramm ohne Pedale landen.
Sechs Torque-Modelle für 2022 wird es ingesamt geben. Vier in Carbon und zwei in Aluminium. Das CF8 (4499 Euro) und das Fabio-Wibmer-Modell (5499 Euro) setzen auf den Laufradmix aus 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten. Alle anderen Modelle des neuen Torque gibt es wahlweise in 27,5 oder 29 Zoll.
Mit einem Lenkwinkel von 63,1 Grad in der tiefen Flipchip-Einstellung gehört unser Testbike in 29 Zoll und Größe L zu den flachsten Bikes, die wir je getestet haben. Flichip? Richtig gehört, denn das neue Torque kommt nicht nur erstmals mit großen Laufrädern, sondern verfügt auch über eine Möglichkeit zur Schnellverstellung der Geometrie in der Dämpferanlenkung. Zumindest beim Carbon-Modell. So kann die lange und flache Geometrie bei Bedarf etwas gezähmt werden.
Der Reach des Bikes fällt mit 488 Millimetern drei Zentimeter länger aus als beim Vorgänger. Durch den steilen Sitzwinkel von 78,1 beziehungsweise 78,6 Grad sitzt man trotzdem eher kompakt, die Kettenstreben von 440 Millimeter harmonieren gut mit der längeren Front. Wer das Heck lieber etwas kürzer mag, sollte zu einem Bike mit kleinem Hinterrad greifen. Insgesamt ist das Torque durch die Überarbeitung länger geworden, was nur zum Teil auf die größeren Laufräder unseres 2022er-Testbikes zurückzuführen ist.
Damit das Bike der laufruhigeren Geometrie auch gerecht wird, haben die Canyon-Ingenieure auch die Kinematik leicht überarbeitet. Der Hinterbau soll nun etwas progressiver ausfallen, damit mehr Reserven für hohe Geschwindigkeiten, große Sprünge und tiefe Drops bleiben. Dank des höheren Anti-Squat-Werts in der ersten Hälfte des Federweges soll das neue Torque aber auch effizienter Pedalieren als der Vorgänger.
In der Praxis zeigt sich das Canyon vor allem nahbar und unkompliziert. Trotz der Länge fühlt man sich auf dem Koblenzer Freerider schnell wohl und kann die Bremsen nach nur kurzer Eingewöhnungszeit voll offen lassen. Dank des tiefen Tretlagers steht man gut integriert im Rad, das Fahrwerk überzeugt und bügelt auch große Unebenheiten souverän aus.
Wie sich das neue Torque im Vergleich mit den besten MTB-Enduros von Rocky Mountain, Cannondale, GT, Scor, Kavenz, Salsa und YT schlägt, lesen Sie im großen Highend-Enduro-Test in BIKE 2/2022.