Florentin Vesenbeckh
· 10.05.2023
Mit dem Vitus E-Sommet VR hat der irische Hersteller ein starkes E-Enduro zum kleinen Preis aufgelegt. Geometrie, Fahrwerk und Ausstattung garantieren Fahrspaß. Beim Motor macht sich aber der Sparzwang bemerkbar.
Wer es auf anspruchsvolle Abfahrten, Bikepark-Ausflüge und große Sprünge abgesehen hat, findet unter 5000 Euro nur wenige Optionen. Mit dem E-Sommet VR, das in Deutschland nur direkt über den Versender fahrrad.de zu bekommen ist, liegt man aber goldrichtig. Unser Praxistest mit sechs E-Fullys bis 5500 Euro zeigt, dass sich bei diesem E-Enduro jemand die richtigen Gedanken über die Bedürfnisse von Gravity-Bikern gemacht hat. Die Konstrukteure setzen auf ein kleines Hinterrrad und kurze Kettenstreben für ein spaßiges Handling und investieren in Fahrwerk und Reifen. Für 4500 Euro sucht dieses Paket seinesgleichen.
Abstriche muss man dagegen beim Antrieb machen. Der alte E7000-Motor von Shimano liefert spürbar weniger Schub und ist zugleich schwerer und größer als aktuellere Modelle wie der EP8. Hinzu kommt ein kleiner 500-Wh-Akku, der bei voller Unterstützung nur knapp über 1000 Höhenmeter liefert. Zusammen mit dem etwas älteren Motor taugt das eher für ein paar entspannte Shuttle-Runden bei geringer Unterstützung als für lange Vollgas-Uphills auf Trails. Doch die sind ohnehin nicht die Stärke des Bikes. Die Sitzposition ist sportlich angehaucht.
Neben dem schwächeren Motor ist auch die Geometrie nicht auf fiese Kletterpartien ausgelegt. Die Traktion ist zwar gut, wegen des kurzen Hinterbaus steigt die Front aber früh. Oben angekommen beginnt die Paradedisziplin des E-Sommet. Im Downhill steht man dank tiefem Tretlager angenehm integriert hinter der hohen Front. Das gibt in Steilstücken viel Sicherheit. Der tiefe Schwerpunkt sorgt zudem für eine exzellente Kurvenlage.
Die Geometrie des E-Sommet ist gelungen, für Enduro-Verhältnisse sind Lenkwinkel und Radstand gemäßigt. Gemeinsam mit den kurzen Kettenstreben führt das zu einem verspielten Handling. Das Bike lässt sich leicht in den Bunny-Hop oder aufs Hinterrad ziehen und eignet sich damit besonders für aktive Fahrer, die nicht nur plump über Steinfelder rumpeln wollen. Allerdings: Zu schwer sollten die Piloten nicht sein. Bei 120 Kilo zulässigem Systemgewicht ist schon bei knapp 95 Kilo Fahrergewicht Schluss.
Das gelungene Fahrwerk mit Superdeluxe-Dämpfer und dicker Rockshox Domain Gabel bietet viel Reserven und Gegenhalt. Bodenloses Staubsauger-Feeling kommt nicht auf. Die starke Maxxis-Bereifung mit robuster Karkasse und weicher Gummimischung ist selbst in der Highend-Liga keine Selbstverständlichkeit. Ebenfalls stark: Das Bike ist im Downhill sehr leise, das wirkt sehr wertig.
Wer auf einen Top-Antrieb verzichten kann, bekommt mit dem E-Sommet ein super E-Enduro zum fairen Preis. Ausgewogene Geometrie, gutes Fahrwerk, stimmige Ausstattung: Spaßgarantie! – Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB
¹ Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 90 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.
² Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.
³ Herstellerangabe
⁴ Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad
⁵ Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.