Adrian Kaether
· 24.02.2021
10 Jahre ist es her, dass bei Haibike das erste Serien-E-MTB vom Band lief. Zum Jubiläum gönnen sich die Schweinfurter ein extravagantes All Mtn.
Specialized, Canyon, Giant oder Trek hätte man es sicherlich zugetraut. Doch dass ausgerechnet Haibike der Konkurrenz auf der Eurobike 2010 die Schau stehlen würde, hätte vorher kaum jemand für möglich gehalten. Der Trumpf der Schweinfurter Bikeschmiede, die bis dahin eher mäßig erfolgreich konventionelle Räder gebaut hatte: das erste Serien-E-MTB überhaupt.
eQ XDuro hieß das Bike, dass dank Fullsuspension-Layout und einer für damalige Verhältnisse relativ modernen Geometrie den E-Motor ins Gelände bringen sollte. Der Clou an Haibikes Konzept: Der klassische E-Antrieb von Bosch wurde gedreht verbaut, um das Bike nicht übermäßig in die Länge zu ziehen und damit ein möglichst natürliches Handling zu ermöglichen. Aus heutiger Sicht war das Bike sicher alles andere als modern, stand jedoch der konventionell angetriebenen Konkurrenz damals in nicht viel nach.
Obwohl eingefleischte Biker skeptisch blieben, läutete das eQ XDuro eine Kehrtwende ein. Sowohl für den gesamten Fahrradmarkt als auch für Haibike selbst, die sich damit über Nacht zum Spitzenreiter einen neuen Bewegung mauserten. Besonders die Händler erkannten schnell das Potential des E-Bikes, das dank breiter Reifen und Federelemente das Rentnerimage hinter sich ließ und ins sportliche Lager wechselte. Gut für das Image und gut für die Verkaufszahlen. So war das eQ XDuro binnen kurzer Zeit ausverkauft und die Produktion konnte im ersten Jahr den Bedarf überhaupt nicht decken.
Diesen Februar jährt sich die Auslieferung der ersten Serienbikes des eQ XDuro zum zehnten Mal. Grund genug für Haibike, das bislang progressivste Modell, das All Mtn, in einer Special Edition neu aufzulegen. Und die kann sich sehen lassen: Feinste Anbauteile wie die Carbonlaufräder DT Swiss HXC 1200 Spline und elektronische Sram-AXS-Komponenten bei Antrieb und Sattelstütze, Bremsen aus Shimanos XTR-Regal und ein Carbonlenker von Raceface werden kombiniert mit dem bekannten Yamaha PW-X2 Antrieb mit 600-Wattstunden-Akku und einer Neuauflage des Vollcarbon-Rahmens in edlem Grau im Metallic-Look. Das Fahrwerk bietet weiterhin 160 Millimeter Hub. Öhlins-Teile sorgen mit dem gelben Logo auf schwarzem Grund für den zusätzlichen Hinguck-Faktor. Der Preis liegt jedoch entsprechend hoch: Glatte 10000 Euro sind für das All Mtn SE fällig.
Eine Investition, die sich immerhin an der Waage bezahlt macht. Bei 22,57 Kilogramm¹ pendelt sich das Gewicht ein. Mit dem schweren Yamaha-Motor und -Akku ein Top-Wert. Die Special Edition ist damit fast ein Kilogramm leichter als das bisherige Topmodell All Mountain 7. Unverändert dagegen: das souveräne Handling. Dank des steilen Sitzwinkels (75,5 Grad¹) und der langen Kettenstreben (462 Millimeter¹) tritt sich das Haibike exzellent bergauf, der Motor ist kraftvoll und unterstützt schon bei geringer Tretleistung energisch.
Bergab gefällt die sportliche Geometrie, die dank des langen Reachs von 481 Millimetern¹ an unserem Testmodell in Größe XL und des flachen Lenkwinkels von 64,5 Grad¹ für viel Sicherheit sorgt. Wegen des kleinen 27,5-Zoll-Hinterrades bleibt eine gewisse Agilität erhalten, enge Haken schlägt das All Mtn aber trotzdem nur ungern. Dafür gehören technische Passagen und auch Sprünge zur absoluten Komfortzone des Jubiläumsmodells aus Schweinfurt.
Kleiner Wehrmutstropfen: Das Öhlins-Fahrwerk funktioniert zwar im Grundsetup gut und komfortabel, braucht jedoch bei zügiger Fahrweise ein geübtes Händchen beim Einstellen oder rauscht sonst recht schnell durch den Federweg.
Alle Infos zum Haibike All Mtn inklusive Geometriedetails und einem ersten Fahreindruck des Standardmodells finden Sie in unserer Neuvorstellung, weitere Einzelheiten zum All Mtn SE auf der Website des Herstellers.
(¹ BIKE-Messung)