Update: Der Deutsche Alpenverein hat sich geäußert und unsere Fragen schriftlich beantwortet. Das Interview lest ihr weiter unten im Text.
Einig sind sich alle Parteien seit Jahren: Der Nutzungsdruck auf den Münchner Isar-Trails ist zu groß. Naturschutzverbände pochten auf einen Ausschluss von Bikern aus dem Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet), Grundstücksbesitzer wollten den Wildwuchs an neu eingefahrenen Trails nicht länger hinnehmen und Mountainbiker bestanden auf ihr Waldbetretungsrecht. Nach vielen Diskussionen am Runden Tisch, zahlreichen örtlichen Begehungen und Anhörungen hatten sich Behörden, Grundstücksbesitzer sowie Natur- und Radsportverbände schließlich im Jahr 2017 auf diesen Kompromiss geeinigt und bei der Stadt eingereicht:
Passiert ist danach fast sieben Jahre lang nichts. Blockiert hat den Prozess scheinbar die rechtliche Frage „Mit oder ohne Verordnung?“ Sprich: mit oder ohne Sperrungen für Mountainbiker. Dabei hatte man sich ja im Kompromiss-Konzept darauf geeinigt, von flächendeckenden Verboten abzusehen. Weitere Diskussionen waren die Folge.
Seit Ende Februar 2024 ist es nun aber amtlich: Das Projekt Lenkungskonzept im Naherholungsraum Isar wird umgesetzt. Zwischen Marienklause und Großhesseloher Brücke und weiter bis nach Schäftlarn wird in den nächsten Jahren ein definiertes Wegenetz für Mountainbiker ausgewiesen. Für die Umsetzung und Beschilderung hat der Ausschuss für Klima- und Umweltschutz des Münchner Stadtrats 1,35 Millionen Euro bereitgestellt. Die Trägerschaft und Instandhaltung der Wege übernimmt die Münchner Sektion des Deutschen Alpenvereins, die seit 2010 mit am Verhandlungstisch sitzt und selbst wöchentliche Bike-Gruppenausfahrten auf den Isar-Trails unternimmt.
Wir haben beim Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion München angefragt und um eine Stellungnahme gebeten. In einem schriftlichen Interview hat uns Tabea Draese, Ressortleitung Natur-, Umwelt- & Klimaschutz, folgende Antworten über die nun folgenden Schritte gegeben.
BIKE: Wird der Kompromiss-Beschluss von 2017 umgesetzt oder haben sich inzwischen Änderungen ergeben?
Tabea Draese: Das Lenkungskonzept aus 2017 dient als Grundlage und wird vermutlich in Teilen Anwendung finden. Aufgrund von räumlichen und vertraglichen Veränderungen wird das Lenkungskonzept weiterentwickelt werden müssen.
2021 hattet ihr mal angekündigt, eventuelle Sperrungen für Biker*innen nicht akzeptieren zu wollen. Wie sieht es damit zum jetzigen Zeitpunkt aus?
Generelle Sperrungen werden nicht akzeptiert. Möglich sind Sperrungen aufgrund von besonderen Ruhe-/Schutzzonen, sowie in Bereichen, in denen die Wegesicherheit nicht gewährleistet werden kann. Da das Isartal eine eigendynamische Flusslandschaft ist, gilt es hier aktuell und für konkrete Streckenabschnitte zu entscheiden.
Wann genau und wie geht ihr jetzt vor? Habt ihr einen groben Zeitplan?
Bis zur Umsetzung stehen einige weitere Zwischenschritte an, die auch noch Zeit in Anspruch nehmen werden. Im ersten Schritt müssen wir als Alpenverein München & Oberland die vertraglichen Grundlagen mit den beteiligten Partnern Landeshauptstadt München, Landkreis München und Bayerische Staatsforsten sowie den weiteren Grundstückseigentümern schaffen. Über eine europaweite Ausschreibung werden wir eine erfahrene Trail-Baufirma für die Errichtung des Wegenetzes suchen. Diese Ausschreibung kann wieder einige Monate dauern, da sie eine gründliche Evaluierung der Angebote erfordert und die Auswahl des geeigneten Anbieters sorgfältig abgewogen werden muss.
Erste Umsetzungen konkreter Maßnahmen, wie den Wegebau und die Beschilderung, werden voraussichtlich im Jahr 2025 beginnen. Dieser Zeitrahmen berücksichtigt die notwendigen Vorlaufzeiten für Planung, Ausschreibung und Vertragsabschluss sowie die praktische Umsetzung der Maßnahmen vor Ort. Während dieser Phase wird die Sektion München des Deutschen Alpenvereins eng mit den beteiligten Akteuren zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen gemäß den vereinbarten Standards, FFH-Richtlinien und Zeitplänen durchgeführt werden.
Kann man die Strecken, die beschildert werden sollen, schon zum Beispiel auf einer Karte anschauen?
Hierzu wird ein neues Wegenetzkonzept inklusive Beschilderung frühestens 2025 entwickelt.
Wird es für die derzeit massiv gesperrten Würmtal-Trails eine ähnliche Regelung geben?
Die Würmtal-Trails haben keinen Bezug zu unserem Projekt. Der Alpenverein München & Oberland hat keine Kenntnis des Sachstandes. Das Gebiet liegt in der Zuständigkeit des Landkreises Starnberg.