Laurin Lehner
· 22.08.2025
Kühe? Ja, Kühe! 2015 titelte die Zeitung Die Welt einen Artikel mit der Überschrift: Mehr Tote durch Kühe als durch weiße Haie. Tatsächlich kommt es immer wieder zu gefährlichen Begegnungen zwischen Kühen und Wanderern oder Bikern – sogar mit tödlichen Folgen. Laut einer Statistik der Deutschen Sozialversicherung für Landschaft, Forsten und Gartenbau gab es 2014 vier Vorfälle mit tödlichem Ausgang. In einem speziellen Fall kam eine Rentnerin samt Hund in Bayern unter die Hufe.
Hunde erinnern an Wölfe, und diese gehören zu den natürlichen Feinden der Kuh. Hat man als Biker einen Hund dabei, sollte man ihn nicht frei umherlaufen lassen, sondern an die kurze Leine nehmen. - Dörte Röhl, Tierärztin
Immer wieder liest man von Attacken von Kühen. Auch diesen Sommer: In Hochfilzen (Tirol) kam es zu einem schweren Zwischenfall: Ein 57-jähriger Wanderer wurde auf einer eingezäunten Weide von mehreren Kühen attackiert. Der Mann war gemeinsam mit seinem Hund unterwegs, als die Tiere plötzlich auf ihn zustürmten und ihn zu Boden drückten. Mehrere Augenzeugen griffen ein, verscheuchten die Herde und leisteten Erste Hilfe. Der Verletzte wurde per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.
Der letzte Vorfall, der im Web viral ging, ereignete sich im Norden Chinas (Siehe Video). Ein Wanderer soll die Kuh davor jedoch provoziert haben.
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, sind bei Angriffen von Kühen häufig unachtsame Verhaltensweisen von Wanderern der Auslöser. Kühe sind von Natur aus nicht aggressiv, reagieren jedoch besonders in der Nähe ihrer Kälber empfindlich. Dass meist Hunde bei solchen Vorfällen im Spiel sind, ist kein Zufall, weiß Tierärztin Dörte Röhl, die selbst schon Erfahrung mit Kühen auf der Alm gesammelt hat. Hunde stellen für Kühe eine Bedrohung dar – gerade, wenn Kälber auf der Weide sind, löst das bei Kühen oft einen Schutzreflex aus. „Hunde erinnern an Wölfe, und diese gehören zu den natürlichen Feinden der Kuh. Hat man als Biker einen Hund dabei, sollte man ihn nicht frei umherlaufen lassen, sondern an die kurze Leine nehmen“, rät Röhl.
Der BR empfiehlt daher, markierte Wege nicht zu verlassen, Hunde stets angeleint zu führen und zu Kühen einen Abstand von mindestens 20 bis 50 Metern einzuhalten. Kommen die Tiere näher, sollten sich Wanderer ruhig und langsam zurückziehen. In einer akuten Gefahrensituation kann ein gezielter Schlag auf die Nase das Tier abschrecken. Letztlich liegt es an der Eigenverantwortung jedes Einzelnen, durch umsichtiges Verhalten Zwischenfälle zu verhindern.
Auch hilfreich: die Signale einer Kuh zu deuten. Wenn die Kuh den Kopf senkt, das Gegenüber fixiert und möglicherweise sogar mit den Hufen scharrt, dann ist Vorsicht geboten, erklärt Röhl. In diesem Fall gilt es, Ruhe zu bewahren, der Kuh nicht direkt in die Augen zu schauen, laute Schreie zu vermeiden und sich langsam zu entfernen – ohne der Kuh den Rücken zu kehren. Wegrennen sollte man nur dann, wenn der rettende Zaun nicht weit entfernt liegt. Denn Kühe können bis zu 40 km/h schnell werden.
Im Gegensatz zu Wanderern nähern sich Biker häufig schneller. Das kann Kühe erschrecken und sie unkontrolliert reagieren lassen. Hier hilft es, die Kuh in angemessener Lautstärke und mit Abstand auf sich aufmerksam zu machen – zum Beispiel mit einem ruhigen „Hey, Kuh“.
Ist genug Platz zwischen Kuh und Biker, wenn man eine Kuhweide oder einen Trail kreuzt, reicht es aus, langsam und mit viel Abstand an den Kühen vorbeizufahren. Steht die Kuh direkt auf dem Trail, sollte man sich langsam nähern und unbedingt absteigen, rät die Expertin. Denn durch schnelle Bewegungen erschrickt die Kuh – so entstehen meist Gefahrensituationen. Das Fahrrad platziert man dabei am besten zwischen Kuh und Biker.
Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn Kälber dabei sind. In solchen Fällen lohnt es sich, einen größeren Bogen zu machen, auch wenn man dafür den Trail verlassen muss. In der Regel sind Kühe jedoch nicht aggressiv, sondern nur neugierig.
Übrigens: Vom Füttern rät die Expertin ab. Zwar besitzen Kühe ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten, jedoch gibt es in der Herde auch Hierarchien und Futterneid.
Noch eine Kleinigkeit in Sachen unnützes Wissen: Einer Studie der Universität von Madison zufolge erhöht sich die Milchproduktion von Kühen, die mit klassischer Musik beschallt werden, um 7,5 Prozent. Umgekehrt zeigte eine deutsche Untersuchung, dass Musik von den Wildecker Herzbuben den Milchertrag um 2,5 Prozent sinken lässt. Na, dann lieber die Geige auspacken und Beethoven fiedeln.