Laurin Lehner
· 23.04.2025
Wir Biker neigen dazu, die Anfangstage des Bikens zu romantisieren. Die Psychologie weiß: Negative Details verblassen mit der Zeit, während positive Eindrücke hängen bleiben – das nennt sich Fading Affect Bias. Diese nostalgischen Gedanken entstehen oft in Zeiten schnellen Wandels (Technologie, Politik, Umwelt). Der Rückgriff auf das Vergangene gibt das Gefühl von Orientierung und Kontrolle. Das macht Erinnerungen angenehmer, als sie es vielleicht wirklich waren.
Übrigens: Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich seiner Vergänglichkeit bewusst ist. Der Philosoph Søren Kierkegaard sagte mal sinngemäß: „Das Leben wird vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden.“ Wir blicken zurück, um Ordnung in das Chaos zu bringen – aber dieses Zurückblicken ist immer gefärbt durch das Jetzt.
Doch jetzt zurück zum Biken in den Anfangstagen. Diese fünf Argumente sprechen dagegen.
Schmale Lenker, wenig Hub, miese Bremsen und Rahmen, die wegknickten wie Pappstrohhalme. Selbst Retro-Fans müssen zugeben, dass moderne Bikes so viel potenter und spaßiger sind. Die Verbreitung der Variosattelstütze lag noch in weiter Ferne.
Wir mussten uns damals mit Wanderwegen begnügen und waren noch weniger erwünscht als heute. Schließlich war der Sport noch jung, die Akzeptanz bei anderen Wegenutzern gering bis nicht vorhanden. Eigens für Biker angelegte Trails waren so rar wie Stahlrahmen bei Downhill-Bikes.
Die 90er-Jahre waren bekannt für ihre fragwürdigen Modetrends. Der Spandex-Spuk in Neonfarben, oft kombiniert mit Schweißbändern an Stirn und Handgelenken, hielt sich lange. Aber nicht nur die Mode war Murks, auch Helme und Protektoren sind heute um ein Vielfaches sicherer als damals.
1999 entstand Deutschlands erster Bikepark am Geißkopf. Weitere folgten in Todtnau und Winterberg. Mit dem heutigen Angebot darf man sich die ersten Bikeparks allerdings nicht vorstellen. Oft handelte es sich um reine Downhill-Strecken. Heute gibt es dutzende Parks mit einer Vielfalt an Trails für alle Könnerstufen.
Wer sich in den golden Times of Biking über seine Passion informieren wollte, dem blieben nur Magazine, Festivals oder später VHS-Kassetten. Heute kann man Verschleißteile und Zubehör bequem aus dem eigenen Zuhause heraus online shoppen, Worldcups auf Abruf gucken oder Bikes vom Sofa aus konfigurieren.