Marc Strucken
· 31.10.2024
Der französische Sportartikel-Multi Decathlon möchte nachhaltiger werden, also weniger die Umwelt belasten durch CO2-Ausstoß und Rohstoffverbrauch für die Produktion. Das sogenannte Revice-Projekt ist ein wesentlicher Bestandteil der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie von Decathlon. Das Ziel des Unternehmens besteht darin, die absoluten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 % und bis 2050 um 90 % im Vergleich zum Basisjahr 2021 zu senken.
Bereits 2023 konnte Decathlon einen Erfolg verzeichnen: Der weltweite Umsatz stieg um 4,4 % (auf 15,6 Milliarden Euro), während die absoluten Treibhausgasemissionen um 11,7 % sanken – von 11,52 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2022 auf 10,375 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2023.
Decathlon will seine Nachhaltigkeitsziele erreichen, indem in verschiedenen Bereichen angesetzt wird: Dekarbonisierung der Unternehmensaktivitäten, Entwicklung von langlebigen Produkten und den Ausbau von Kreislaufwirtschaftsmodellen. Da ein Großteil der verursachten Treibhausgasemissionen (rund 80 %) mit den Produkten selbst zusammenhängen, will Decathlon vor allem dort reduzieren, indem es:
Indem wir die Lebensdauer unserer Produkte verlängern und Reparaturen direkt vor Ort anbieten, tragen wir aktiv dazu bei, Ressourcen zu schonen und unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. - Nathalie Jäger, Chief Sustainability Officer, Decathlon Deutschland
Ein Beispiel: Ein Kinderrad hält im Schnitt 200 km bis es verschlissen ist - real wird es etwa nur 20 km genutzt bis ein Kind “herausgewachsen” ist. Folglich könnte man es 10-mal so lange nutzen. Ähnliches gilt auch bei (E-) Bikes für Erwachsene.
Daher hat Decathlon jetzt ebenfalls bekanntgegeben, dass das französische Unternehmen eine Kooperation mit Rebike aus München eingeht; demnach der Marktführer für die Aufbereitung und den Verkauf von fachgerecht überholten, refurbishten E-Bikes aus zweiter Hand in der DACH-Region. Beide wollen zusammen aufbereitete E-Bikes in Europa verkaufen.
Das zweite Standbein der Revice-Strategie von Decathlon ist die Reparatur von Produkten. Denn was repariert werden kann, muss nicht neu gekauft werden. Das spart Ressourcen und den Kund/innen bares Geld.
Decathlon hat sich in Deutschland zum Ziel gesetzt, die Zahl der reparierten Produkte innerhalb von drei Jahren um ein Vierfaches zu steigern: von 120.000 in 2023 auf 500.000 in 2027. Der Service wird nicht nur auf eigene Produkte, sondern perspektivisch auch auf Fremdmarken ausgeweitet. Zeitnah soll ein breiteres Serviceangebot und kürzere Wartezeit realisiert werden. Derzeit liegt die durchschnittliche Bearbeitungszeit laut Unternehmen für Reparaturen bei 20 Tagen - zukünftig sollen es nur noch 7 Tage sein.
Ziel ist es außerdem, 100 % der eigenen Sportartikel reparieren zu können. Decathlon will sich so als Marktführer im Reparaturbereich positionieren. Vor Ort entstehen dafür nach und nach 10 sogenannte Service Hubs in Deutschland. 2015 öffnete die erste Werkstatt in Schwetzingen, 2017 in Dortmund, jetzt im Münchener Norden. In naher Zukunft sollen Hamburg und Berlin folgen. Geplant sind zudem Verkaufsautomaten für Fahrradschläuche, Fahrradreparaturstände, Repair Cafés oder der Ausbau des Online-DIY-Angebots.
Die neu eröffnete Werkstatt in München-Unterföhring ist ein wesentlicher Bestandteil der Revice-Strategie. Auf einer Fläche von 750 Quadratmetern bietet sie umfangreiche Reparaturservices mit Schwerpunkt auf Mobilität und Wintersport an. Neun Decathlon-Filialen in der Region werden von dieser Einrichtung unterstützt, die 12 Mitarbeiter/innen beschäftigt, einschließlich Zweiradmechanikermeister. Ausgestattet mit moderner Werkstatttechnik und Fahrradkränen, die etwa Cargobikes bis zu 200 kg tragen können, bietet die Werkstatt Dienstleistungen an – von der professionellen Montage neuer Fahrräder, über die Wartung bis zu Reparaturen - in Zukunft, wie beschrieben, auch für Marken anderer Hersteller.
Mit der Reparatur-Offensive schaffen wir die Grundlage dafür, unsere Circularity Services in Deutschland weiter auszubauen. Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft ist für uns nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft. Nachhaltigere Lösungen wie Reparatur, Second-Hand und Vermietung sind fest in unsere strategischen Ziele integriert. - Nathalie Jäger, Chief Sustainability Officer, Decathlon Deutschland