Laurin Lehner
· 04.06.2025
Das Konzept der sogenannten Minimal-Assist-Bikes – auch Light-E-MTBs genannt – setzt auf eine möglichst unauffällige elektrische Unterstützung. Ziel ist ein Bike, das optisch und im Fahrgefühl stark an ein klassisches Fahrrad erinnert (auch Biobike, Pushbike oder Muscle-Bike genannt).
Die Motor-Akku-Einheit in dieser Mountainbike-Klasse ist dabei so kompakt, dass sie in schlanke Rahmenrohre integriert werden kann. Der Vorteil: geringes Gewicht und ein natürlicheres Fahrgefühl. Der Nachteil: begrenzte Leistung und Reichweite – vor allem bei hoher Unterstützungsstufe.
Trotzdem setzen viele namhafte Hersteller auf dieses Konzept. Prominente Beispiele sind die Antriebe von Fazua, TQ oder auch der kompakte Motor von Bosch. Eingesetzt werden diese Systeme meist in klein- bis mittelhubigen Bikes für sportliche Touren und Trails. Im Vergleich zu voll ausgestatteten E-Mountainbikes spart man mit Light-Systemen rund 2,5 Kilogramm Gewicht.
Branchen-Stimmen: Sind Minimal-Assist-Bikes tot? Es antworten die Konstrukteure Lutz Scheffer und Peter Denk, der Szene-Insider und E-Biker der ersten Stunde Christoph Malin und die zwei BIKE-Testredakteure Florentin Vesenbeckh und Laurin Lehner.
“Minimal-Assist-Bikes waren schon immer eine Nische – inzwischen sind sie, gemessen an den Absatzzahlen, praktisch tot. Ein Stück weit zu Recht: Full-Assist-Bikes sind zunehmend leichter geworden. Der Gewichtsvorteil der Minimal-Assist-Variante liegt im Schnitt vielleicht bei 1,5 Kilo. Ich kann diejenigen verstehen, die sagen: Das sei kein ausreichender Grund, sich dermaßen einzuschränken. Es sollte immer die Batterie und der Motor getrennt voneinander betrachtet werden.”
“Es scheint so – leider. Denn ich bin ein Fan von dem Konzept und bin überzeugt davon, dass es genügend Leute gibt, für die so ein Bike genau richtig ist. Ich glaube, der Fachhandel war hiermit überfordert, die Räder richtig zu erklären und somit zu verkaufen. Und natürlich ziehen Argumente wie mehr Power und mehr Reichweite beim Käufer mehr, als wenig Leistung und Batterie. Wer jedoch schon mal ein 20 Kilo-E-Bike (Minimal-Assist) und ein 23,5 Kilo E-Bike (Full-Assist) gefahren ist, weiß wie eklatant der Unterschied ist. Das eine kommt dem herkömmlichen Bike sehr, sehr nahe. Das andere tendiert zum klaren E-Bike. Vielleicht ist es aber auch zu früh für die Minimal-Assist-Bikes und sie feiern ihr Comeback in ein paar Jahren, wenn die Faszination von immer mehr Power und Reichweite erschöpft ist. Ich kenne Beispiele im Motorrad-Adventure-Bereich, da war es exakt genauso.”
“Sterben? Nein! Doch in eine enge Nische verdrängt. Ein Light-E-MTB ist einem normalen Bike näher als einem E-Bike. Das merkt man, wenn man mit Kollegen unterwegs ist, die Full-Assist fahren – das harmoniert einfach nicht. Witzig: Wanderer applaudieren oft, weil sie im schmalen Unterrohr keinen Motor vermuten. Die Kehrseite der Medaille: Bei Touren mit über 2000 Höhenmetern wird es zäh. Noch gibt es viele Minimal-Neuheiten, ob das wohl so bleibt?”
“Die Flut an neuen Light-E-MTBs geht am Markt vorbei. Zuletzt kamen gefühlt mehr neue Mini-E-Bikes als Power-E-Modelle. Völlig logisch, dass die teuren Spezialisten nicht bei der breiten Masse einschlagen. Jetzt sind die Lager voll davon. Doch für viele Biker sind leichte E-MTBs genau das Richtige. Zumal das Gewicht anderer E-Mountainbikes eher nach oben geht, zumindest in bezahlbaren Sphären. Power-Bikes unter 24 Kilo sind die Ausnahme!”
“Bitte nicht! Viele dieser Bikes steuern sich fast so quirlig über den Trail wie klassische Bikes ohne E – vorausgesetzt, sie wiegen nicht mehr als 21 Kilo. Außerdem will ich weiterhin Mountainbiken – also bergauf schwitzen, treten und dabei im Kopf entschleunigen statt im Mofa-Modus nach oben zu brausen. Also, liebe Leute: Überlegt es euch noch mal gut. Ich kann mein Dauertestbike Specialized Levo SL empfehlen - aktuell stark reduziert.”