Sebastian Brust
· 07.11.2018
Der neue Specialized Eliminator ist laut Hersteller der ultimative Bergab-Reifen. Mehr noch, der Reifen soll jetzt wirklich alles können, kleben und rollen. Ziemlich vollmundig, aber vielversprechend.
Der neue Specialized Eliminator ist ein Reifen, der laut Hersteller der ultimative Abfahrtsexperte sein soll. Nein, mehr noch, der Reifen soll jetzt wirklich alles können. Endlich, die Gummi gewordene Wollmilchsau also?
Das klingt schon ziemlich vollmundig, schließlich hat Specialized mit dem Butcher den Lieblingsreifen der FREERIDE-Redaktion im Regal, der – zumindest in der Downhill-Variante – bergab bereits absolute Höchstleistungen abliefert. Den Runter-Teil können sie also schon mal bei Specialized.
Aber weiche Gummimischungen und mehrlagige Karkassen, die an einem Downhill-Reifen für Grip und Pannenschutz sorgen, wirken eben gegen einen geringen Rollwiderstand für längere Touren oder eine hohe Laufleistung. Außerdem drücken sie auf die Waage. Touren-Biker schielten meist nach Reifen mit gemäßigteren Profilen und vor allem möglichst geringem Gewicht.
Mittlerweile verschieben sich die Maßstäbe: Trailbikes, also die ehemaligen Sport-All-Mountains, müssen bergab immer mehr können und mutieren langsam zu kupierten Mini-Enduros, mit den aktuellen Enduro-Bikes kann man schon Downhill-Worldcups gewinnen und den Freerider muss man scheinbar nur noch für Big-Mountain-Abenteuer wie die Rampage aus dem Keller schieben. Für alle Bikes mit Elektromotor gelten sowieso wieder andere Reifenanforderungen...
Der Specialized Eliminator bedient genau diese stets wachsende Zielgruppe, die zwar auch Höhenmeter per Muskelkraft bewältigt, aber den Fokus klar auf die Dopamin-Welle legt, die anschließend in der idealerweise flotten Abfahrt durchs Hirn schwappt. An den drei wichtigsten Stellschrauben haben die Reifenentwickler bei Specialized dazu gedreht: Profil, Karkasse, Gummimischung.
Gleichmäßig angeordnete Mittelstollen sollen beim Eliminator für Vortrieb und hohe Bremskraftübertragung auch auf losen Böden sorgen, während sich die hohen Seitenstollen in Kurven mit dem Untergrund verbeißen. Dazwischen liegen die sogenannten Übergangsstollen, die laut Hersteller einen geschmeidigen Wechsel in Schräglage aber auch einen gutmütigen Grenzbereich bewirken.
Zur Wahl stehen jeweils zwei Laufradgrößen (27,5 und 29 Zoll), zwei Reifenbreiten sowie zwei Karkassen – bisher aber (noch) nicht in jeder Kombination. Den Einstieg bildet die Grid-Karkasse. Hier verstäkt eine zusätzliche Gummischicht (rubber apex) die Seitenwand und schützt so besser vor Schnitten. Die neue Aufbauvariante mit der Bezeichnung BLCK DMND soll noch stabilere Seitenwände auffahren, zusätzlich zur Apex-Schicht ist die Karkasse hier gedoppelt. Höherer Durchschlagschutz und Stabiliät in Kurven sind die Vorteile. Die Lauffläche bleibt einlagig und dadurch flexibel, um sich den Bodenunebenheiten anzupassen.
Die neu gebraute Gummimischung namens Gripton soll schließlich hohe Traktion, geringe Rollwiderstände und gute Dämpfungseigenschaften verbinden. Logisch, bei einem Alleskönner. Der Reifen ist ab sofort verfügbar, in allen Varianten faltbar und bereit für die Schlauchlosmontage, also tubeless ready (2bliss Ready).
Fazit: Die richtige eierlegene Wollmilchsau unter den Reifen wird auch der Specialized Eliminator nicht werden. Dagegen spricht schon allein das Mindestgewicht von 830 Gramm in der schmalsten Version. Aber zum Beispiel im Enduro-Rennzirkus oder in der Klasse der robusten Tourenreifen, die mit vernünftigem Pannenschutz und akzeptablem Rollverhalten während einer Alpenüberquerung für Stressfreiheit sorgen, mit dem Extra an Grip auch bei Nässe oder losem Untergrund nicht schwächeln und dabei nicht übermäßig teuer sind, könnten wir in Zukunft wohl öfter den Namen Specialized hören.