KAUFBERATUNGDie besten MTB-Reifen im Test

Peter Nilges

 · 16.12.2019

KAUFBERATUNG: Die besten MTB-Reifen im TestFoto: Wolfgang Watzke
Kaufberatung: Die besten MTB-Reifen

Kein Bauteil beeinflusst den Charakter eines Mountainbikes so stark wie dessen Reifen. Hier die BIKE Testsieger-Reifen für Cross Country, All Mountain und Enduro.

Klar, je loser der Untergrund und je anspruchsvoller das Gelände, desto gröber und ausgeprägter sollte das Profil und desto breiter sollte der Mountainbike-Reifen ausfallen. Aber auch der Karkassenaufbau, die Gummimischung und das Gewicht eines Reifens beeinflussen das Fahrverhalten maßgeblich. Im sportlichen Bereich werden ausschließlich faltbare Reifen verbaut. Sie sind leicht und haben einen flexiblen Wulstkern. Härtere Gummimischungen haben weniger Verschleiß. Härte und Dämpfungseigenschaften beeinflussen den Rollwiderstand eines Reifens. Weil mehr Gewicht auf dem Hinterrad lastet, ist der hintere Reifen maßgeblich für den Rollwiderstand. Die meisten Hersteller verbauen deshalb einen weichen, griffigen Reifen am Vorderrad und einen harten, gut rollenden Pneu am Hinterrad. Die wichtigsten Kürzel finden Sie im Lexikon weiter unten.

So hat BIKE getestet

Um alle Reifen unter vergleichbaren Bedingungen zu testen, nutzte BIKE das Prüflabor von Reifenhersteller Bohle. Der Roll­widerstand wurde auf einem Trommelprüfstand bei 20 km/h und 1,8 bar Reifendruck ermittelt. Der Durchschlagtest (ebenfalls 1,8 bar) gibt die maximale Fallhöhe eines 10-Kilo-Gewichts mit definierter Kante bis zum Reifen-/Schlauchdefekt an. Um zu prüfen, wie widerstandsfähig die Karkasse gegenüber Fremdkörpern wie Dornen ist, wurde die Maximalkraft ermittelt, die ein Metalldorn zum Durchdringen der Karkasse benötigt. Beim Praxis-Test an der Isar wurden auf verschiedenen Untergründen die Kategorien Kurvenhalt und Traktion ermittelt. Alle Reifen wurden mit Einheits-Schläuchen getestet. Ins Gesamturteil gehen Praxis- und Laborwertung in unterschiedlichen Gewichtungen ein:

  • Marathon/Race: 70% Labor, 30% Praxis
  • Trail/All Mountain: 62,5% Labor, 37,5% Praxis
  • Enduro: 55 % Labor, 45 % Praxis

DIE BIKE TESTSIEGER-REIFEN 2019

Cross Country – Marathon: Continental Cross King und Race King 29x2,2

Keine andere Reifen-Kombi im Test rollt besser als die Contis mit Black Chili-Mischung. Das Minimalprofil des Race King (602 g / 16 Watt) bietet dabei nur wenig Traktion und setzt sich schnell zu. Der gröbere Cross King (628 g / 20,3 Watt) verhält sich in Kurven lange gutmütig. Wird der Grenzbereich überschritten, bricht er abrupt aus. Punkte sammeln die beiden Continental-Reifen (beide als ProTection-Version) vor allem beim Gewicht und dem guten Schutz vor Durchstichen. 39,95 Euro (Cross King)* und 43,90 Euro (Race King) bei Rosebikes*

Schneller geht's kaum: der Continental Cross King (links) und der Race King für hinten).Foto: Georg Grieshaber
Schneller geht's kaum: der Continental Cross King (links) und der Race King für hinten).

Cross Country – Marathon: Bontrager XR3 und XR2 29x2,2

Der neue XR3 überrascht mit massig Grip auf allen Untergründen, guter seitlicher Führung und gutmütigem Handling im Grenzbereich. Die Kombi mit 120 TPI-Karkasse bietet viel Traktion beim Klettern und Bremsen. Der XR2 (667 g / 24,4 Watt) könnte noch etwas besser rollen, der XR3 (724 g / 22,7 Watt) ist etwas schwer. Dafür schützen beide Reifen gut vor Durchschlägen. Vollwertige Kombi für anspruchsvolle Rennkurse. Die Kombination aus XR3 vorne und XR2 (beide als Team Issue TLR) hinten macht sich auch gut an leichten Trailbikes.

Der XR3 (links) für vorne und der XR2 als Hinterreifen von Bontrager.Foto: Georg Grieshaber
Der XR3 (links) für vorne und der XR2 als Hinterreifen von Bontrager.

Cross Country – Marathon: Schwalbe Racing Ray und Racing Ralph 29x2,25

Schwalbe macht bei seinem neuen Race-Pärchen – bestehend aus Racing Ray am Vorderrad (617 g / 20,9 Watt) und Racing Ralph hinten (602 g / 20,4 Watt) vieles richtig: geringes Gewicht, top Rollwiderstand und gutmütiges Handling. Traktion generieren beide mehr über das Profil als über die Gummimischung (Evolution Addix Speedgrip/Speed). In Kurven rutschen sie zwar recht früh, bleiben aber stets beherrschbar und lassen sich wieder einfangen. Durch das grobe Profil auch bei Nässe fahrbar >> 37,95 Euro (Racing Ray)* und 46,95 Euro (Racing Ralph) bei Rosebikes*

Bei Race-Reifen ganz vorne dabei: Die Kombi aus Racing Ray (links) und Racing Ralph von Schwalbe.Foto: Georg Grieshaber
Bei Race-Reifen ganz vorne dabei: Die Kombi aus Racing Ray (links) und Racing Ralph von Schwalbe.

Trail – All Mountain: Kenda Hellkat Pro und Nevegal 2 Pro 27,5x2,4

Die Kenda-Reifen-Kombi bietet souveränen Grip in Kurven, einen breiten Grenzbereich und viel Traktion bergauf. Die besser abgestützten Außenstollen geben viel seitlichen Halt. Gewicht (859 g / 835 g) und Rollwiderstand (31,8 Watt / 33,1 Watt) bewegen sich leider nur auf Mittelmaß. Dafür glänzen der Hellkat Pro ATC sowie der Hinterreifen Nevegal 2 Pro ATC mit Top-Werten bei Durchschlag und Durchstich und sind damit besonders pannensicher.

Super pannensicher: Die Reifen-Kombi aus Hellkat Pro (links) am Vorderrad und Nevegal 2 Pro hinten von Kenda.Foto: Georg Grieshaber
Super pannensicher: Die Reifen-Kombi aus Hellkat Pro (links) am Vorderrad und Nevegal 2 Pro hinten von Kenda.

Trail – All Mountain: Maxxis Forekaster und Rekon 27,5x2,6/2,4

Leichtfüßige Kombi für Trailbiker. Trotz schneller 3C MaxxSpeed-Mischung vorne baut der breite Forekaster (787 g / 27,1 Watt) auf harten Böden gutmütig Grip auf. Beide Reifen bleiben gut beherrschbar. Auf feuchten Untergründen rutschen die Maxxis etwas durch. Der Rekon mit 3C MaxxTerra-Mischung (750 g / 24,6 Watt) rollt super und bietet gute Traktion. Dank gutem Pannenschutz ein Top-Hinterreifen.

Maxxis Forekaster als Vorderreifen (links) und Rekon fürs Hinterrad.Foto: Georg Grieshaber
Maxxis Forekaster als Vorderreifen (links) und Rekon fürs Hinterrad.

Enduro: Maxxis Assegai und Minion DHR 27,5x2,5/2,4

Greg Minnaar verbindet im Assegai (1052 g / 28,8 Watt) die besten Profile von Maxxis. Mit Erfolg: Der Reifen liegt satt und souverän in der Kurve und bleibt im Grenzbereich super beherrschbar. Beide Reifen rollen für den hohen Grip sehr gut, bieten aber nur mäßigen Pannenschutz. Die Exo+-Karkasse des Minion DHR II (960 g / 31,5 Watt) bringt kaum Vorteile. Für mehr Schutz muss man dann zur Double-down-Karkasse. 59,90 Euro (Assegai) und 47,95 Euro (Minion DHR II) bei Rosebikes im Angebot.

Mit dem Assegai hat Maxxis einen griffigen und extrem gutmütigen Enduro-MTB-Reifen entwickelt, der in Kombination mit dem seit jeher beliebten Minion DHR auch weniger versierten Fahrern sehr viel Sicherheit bietet.Foto: Georg Grieshaber
Mit dem Assegai hat Maxxis einen griffigen und extrem gutmütigen Enduro-MTB-Reifen entwickelt, der in Kombination mit dem seit jeher beliebten Minion DHR auch weniger versierten Fahrern sehr viel Sicherheit bietet.

Enduro: Schwalbe Magic Mary und Hans Dampf 27,5x2,35

Der Magic Mary (1164 g / 51,1 Watt) ist das absolute Schwergewicht im Test. Die Addix Ultra-Soft-Mischung rollt zäh, ist aber auf Böden jeglicher Art kaum ans Limit zu bringen. Der etwas weniger griffige (Addix Soft), aber schnell rollende Hans Dampf (1090 g / 30,7 Watt) ist die ideale Kombi fürs Hinterrad. Die stabile Super-Gravity-Karkasse verträgt sehr geringen Luftdruck und bietet vorne wie hinten viel Pannenschutz. 47,95 Euro (Magic Mary)* und 48,95 Euro (Hans Dampf) im Angebot bei Rosebikes*

Verknüpft maximalen Grip an der Front mit guten Rollwerten am Heck sowie überzeugendem Pannenschutz: Die Kombination aus Schwalbe Magic Mary und Hans Dampf.Foto: Georg Grieshaber
Verknüpft maximalen Grip an der Front mit guten Rollwerten am Heck sowie überzeugendem Pannenschutz: Die Kombination aus Schwalbe Magic Mary und Hans Dampf.

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LEXIKON FÜR MTB-REIFEN

Pannenschutz
Um Reifen am Mountainbike pannensicher zu machen, haben alle Hersteller besondere Pannenschichten im Programm. Reifen mit einem Protection- (Continental), Snakeskin- (Schwalbe) oder EXO-Protection-Label (Maxxis) besitzen eine verstärkte Seitenwand. Für den harten Enduro-Einsatz werden Reifen mit mehrfacher Karkassenlage (Schwalbe: Super-Gravity, Maxxis: Double-Down) verbaut. Das Mehrgewicht der Schutzschicht lohnt sich.

Gummi­mischung
Bei Continental haben alle hochwertigen Reifen die Black-Chili-Gummimischung. Die Günstigeren rollen auf Performance-Gummi. Schwalbe und Maxxis machen die Sache deutlich komplizierter. Sie bieten fünf bzw. vier unterschiedliche Gummisorten, je nach Einsatzbereich. Mehr zu den Begriffen der Reifen-Hersteller im MTB-Bereich finden Sie hier.

Über den Grip von MTB-Reifen entscheiden Profil und Gummimischung.Foto: Wolfgang Watzke
Über den Grip von MTB-Reifen entscheiden Profil und Gummimischung.

Reifenbreite
Die Größenbezeichnung eines Reifens setzt sich immer aus dem Laufraddurchmesser X und Reifenbreite in Zoll zusammen, also zum Beispiel 29x2,3. Mit der Zeit hat sich herauskristallisiert, dass zu schmale Reifen keinen Sinn machen, weshalb selbst an Hardtails 2,2 Zoll breite Reifen Standard sind. Trailbikes haben meist eine Reifenbreite bis zu 2,4 Zoll, All Mountains oder Enduros sogar bis 2,6 Zoll. Breite Reifen brauchen auch entsprechend breite Felgen.

Tubeless
Ab Werk haben fast alle Laufräder einen Schlauch im Inneren des Reifens. Um Gewicht zu sparen, können die meisten Felgen-Reifen-Kombinationen auch ohne Schlauch mit einer speziellen Dichtmilch ( zum Test von Tubeless-Milch) montiert werden. Auch Rollwiderstand und Pannenschutz verbessern sich dadurch.

SO IST EIN MTB-REIFEN AUFGEBAUT

Der klassische ReifenaufbauFoto: Hersteller
Der klassische Reifenaufbau

1. Der Gummi formt das Profil und beeinflusst maßgeblich Rollwiderstand und Grip eines MTB-Reifens. Es gilt: je weniger Rollwiderstand, desto schlechter der Grip.

2. Die Karkasse dient als Trägermaterial für den Gummi eines Reifens und besteht aus einem Geflecht von Nylonfäden. Die EPI- oder TPI-Zahl gibt an, wie fein dieses Gewebe ist. Je höher diese Zahl, desto feiner und flexibler der Reifen.

3. Der Apex-Keil minimiert das Durchschlagsrisiko bei hochwertigen Mountainbike-Reifen. Schutzschichten umfassen den komplette Reifen.

4. Der Kern des Reifens besteht aus einem Ring aus Aramid-Fasern. Er ist für den Sitz des Reifens auf der Felge verantwortlich. Günstige Fahrradreifen haben einen Drahtkern.

Die großen BIKE-Reifentests mit allen Details und Messewerten finden Sie in den Ausgaben 8/19 und 10/19. Die können Sie bequem in der BIKE-App (iTunes und Google Play) nachlesen:

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