Stefan Frey
· 07.12.2016
Elf verschiedene Gummipellen bietet allein Schwalbe für das noch immer gängige Maß 26 x 2,25 Zoll. Da stehen Biker bei der Wahl sprichwörtlich auf dem Schlauch. Wir zeigen, worauf es ankommt.
Der klassische Fahrradschlauch besteht nach wie vor aus Butylkautschuk, ist sehr luftdicht und elastisch und deckt daher prinzipiell mehrere Reifengrößen ab. Ein Standardschlauch von Schwalbe, wie die Nummer 19 zum Beispiel, passt daher bei 27,5 x 2,35 Zoll ebenso wie bei 29 x 2,25 Zoll.
Dennoch empfiehlt es sich, den MTB-Schlauch passend zur Felgen- und Reifengröße zu wählen. Zwar passt im Notfall auch ein 26-Zoll-Schlauch in einen 29er-Reifen, durch die starke Dehnung steigt allerdings die Pannenanfälligkeit. Umgekehrt kann ein zu großer Schlauch bei der Montage Falten bilden oder sogar zwischen Felge und Reifen gequetscht werden. Neben den Größen bieten die meisten Hersteller auch verschiedene Gewichtsklassen mit unterschiedlichen Wandstärken. Leichtschläuche (ca. 100 bis 150 Gramm) mit gerade mal 0,45 Millimetern Wandstärke senken zwar den Rollwiderstand, erhöhen aber das Pannenrisiko und müssen öfter nachgepumpt werden. Sie eignen sich daher eher für den Cross-Country-Einsatz. Besonders starke Downhill-Schläuche schützen effektiv vor Durchschlägen, rollen aber sehr zäh. Die Standardmodelle der Hersteller wiegen etwa 160 bis 220 Gramm und bieten einen guten Kompromiss aus beiden Welten. Die wichtigsten Daten finden sich sowohl auf der Verpackung, als auch auf dem Schlauch selbst.
Eine gute Verpackung gibt Auskunft über alle wichtigen Daten: Größe in Zoll und ETRTO, Ventilart und im besten Fall auch -länge. Wandstärke und Gewicht werden Sie nur im Ausnahmefall erfahren. Zumindest die Größenangabe findet sich zusätzlich noch mal auf dem Schlauch selbst.
Vorsicht bei Hochprofilfelgen: Ist das Ventil zu kurz, kann der Pumpenkopf nicht sauber aufgesetzt werden und schließt beim Pumpen nicht luftdicht ab.
Das Ventil muss zur Felgenbohrung passen. Verwendet man Sclaverand-Ventile in zu großen Felgenbohrungen, kann dies zum Ventilabriss führen. Unterschiede in der Lufthaltigkeit gibt es bei den Ventilen keine.
Die Reifengröße wird nach der Europäischen Reifen- und Felgennorm ETRTO (European Tire and Rim Technical Organization) bezeichnet. Zum Beispiel: ETRTO 57–622. Sie gibt die Breite (57 mm) und den Innendurchmesser (622 mm) des Reifens in Millimetern an. Die Zollbezeichnung gibt lediglich den ungefähren Außendurchmesser und die Reifenbreite wieder. 29 x 2,25 Zoll entspricht dem oben genannten Beispiel.
Im Mountainbike-Segment haben sich das Sclaverand- (auch Presta- oder Französisches-) Ventil (1) und das Auto-/Schrader-Ventil (2) durchgesetzt. Das klassische Dunlop-(3) und das italienische Regina-(4) Ventil spielen keine Rolle. Vorteil Autoventil: Man kann den Schlauch an der Tankstelle einfach über den Kompressor mit Luft befüllen.
Die Felgenmutter dient ausschließlich dazu, das Ventil beim Pumpen zu arretieren. Eine zu stark angezogene Felgenmutter erhöht die Gefahr eines Ventilabrisses. Wandert der Reifen beim Bremsen auf der Felge, kann sich ein Ventil ohne Mutter noch leicht schräg stellen. So lässt sich eventuell ein Abriss verhindern.
Etwa 35 bis 40 Millimeter misst ein Standardventil. Für einige hohe (Carbon-)Felgen ist das zu kurz. Sclaverand-Ventile werden deshalb für einige Modelle auch in 60 Millimetern Länge angeboten. Alternativ hilft eine Ventilverlängerung (1) beim Aufpumpen. Beim An- und Abschrauben der Verlängerung kann ein Ventilschlüssel (2) nützlich sein.
Anders als Kautschuk-Schläuche werden Latex-Schläuche nicht unter Zusatz von Schwefel bei Druck und Hitze vulkanisiert, sondern nur bei Außentemperatur getrocknet. Latex-Schläuche sind extrem elastisch, rollen dadurch leichter ab und bieten guten Schutz gegen Durchstiche. Sie sind aber nicht besonders luftdicht. Vor einer Ausfahrt muss eventuell nachgepumpt werden. Aktuell nur noch von Michelin und in 26 Zoll erhältlich.
Polyurethan ist ein hochwertiger, alterungsbeständiger Kunststoff, im Vergleich zu Latex und Butyl aber weniger elastisch. Eclipse (1) realisiert daraus einen Schlauch mit nur 59 Gramm Gewicht, der zudem enorm durchschlag- und durchstichsicher ist.
Mit dem Evo Tube (2) hat auch Schwalbe einen Kunststoffschlauch entwickelt. Er besteht aus dem Thermoplast Aerothan und soll luftdicht, pannensicher und mit 68 Gramm ebenfalls sehr leicht sein. Einen ausführlichen Vergleichstest von MTB-Schläuchen finden Sie hier.