Mountainbiker fahren Klickpedale, basta! Dieses Credo ist heute längst überholt. Zwar vertrauen gerade Biker mit Rennambitionen nach wie vor auf die feste Verbindung, weil sie damit die Kraft aus den Beinen optimal aufs Pedal bringen, ergonomisch stets richtig stehen und in technischen Sektionen die volle Kontrolle über ihr Bike haben.
Für viele andere überwiegen inzwischen jedoch die Vorteile von Flat-Pedalen. Aus guten Gründen: Der Lernprozess fürs Ausklicken? Fällt weg. In kniffligen Situation schnell mal einen Fuß absetzen, bevor man ins Gemüse kullert? Jederzeit möglich.
Außerdem schult das Fahren mit Flat-Pedalen die Fahrtechnik, die Schuhe sind bequemer – vor allem, wenn man auch mal ein längeres Stück schieben oder tragen muss. Und mit der Motorunterstützung des E-Bikes entfällt meist auch die Notwendigkeit, die maximale Bein-Power aufs Pedal zu bringen.
Dafür fällt die Wahl des passenden Pedals oft schwer. Während sich die meisten Klickie-Fahrer einfach für Shimanos SPD-System entscheiden, gibt es bei Flat-Pedalen zig Variablen: Plattformgröße, Bauhöhe, Farbe und Geometrie – flach oder leicht konkav. Und dann noch die Pins: lang oder kurz? Dick oder dünn? Glatt oder geriffelt? Spitz oder abgerundet? Um euch diese Fragen zu erleichtern, haben wir für euch sieben Highend-Modelle getestet.
Crankbrothers schickt die mit Abstand teuersten und leichtesten Pedale in den Test. Grund dafür sind die edlen Titanachsen. Die Pins lassen sich in ihrer Höhe verstellen. Auch gut: ein extra Schmier-Port für die Lager. Der Stand ist solide, der Grip aber leider nur durchschnittlich. Warum? Die dicke Achse verhindert, dass sich die Pins auf der Fußinnenseite weit genug in die Sohle bohren können. Zu teuer!
Felsenfester Stand und zuverlässiger Grip – damit gehören die Chromags zu den Favoriten im Test. An den langen und vor allem extrem dünnen Pins kleben selbst harte Sohlen wie Kaugummi. Die großflächige, waagerechte Pedalplattform bietet bei harten Einschlägen maximalen Support. Wo sich bei anderen Pedalen die Sohle um die Plattform windet, steht man auf den Daggas wie eine Eins.
Die Revo-F fallen sehr klein aus. Die teils geschmiedeten, teils CNC-gefrästen Pedale verschwinden schon bei Schuhgröße 42 komplett unter der Sohle. Ergo: Der Stand könnte besser sein. Für Biker mit kleinen Füßen bergen die Renthal-Pedale dennoch enormes Grip-Potenzial, denn dank des konkav geformten Pedalkörpers versinken die ohnehin sehr langen Pins noch tiefer in der Sohle.
Bestückt mit den längsten und scharfkantigsten Pins im Test steht man auf den Race Face wie einbetoniert. Mal eben während der Fahrt die Fußstellung feinjustieren? Unmöglich. Gepaart mit der großen Plattform eignen sie sich deshalb besonders für wildes Rockgarden-Rodeo, wenn maximaler Halt gefragt ist. Für den normalen Trail- und Touren-Alltag sind die Pedale zu bissig.
Dank der kurzen, abgerundeten Pins findet man auch im Eifer des Gefechts schnell wieder in die perfekte Fußstellung zurück. Darum empfehlen wir die Deitys besonders entspannten Touren-Fahrern oder Tricksern, die in der Luft auch mal die Füße vom Pedal nehmen. Bei harten Landungen verteilt sich die Aufprallenergie gut auf die große Oberfläche und die zusätzlichen Verstrebungen.
Schick sehen sie ja aus, die ultradünnen und leichten Wolftooth-Pedale. Davon abgesehen generieren sie aber weder soliden Stand noch besonders gute Haftung. Warum? Die Pedaloberfläche fällt nach außen ab. Dadurch sitzt die Sohle auf dem dicksten Teil des Pedals – der Achse – auf, bevor sie sich überhaupt mit den Pins verzahnen kann. Besonders bei Nässe rutscht man so ziemlich leicht ab.
Verrückt, dass die Unterschiede der Flatpedale in dieser Preisklasse noch so gravierend sind. Vom kompletten Fehltritt bis hin zum Overachiever ist in diesem Test alles vertreten. Nach einem halben Jahr im Dauereinsatz lieferten die Chromags das stimmigste Gesamtbild ab.