Stefan Frey
· 26.10.2022
Der österreichische Pedalhersteller Magped hat ein Magnetsystem entwickelt, das die Vorteile von Klickpedalen und Flat Pedals vereinen soll. Wir konnten die zweite Generation des Magped Enduro bereits testen.
Jeder Mountainbiker steht irgendwann vor der Grundsatzfrage, welches Pedalsystem er gerne nutzen möchte. Klick oder Flat? Fest fixiert oder lose verbunden? Es gibt nur wenige Biker, die zwischen beiden Systemen wechseln. Doch es gibt auch einen Zwischenweg. Der österreichische Pedalhersteller Magped hat ein Magnetsystem entwickelt, das die Vorteile beider Welten vereinen soll. Auf der einen Seite der sichere Halt eines Klickpedals, auf der anderen das schnelle und einfache Ablösen des Fußes wie bei einem Flatpedal. Ob das funktioniert? Wir konnten die zweite Generation des Magped Enduro bereits testen.
Rein von der Größe her ist das aus einem Aluminiumblock gefräste Magped Enduro2 vergleichbar mit einem klassischen Flatpedal. Das Gewicht konnten die Österreicher im Vergleich zum Vorgänger um satte 23 Prozent reduzieren, was sich auch optisch in einem etwas filigraneren Design widerspiegelt. Trotz des geringeren Gewichts wurde die Pedalachse verstärkt und soll so eine verbesserte Haltbarkeit gewährleisten. Für die Verbindung zwischen Schuh und Pedal sorgen bei Magped 150* oder 200N* starke Magneten auf beiden Seiten des Pedals und eine Metallplatte, die an der Cleat-Position am Schuh montiert wird.
Ein cleveres Detail, das so bisher noch kein MTB-Pedalhersteller im Programm hatte, sind die sogenannten Switch Pins. Diese lassen sich von beiden Seiten her montieren und bieten somit zwei unterschiedliche Längen – 9 und 11 Millimeter. Im Grund-Setup kommt das Magped Enduro2 ohne Pins also blank daher. Die Pins verbaut man je nach Geschmack selbst. Als optimalen Aufbau empfehlen die Österreicher vier lange Pins vorne und vier bis sechs kurze Pins im mittleren bis hinteren Bereich des Pedals. Mit diesem Setup sind auch wir in den Test gestartet.
Bevor es allerdings auf den Trail gehen kann, müssen die Metallplatten am Schuh montiert werden, die für die Verbindung zwischen Schuh und dem Magneten sorgen. In unserem Fall verfügt der Magnet über eine Kraft von 200N. Da die recht großflächigen Platten viel Platz im Cleat-Kanal beanspruchen, bleibt im Vergleich zu klassischen Platten von Klickpedalen etwas weniger Raum, um mit der optimalen Position zu spielen. Auch mit der Tiefe des Pedalkanals sollte man sich genau auseinandersetzen. Im besten Fall sollten die Metallplatten nicht tiefer als ein bis zwei Millimeter unterhalb der Schuhsole liegen. Ansonsten lässt sich der Magnet, der auf einem Polymer-Dämpfer gelagert ist, nicht nah genug an den Platten platzieren. Die Folge: Der Schuh sitzt zu stramm auf dem Pedal und lässt sich kaum mehr bewegen. In unserem Fall mussten wir anstelle der drei Millimeter dicken Kunststoff-Spacer zwei jeweils zwei Millimeter dicke Spacer unter den Metallplatten montieren, um die optimale Position zu erhalten.
Für einen Klickpedal-Fahrer ist der Einstieg aufs Pedal erst einmal ungewohnt. Bringt man den Fuß in die Nähe des Pedals, sorgt der starke Magnet mit einem kurzen metallischen Klicken für eine augenblickliche Verbindung mit dem Pedal. Kraft für das Einrasten muss hier keine mehr aufgebracht werden, was an sich sehr positiv ist. Doch auch nach mehreren Fahrten mit den Magped Enduro2 hatten wir noch das Problem, dass die Verbindung zum Pedal bei jedem erneuten Ansetzen minimal von der letzten Position abwich. Aufgrund der doch recht griffigen Pins ließ sich der Fuß auf dem Pedal dann eigentlich kaum mehr verschieben. Es kostete jedes Mal Zeit, den Fuß optimal auf dem Pedal zu platzieren. Flatpedal-Fahrern, die nicht eine klar definierte Position auf dem Pedal gewohnt sind, dürfte die Umstellung auf die Magped-Pedale leichter fallen.
Wer sichergehen möchte, dass er bei jedem Einklicken in der selben Position auf dem Pedal steht, kann bei Magped zusätzlich die sogenannten Positioning Platten ordern (14 Euro pro Satz). Sie erleichtern den Einklickvorgang spürbar, sorgen in Verbindung mit den griffigen Pins aber auch dafür, dass sich der Schuh erneut kaum mehr auf dem Pedal bewegen lässt. In der Praxis stellte sich daher die korrekte Höhen-Ausrichtung der Schuhplatten über die Distanzstücke als die praktikablere Lösung heraus.
Hat man die passende Position gefunden, bietet das Enduro2 selbst in ruppigen Passagen guten Halt. Leichtes Ziehen im Anstieg ist kein Problem. Auch bei Sprüngen hält der Magnet den Fuß sicher am Pedal – solange die Füße plan auf dem Pedale stehen. Weil sich die Zugkraft des Magneten nur schwer einschätzen lässt, kommt es im Gelände aber auch immer wieder mal zu kleinen Herzklopf-Momenten. Etwa wenn man einen leicht verpatzten Sprung korrigieren will oder in technischen Kletterpassagen unterwegs ist und die Füße auf dem Pedal gekippt werden. Hier kann es passieren, dass der Schuh unerwartet die Verbindung zum Magneten verliert – ein Problem, das mit Klick-Pedalen kein Thema ist und auf das man sich mit Flatpedals von vornherein einstellt. Doch auch das Ablösen des Fußes klappt nicht immer problemlos. Wenn sich das Profil des Schuhs an den Pins des Pedals verhakt und dann der Magnet wieder zupackt, braucht man schnelle Reflexe, um nicht im Stand umzukippen.
Wer sich dennoch etwas mehr Halt und Sicherheit für grobes Gelände oder steile Anstiege wünscht, kann auf die optional erhältlichen Strong-Platten wechseln (22 Euro pro Paar). Durch sie wird die Zugkraft des 200er Magneten noch einmal um 30 Prozent gesteigert.
Wer sich nicht auf die feste Verbindung durch Klickies einlassen möchte, aber dennoch etwas besseren Halt als mit Flatpedals sucht, findet in den Magped Enduro2 eine Alternative, die auf jeden Fall einen Blick wert ist. Der Stand auf dem riesigen Käfig ist top und auch mit Schuhen ohne Bindungssystem hat man ausreichend Halt. Der Ausstieg geht fix – wenn auch nicht immer reibungslos. Etwas Aufwand erfordert das erste Setup. Welche und wie viele Pins soll ich montieren? Sitzt die Metallplatte zu tief im Pedal? Standard- oder Strong-Platte? Um die perfekte Kombi zu finden braucht es einige Abstimmungsfahrten und unter Umständen eine weitere Zubehör-Bestellung beim Hersteller.
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