Jan Timmermann
· 08.11.2023
Andreas Sextl ist Physiotherapeut und ehemaliger Triathlet. Von unzähligen Patientengesprächen weiß er, dass Biker nach einer Knieverletzung möglichst schnell wieder aufs Rad wollen. Gut so, denn die gleichmäßige Belastung sowie kontinuierliche Bewegung beim Pedalieren ist fester Bestandteil jeder Knie-Reha. Gerade nach einer Operation kann die Beweglichkeit des Kniegelenks oft deutlich eingeschränkt sein. Es fehlt an Beugung und Streckung. Radfahren scheint für viele Betroffene in der frühen Genesungsphase nur mit teurem Spezialequipment möglich zu sein. Nicht aber, wenn es nach Sextl geht!
Betroffene kennen das Problem: Nach einer Verletzung des Kniegelenks ist der Weg zurück aufs Bike oft ein steiniger. An einem gewissen Punkt setzen Therapeuten den Verletzten auf ein Ergometer mit verkürzter Kurbel. Der erste Schritt zurück zur Biker-Normalität und doch, im geschlossenen Raum einer Reha-Einrichtung, gefühlt unendlich weit weg von der geliebten Sportart. Einigen engagierten Bikern reicht der meist kurze Moment auf dem stationären Rad nicht. Sie wünschen sich eine Lösung, um auch auf dem normalen Bike etwas für ihr Knie zu tun. Andere erwischt es schlimmer und die Beweglichkeit des Gelenks braucht Jahre, um akzeptable Ausmaße zu erreichen.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich nach einer schweren Knieverletzung das erste Mal wieder auf einem Ergometer mit verkürzten Kurbeln saß. Ganz langsam, vorsichtig und unsicher ließ ich die Pedale kreisen. Es war das wunderbarste Gefühl in der ganzen Zeit nach dem Unfall und gab mir neue Hoffnung aufs Bike zurückzukehren. Ein Adapter zur Kurbelverkürzung kann Verletzten - abgesehen von den körperlichen Rehabilitations-Vorteilen - einen positiven mentalen Schub geben. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Kurbelverkürzungen helfen Patienten nicht nur ihr Bike trotz fehlender Kniebeweglichkeit zu nutzen, sie entlasten auch Knie und Hüfte. Spezielle Kurbeln mit einer einseitigen Verkürzung sind nicht nur schwer zu finden, sondern auch oft teuer. Andreas Sextl von Wexelpunkt wollte das nicht akzeptieren und startete 2021 mit der Entwicklung eines Adapters, der jedes Fahrrad zum Reha-Gerät machen könnte. Mit seiner Erfahrung als Physiotherapeut und Sportler sowie dem Feedback seiner radfahrenden Patienten will Sextl den Kurbeladapter nun zur Serienreife bringen. Seit Juli 2023 ist seine Lösung international rechtlich geschützt. Ab dem Frühjahr 2024 sollen die ersten Wexelpunkt-Adapter ausgeliefert werden. Eine Vorbestellung ist über anfrage@wxvario.de möglich. Kostenpunkt pro Stück: 169 Euro. Das Umrüstkit für die Verwendung rechts oder links kostet 59 Euro. Mehr Infos unter: www.wexelpunkt-wxvario.de
Der Kurbeladapter von Wexelpunkt soll für jede Kurbel und jedes Bike mit Standard-Pedalgewinde passen - egal, ob Ergometer, Rennrad, City-Bike oder MTB. Möglich machen es verstellbare Klemmbacken mit 3D-gedruckten Teilen und eine fein justierbare Alu-Schiene. Eine Gewinde-Einheit nimmt das Pedal auf, während eine hochstabile Schraube ins Gewinde der Kurbel greift. Die Montage ist denkbar einfach. Besonders wichtig war Sextl die hohe Fertigungsqualität aller Teile. Bis 110 Kilo Körpergewicht und auch für den leichten Mountainbike-Einsatz ist der Kurbeladapter freigegeben.
Den Bedarf nach einem universellen und günstigen Kurbeladapter sehe ich bereits seit Jahren. Die existierenden Lösungen waren alle unbefriedigend, da habe ich selbst einen Adapter entwickelt. - Andreas Sextl, Physiotherapeut Wexelpunkt