Technisch gesprochen ist CNC-Fräsen ein spanendes Fertigungsverfahren. Dabei stehen die drei Buchstaben für “Computerized Numerical Control”. In der für die Bike-Industrie besonders bedeutsamen Metallverarbeitung via CNC-Fräse wird von einem Rohteil, wie etwa einem Block Aluminium, so lange Material abgetragen, bis die gewünschte Form erreicht ist. Gespeist werden computergesteuerte Fräsen mit den Daten aus deinem CAD-Programm. Das Endergebnis dieser nüchternen Ingenieurs-Beschreibung sind MTB-Teile, nach denen sich viele Biker die Finger lecken. Mit ihren kantigen Details bringen CNC-gefräste Sattelklemmen oder Kurbeln das Blut so manches Technik-Freaks in Wallung. “Fräs-Porno” ist der umgangssprachliche, anrüchige Begriff für feinste Bike-Parts aus Aluminium. Der Maschinenbau-Charme gefräster Metallteile steht im krassen Kontrast zu glatten, organischen Formen aus Carbon. Hersteller, wie Actofice, Nicolai oder Pole, setzen CNC-Fräsungen in großem Stile ein, um MTB-Rahmen und Teile, wie etwa Umlenkwippen, aus Aluminium herzustellen. Doch auch deutlich kleinere CNC-Parts haben das Potential viele Biker in Begeisterung zu versetzen. Hier kommen die elf heißesten Kandidaten aus der CNC-Fräse.
Noch nie von Ignite Components gehört? Die Fräsoptik dieser Kurbeln schlug in den Sozialen Medien derart große Wellen, dass die kleine Manufaktur aus New Jersey große Mühe hat mit den Bestellungen hinterher zu kommen. Inhaber Ian Colquhoun fräste bereits Teile für Wolkenkratzer und den Motorsport. Wem die CNC-Optik zu langweilig ist, dem zaubert Ian die abgefahrensten Custom-Looks auf die nur 510 Gramm leichte Kurbel. Kaufinteressierte müssen direkt in den USA bestellen und 529 Dollar mitbringen. Dafür ist eine lebenslange Garantie mit dabei.
Kaum ein Hersteller ist so sehr für CNC-gefräste Bike-Parts bekannt, wie Hope. Die Briten haben sich als Meister der Alu-Fräse einen Namen gemacht. Jedes Detail der Tech 4 V4 Bremse wird intensiv bearbeitet, um den charakteristischen Look zu erzeugen. Details in den bekannten Eloxalfarben machen die Stopper zu einem echten Hingucker. Doch auch technisch hat das Aluminium Relevanz, so soll der lange, steife Bremshebel beispielsweise zu einem besseren Griffgefühl und mehr Bremspower beitragen. Der massive, ausgefräste Bremssattel verspricht eine ausgezeichnete Wärmeableitung im harten Enduro- und Downhill-Einsatz. Ganz günstig ist so viel Fräskunst nicht, dafür sind alle Teile zugunsten der Nachhaltigkeit einzeln austauschbar. Preis für das Set aus Vorder- und Hinterradbremse: 580 Euro.
Mit unvergleichlich faszinierenden Fully-Rahmen aus gefrästem Aluminium sorgt Actofive regelmäßig für Aufregung bei Technik-Fans. Doch Inhaber Simon Metzner kann nicht nur Rahmen. In Dresden fräst er die Signature MTB Kurbel in limitierter Kleinserie. Die Kurbel entsteht aus zwei separat CNC-gefrästen Aluteilen, welche miteinander verklebt werden. Durch ihre hochfeste und mit 470 Gramm dennoch leichte Konstruktion eignen sich die Kurbeln hervorragend für den nächsten Enduro-Dreambuild. Los geht’s ab 799 Euro.
Hinter der Marke Title steckt niemand geringeres als Slopestyle-Ass Brett Rheeder. Für seinen aus robusten 6061 T6-Alu gefrästen ST1 Vorbau verspricht der Freerider höchste Stabilitäts-Werte - schließlich muss er sich bei seinen halsbrecherischen Stunts selbst kompromisslos auf die Haltbarkeit verlassen können. Mit 35 Millimeter Länge wiegt das Kleinod 177 Gramm. In funkelnd-poliertem Chrom-Finish kommen die Kanten besonders gut zur Geltung. 99 Euro verlangt Rheeder für seinen Signature-Vorbau.
Garbaruk nutzt die Präzision der CNC-Fertigung für besonders raffinierte Aluminium-Kettenblätter. Die Polen fräsen nicht nur ein Narrow-Wide-Zahnprofil für den besseren Kontakt mit der Kette, sondern auch spezielle Kanten und breite Lücken, um zu verhindern, dass sich das Kettenplatt bei Schlamm zusetzt. Etwas mehr Höhe im Design der einzelnen Zähne soll den Antriebsstrang auch bei ruppigem Geläuf sicher führen. Garbaruks “Variable Chain Line Technology” (VCLT) sieht eine von der Anzahl der Zähne abhängige Kettenlinie vor, um das Übersetzungsverhältnis zu optimieren. Mit 32 Zähnen wiegt das Direct Mount Kettenblatt für Shimano 61 Gramm und kostet 60 Euro.
Nicht nur schön, sondern auch praktisch: Die 77designz Crash Plate kann Kettenblatt und Rahmen vor fiesen Schäden bewahren. Im Enduro-Einsatz lassen sich Aufsetzer nicht immer vermeiden. Gut also, dass der Schutz aus hochfesten 7075 T6-Aluminium gefräst wird. Trotzdem lässt die dünn auftragende Crash Plate noch genügend Bodenfreiheit. Erhältlich in acht verschiedenen Farben und vier Größen, kann das kleine Teil so ziemlich jedes Bike schützen. Kostenpunkt für die in Deutschland CNC-gefräste Platte: 34,95 Euro.
Auf einer CNC-Fräse im Allgäu entstehen die Fraezen Tuning-Käfige für Schaltwerke von Shimano und Sram. Dabei ist es egal, ob elektronisch oder mechanisch geschaltet wird: Fraezen hat einen Schaltwerkskäfig im Angebot, der leichter und steifer sein soll, als das Original. Dank einteiligem Design aus 7075er Aluminium ist vor allem die Verwindungssteifigkeit auf einem besonders hohen Niveau. Neben einer längeren Haltbarkeit verspricht das noch präzisere Schaltvorgänge, als mit den Standard-Teilen. An Sram-Käfigen soll eine zweite Bohrung für die Clutch-Feder außerdem Kettenschlag reduzieren. Die Gewichte liegen zwischen 79 und 85 Gramm. Kostenpunkt: 379 Euro
CNC-gefräste Alu-Teile zeichnen sich durch eine charismatische Haptik und eine hohe Steifigkeit aus. Merkmale, welche Fahrer von Magura-Bremshebeln hin und wieder vermissen. Oak Components fräst deshalb Nachrüst-Hebel für die Bremsen MT-Baureihe. Inzwischen gibt es auch ein Pendant für TRP-Stopper. Zusätzlich zum neuen Griffgefühl kann der Root Lever mit optimierten Hebelverhältnissen für eine höhere Bremskraft und eine spätere Ermüdung sorgen. Auch die Drehschraube für eine werkzeuglose Griffweitenverstellung wird nahe Regensburg aus Aluminium gefertigt. Ein Set Oak Bremshebel kostet 139 Euro.
Hope ist keinen falls die einzige Firma auf der britischen Insel, die weiß, wie man eine CNC-Fräse bedient. Unite fräst den 133 mal 102 Millimeter großen Körper ihrer V2 Flatpedals in Wales aus 6065 Aluminium und versieht jede Seite mit 16 austauschbaren Pins. Ihre konkave Form soll sich besonders griffig an den Schuh schmiegen und eine Keramik-Beschichtung verspricht lange Haltbarkeit. Zwar stark CNC-bearbeitete aber geschlossene Flanken sollen ein angenehmes Gewicht vereinbar machen mit einem reduzierten Risiko an Wurzeln hängen zu bleiben. Ganze zehn verschiedene Farben stehen zur Auswahl. Ein Paar Pedale wiegt 435 Gramm und kostet 134,99 Euro.
Für die außergewöhnliche Form ihrer Sattelstütze Leichtes Stück hat sich Tune nach eigener Angabe von Fachwerkhäusern und Brücken inspirieren lassen. Durch die spezielle Anordnung der CNC-gefrästen Streben ist die Stütze trotz ihres leichten Gewichts von nur 155 Gramm bei 340 Millimetern Länge auch großen Biegebelastungen gewachsen. Zug- und Druckspannungen hält dieses Design effektiv stand. Alleine die markanten Ausfräsungen machen eine Gewichtsersparnis von 40 Gramm aus und erfordern eine 20 Minuten längere Bearbeitungszeit auf der vierachsigen CNC-Maschine. 229,50 Euro kostet das Leichte Stück von Tune.
Hinter dem kleinen Label SV One verbirgt sich ein weiterer Hersteller für in Deutschland CNC-gefräste Aluminium-Parts. Steffen Braungardt ist Feinwerkmechanikermeister und fräst in Baden Württemberg unter anderem einen schmucken Enduro Vorbau. Aufgrund der Kleinserienproduktion gibt es das Teil nur in zwei Farben, mit 35-Millimeter-Klemmung und in 40-Millimeter-Länge. Die große Klemmbreite des verwindungssteifen Vorbaus soll auch im harten Enduro-Einsatz für eine ausgezeichnete Lenkpräzision sorgen. Für 114,99 Euro ging das CNC-gefräste Kunstwerk bislang über die Ladentheke. Schade, dass SB One die Produktion einstellen will, um sich auf andere Produkte zu konzentrieren. Wer sich noch einen Vorbau sichern will, sollte also schnell zuschlagen.
KCNC trägt das Fertigungsverfahren für viele ihrer Produkte bereits im Namen. Die Produktion in Taiwan ermöglicht niedrige Preise für das kunstvoll bearbeitete Aluminium und umfasst unter anderem dieses Schmuckstück von einer Sattelklemme. Ihre hohe Präzision soll dafür sorgen, dass sich die Klemmkraft gleichmäßig verteilt. Sechs Farben stehen für die nur zwölf Gramm schwere und 24,50 Euro teure Sattelklemme zur Auswahl.
In Polen, genauer gesagt 250 Kilometer im Südwesten der Hauptstadt Warschau, fallen jede Menge schicker Alu-Teile aus der CNC-Fräse. Das 7075 T6-Aluminium der Schaltwerkröllchen wird nach dem Fräsprozess harteloxiert, um die kleinen Tuningteile fürs Antriebssystem beständig gegen Korrosion zu machen. Aus Deutschland kommen die doppelt gedichteten Rillenkugellager, die sich besonders lange geschmeidig drehen sollen. Um die Kette zuverlässig auf Linie zu halten, besitzt das untere Röllchen ein Narrow-Wide-Zahnprofil. Das Paar wiegt 22 Gramm, kommt in sieben verschiedenen Farben und kostet 60 Euro.