Neue deutsche Upside-Down-GabelIntend Moto V2 - die Welt steht Kopf

Dimitri Lehner

 · 15.04.2025

So edel, so teuer: die neue Limited-Federung von Intend. Preis: 4344 €.
Foto: Intend
Die kleine, feine deutsche Tüftlerschmiede Intend stellt mit dem Moto V2 ein exklusives Federungsset für Mountainbikes vor. Die auf 10 Stück limitierte Serie umfasst eine überarbeitete Upside-Down-Gabel und einen neuartigen Hybrid-Dämpfer, der Stahlfeder und Luftfederung kombiniert. Das Set soll alles dagewesene in den Schatten stellen.

Intend-Chef und Ingenieur Cornelius Kapfinger sorgt mit der Vorstellung des Moto V2 Federungssets für Aufsehen in der Mountainbike-Szene. Nach dem Erfolg des stark limitierten Vorgängermodells präsentiert der Hersteller nun eine auf 10 Exemplare begrenzte Serie, die erneut die Grenzen der Fahrwerkstechnik verschieben soll. Eyecatcher ist in erster Linie natürlich die Upside-Down-Gabel mit den schicken Fendern, den sogenannten “Lower Blades”.

Innovative Gabelkonstruktion: anders herum!

Die Gabel des Moto V2 Sets bleibt dem bewährten Upside-Down-Design treu, wurde jedoch in einigen Details verfeinert. Die Standrohre sind harteloxiert, was nicht nur der Haltbarkeit und Optik dient, sondern auch als Gleitfläche für die obere Buchse fungiert. Dies soll für ein besonders geschmeidiges Ansprechverhalten sorgen. Die Gabel nutzt die bekannten Blackline-Tauchrohre, die mit CNC-gefrästen Lower Blades für zusätzlichen Schutz und ein aggressives Erscheinungsbild ausgestattet sind. Ein Schlüsselelement der Konstruktion ist das von Motorradgabeln inspirierte Gleitbuchsensystem. Durch die Vergrößerung des Abstands zwischen den Buchsen während des Federwegs soll die Hebelwirkung und damit die Reibung reduziert werden, was in einem sanfteren Ansprechverhalten resultieren soll.

Revolutionärer Hybrid-Dämpfer: Kombi aus Feder und Luft

Beim neu entwickelten Hinterbaudämpfer wagt Intend sich erstmals an eine Hybridkonstruktion, die eine hochwertige Eibach-Stahlfeder mit einer vollständig einstellbaren Luftfeder kombiniert. Diese Bauweise solle die unmittelbare Ansprache einer Stahlfeder mit der Abstimmbarkeit und der Endprogression einer Luftfeder vereinen. Der Hauptkörper des Dämpfers ist in Monocoque-Bauweise aus einem Stück CNC-gefräst und integriert alle pneumatischen und hydraulischen Dichtungen in einem einzigen Bauteil. Für die korrekte Funktion des hydraulischen Kreislaufs sei ein Mindestdruck von 200 PSI erforderlich. In Kombination mit der verbauten Stahlfeder mit einer Federrate von 135 lbs ergebe sich ein empfohlener Fahrergewichtsbereich von 85 bis 130 kg.

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Flexibilität durch IBS-System

Eine besondere Eigenschaft des Dämpfers ist das sogenannte IBS – Interchangeable Bridge System. Dieses ermöglicht es, den Dämpfer sowohl als Trunnion-Variante als auch als Standard-Metric-Dämpfer zu verwenden, indem lediglich die obere Aufnahme getauscht wird. Diese Flexibilität macht den Dämpfer für eine Vielzahl von Rahmenkonzepten kompatibel und erhöht somit seine Einsatzmöglichkeiten deutlich. Der Dämpfer ist in der Grundkonfiguration für eine Einbaulänge von 205 x 65 Millimeter als Trunnion-Version oder 230 x 65 Millimeter als Standard-Metric-Variante ausgelegt. Durch die Möglichkeit der Hubreduktion lassen sich zudem Federwege von 62,5, 60 oder 57,5 Millimetern realisieren.

Exklusivität und Service

Die extreme Limitierung auf nur 10 Federungssets unterstreicht den exklusiven Charakter des Moto V2. Intend betont, dass ein Premiumprodukt auch einen entsprechenden Service verdiene. Um diesen zu gewährleisten, habe man sich entschieden, den Verkauf auf EU-Länder zu beschränken und die Wartung ausschließlich im eigenen Werk durchzuführen. Dies stelle sicher, dass jedes Set die höchstmögliche Aufmerksamkeit und Pflege erhalte. Mit einem Nettopreis von 3.650,42 Euro beziehungsweise 4.344 Euro inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer positioniert sich das Moto V2 Set klar im High-End-Segment des Mountainbike-Marktes.

Aus der Reihe: Schöner Einstellen.Foto: IntendAus der Reihe: Schöner Einstellen.

Technische Spezifikationen

Gabel

  • Bauart: Upside-Down mit Gleitbuchsen
  • Standrohre: Harteloxiert
  • Tauchrohre: Blackline mit CNC-gefrästen Lower Blades
  • Bremssattelaufnahme: 180/203/220 Millimeter PM
  • Achse: 15 Millimeter
  • Federweg: 150-180 Millimeter

Dämpfer

  • Bauart: Hybrid Stahlfeder/Luftfederung
  • Einbaulänge: 205 x 65 Millimeter (Trunnion) / 230 x 65 Millimeter (Standard)
  • Hub: 62,5 / 60 / 57,5 Millimeter (durch Hubreduktion)
  • Stahlfeder: Eibach 135 lbs
  • Mindestluftdruck: 200 PSI
  • Empfohlenes Fahrergewicht: 85-130 Kilogramm

Fahrwerks-Set

  • Limitierung: 10 Stück
  • Preis: 3.650,42 Euro netto / 4.344 Euro inkl. 19 % MwSt.
  • Lieferumfang: Gabel, Dämpfer, Blackline Standrohrabstreifer, IBS-Aufnahmen, Dämpferpumpe, Volumen-Spacer, Hubreduktions-Kit

Hintergrund: Warum anders rum? Warum Upside Down?

Promi-Freerider Darren Berrecloth fuhr USD-Gabeln und sorgte für ihre Popularität.Foto: SpecializedPromi-Freerider Darren Berrecloth fuhr USD-Gabeln und sorgte für ihre Popularität.

USD (Upside-Down)-Gabeln wurden ursprünglich für Motorräder entwickelt. Der Grundgedanke war, die ungefederte Masse an den Radaufhängungen zu reduzieren, indem das schwere Teil der Gabel (die Tauchrohre) oben und die leichten Standrohre unten angebracht wurden. Das sollte das Fahrverhalten und die Stabilität verbessern.

WP (ehemals White Power) und Öhlins gehören zu den Pionieren in der Entwicklung und Einführung von USD-Gabeln für Motorräder. Diese Innovation war besonders im Motocross und im Straßenrennsport von Bedeutung, da sie die Fahrdynamik verbessern konnte, indem sie die ungefederten Massen reduzierte und somit das Handling und die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten verbesserte.

Viele moderne Motorräder sind immer noch mit Upside-Down-Gabeln (USD-Gabeln) ausgestattet. Neben den Gründen (besseres Fahrverhalten, Steifigkeit, Stabilität) spielt vor allem die Ästhetik eine große Rolle. Viele schätzen den aggressiven und modernen Look, den USD-Gabeln einem Motorrad verleihen. Prominente Beispiele: Ducati Panigale V4, Yamaha YZF-R1 oder die Kawasaki Ninja ZX-10R.

In den frühen 1990er-Jahren besannen sich auch die Federungs-Firmen des Mountainbiken wie Rockshox und Manitou auch die Technik und experimentierten, um die Steifigkeit und Leistungsfähigkeit der Gabeln zu verbessern. Bekannte Beispiele:

Rockshox RS-1: Die RS-1 wurde ursprünglich in den 1990er Jahren auf den Markt gebracht und war eine der ersten kommerziellen USD-Gabeln im Mountainbiking. 2014 gab es eine Neuauflage der RS-1 mit einem komplett überarbeiteten Design. Einsatzzweck: Cross-Country-Rennen. Diese Version kombinierte moderne Technologie mit dem klassischen USD-Design.

Manitou Dorado: Die Dorado ist vielleicht die bekannte USD-Gabel, die erstmals 1997 auf den Markt kam. Freerider Darren Berrecloth machte sie populär, als er damit einen Podiumsplatz bei der Red Bull Rampage errang. Auch heute hat Manitou die Dorado in neuster Generation in seinem Programm. Der Profi-Freerider Clemens Kaudela beweist bei den größten Sprüngen der Welt (Darkfest, Rampage) wie hart die Gabel im Nehmen ist.

DVO Emerald: Auch diese High-End-USD-Gabel ist speziell für den Downhill-Einsatz konzipiert.
Gerade hat auch FOX eine USD-Gabel beim Seaotter-Festival in Kalifornien vorgestellt – die Optik und Vorteile der Konstruktion scheinen gerade einen neuen Hype zu erleben.

Cannondale Lefty: Das US-Label entwickelte aus ihrer speziellen HeadShok-Federung (befand sich direkt unterm Steuerrohr) die einarmige USD-Gabel namens Lefty für den Cross-Country-Einsatz. Im Modelljahr 2000 wurde die Lefty erstmals im Cannondale Raven 40000 SX verbaut. Promi-Racer Tinker Juarez verhalf der Lefty zu Ruhm & Ehre. In ihren neusten Entwicklungsstufen wird die Lefty noch immer von Cannondale in ihrem CC-Flitzer Scalpel verbaut.

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