Neuer E-Bike-Motor von BroseBärenstarker Berliner fürs E-MTB

Josh Welz

 · 17.07.2023

Rank und schlank: Der neue Brose Drive 3 Peak baut deutlich kompakter als sein Vorgänger.
Foto: Josh Welz
Der Brose Drive 3 Peak steht in den Startlöchern. Lange hatten Fans des E-Bike-Motor Brose Drive S Mag auf einen Nachfolger gewartet. Ab Frühjahr 2024 soll das neue E-Aggregat den Motorenmarkt aufmischen - mit üppiger Leistung und kompakten Abmessungen. Ebenfalls neu: Eigene Akkus und Displays machen Brose zum Systemanbieter.

Schon länger hatte man sich gefragt, wann Brose mal wieder seine Ambitionen auf dem sportlichen E-MTB-Markt unterstreichen würde. Sprich: Wann endlich würde es einen Nachfolger des Brose Drive S Mag geben? Der kräftige E-Bike-Motor läuft seit 2019 quasi unverändert vom Band. Kleine Ausnahme: 2020 hatte es ein Software-Update gegeben, nachdem Kunden über gerissene Antriebsriemen klagten. Das Update konnte das bärige Drehmoment des Kraftmeiers etwas zähmen und die Schadenhäufigkeit reduzieren. Seitdem aber blieb der Antrieb unverändert und musste sich im immer stärker werdenden Wettbewerb behaupten: zwar mit konkurrenzfähigen Leistungsdaten, aber auch etwas klobiger Bauweise und recht üppigem Gewicht. (Hier geht’s zum EMTB-Motoren-Test)

Drive 3 Peak: Kompakter, leichter und noch kräftigerer Brose Motor

Auf der Eurobike 2023 präsentierte Brose jüngst als Nachfolger den Drive 3 Peak. Er soll neue Errungenschaften mit den altbewährten Tugenden des Drive S Mag kombinieren. Zum Altbewährten zählen: hohes Drehmoment, natürliche Kraftentfaltung, geringe Lautstärke, hohe Hitzeresistenz und null Tretwiderstand. Die wichtigsten Kennziffern des neuen Drive 3 Peak E-Bike-Motors machen deutlich, dass die Berliner sich an den Benchmarks im Motoren-Markt orientiert haben: Zwar sind die 410 Prozent Tretunterstützung und auch die Maximalleistung (im EMTB-Test: 565 Watt) gleich geblieben, mit 2,9 Kilo ist das Aggregat aber leichter und mit 95 Nm nochmal kräftiger als der Vorgänger. Vor allem aber ist der neue Brose Motor in seiner Bauform wesentlich kompakter und gibt den Bike-Herstellern damit mehr konstruktive Freiheiten.

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Brose Drive 3 Peak (links) vs. Brose Drive S Mag: Vor allem die integrativere Bauform wird die Bike-Entwickler freuen.Foto: Brose // Montage: Josh WelzBrose Drive 3 Peak (links) vs. Brose Drive S Mag: Vor allem die integrativere Bauform wird die Bike-Entwickler freuen.

Ein Grund dafür: Die Konstruktion des Brose Drive 3 Peak kommt ohne Antriebsriemen aus. Dadurch wurde erheblich Platz gespart, und die Defektanfälligkeit des alten Systems sollte auch behoben sein. Auf der anderen Seite hatte die Antriebsriemen-Konstruktion dafür gesorgt, dass der Brose Drive S Mag zu den wenigen angenehmen Leisetretern auf dem Motorenmarkt gehörte. Wird der neue Brose Motor also bald durch den Wald lärmen? “Ganz im Gegenteil”, sagt Adrian Stanciu, Produktentwickler der Brose Drive Unit: “Das Antriebsgeräusch stand wieder ganz oben im Lastenheft. Das haben wir auch ohne Riemen erreicht, durch technische Kniffe wie schräg verzahnte Zahnräder.”

Brose Motor mit 48-Volt-Technologie: Fortschritt aus dem Automotive-Bereich

Weitere Auffälligkeit des Brose Motors: Die Technik basiert auf einem 48-Volt-System. Der theoretische Vorteil gegenüber Systemen mit 36 Volt Spannung, wie sie die meisten Mitbewerber verwenden: Eine reduzierte Hitzeentwicklung, da man durch die höhere Spannung mit geringerer Stromstärke bei der Drive Unit auskommt. Der Hauptvorteil für Brose dürfte aber in der Tatsache liegen, dass 48 Volt im Automobil-Bereich Standard sind. Das erlaubt es den Berliner Automotive-Experten, verfügbare Technologien aus dem eigenen Haus zu nutzen. Insbesondere bei der Entwicklung von Akkus und Displays dürfte die Fahrrad-Sparte bei Brose von Synergien mit den Automobil-Abteilungen profitieren.

Und hier kommen wir zur eigentlichen Innovation neben dem Motor selbst: Denn Brose liefert zukünftig nicht nur den Motor, sondern auch Akkus, Displays, Lenker-Remote und App – in Summe: das neue “Brose Drive System”. Damit werden die Berliner, wie die Hauptkonkurrenten Bosch und Shimano, Systemanbieter. So will Brose einen wichtigen Schritt machen, um für OEM-Kunden attraktiver zu werden.

Gleich zwei entnehmbare 48-Volt-Batterien werden die Berliner zukünftig anbieten. Der 814-Wh-Akku soll 4,1 Kilo auf die Waage bringen und sich in drei bis vier Stunden voll aufladen. Der 468-Wh-Akku soll rund drei Kilo leicht sei. Das Besondere: Beide Akkus teilen sich das gleiche Alugehäuse. Laut Brose bietet das den Fahrrad-Herstellern die Möglichkeit, ein- und dieselbe Rahmenkonstruktion mit zwei Akku-Varianten zu bestücken – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.

Brose bietet Kombi-Display oder Rahmendisplay mit Remote

Kombi-Instrument: Die neue Control Allround bitet ein umfangreiches Funktions-Paket. Die Helligkeit des 1,9 Zoll große Displays kann reguliert werden. Zudem bietet es eine Bluetooth 5.0-Schnittstelle und einen USB-C-Port.
Foto: Brose

Unterschiedliche Optionen bietet Brose seinen Kunden auch in Sachen Display: Mit der Brose Control Allround, Control Remote und Control Integrate gibt es drei Varianten mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Bei allen drei legte man laut Hersteller Wert auf schlankes Design, umfangreiche Funktionen und bedienerfreundliche Ergonomie. Die Control Allround kombiniert Display und Remote. Das 1,9 Zoll große Farbdisplay verfügt über eine Bluetooth 5.0-Schnittstelle, wird über vier Tasten gesteuert und zeigt alle wichtigen Motordaten. Die Helligkeit des Displays kann reguliert werden. Praktisch auch: Über einen USB-C Port kann zum Beispiel das Smartphone unterwegs geladen oder das Brose Service Tool angeschlossen werden.

State of the art: Das ins Oberrohr eingelassene Control Integrate trifft den Zeitgeist. Es wir mit dem minimalistischen Control Remote kombiniert.Foto: Josh WelzState of the art: Das ins Oberrohr eingelassene Control Integrate trifft den Zeitgeist. Es wir mit dem minimalistischen Control Remote kombiniert.

Die Alternative von Brose: eine Kombination aus minimalistischer Control Remote und einem ins Oberrohr integrierbaren Display, dem Control Integrate. Das Control Remote ist komplett kabellos, bietet auf der Vorderseite die gleichen 4 Tasten wie das Control Allround und verfügt ebenfalls über eine Bluetooth 5.0-Schnittstelle. Im Zusammenspiel mit der Brose App und weiteren digitalen Features, wie beispielsweise neuen Fahrmodi und Schnittstellen zu externen Dienstleistern wie Strava, soll so aus dem Brose-Komplettsystem eine moderne Kommunikationsplattform werden.

Mehr Service und Nachhaltigkeit bei Brose

Über diese technischen Entwicklungen hinaus hat sich Brose auch die Zeitenwende in Sachen Service und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Der Schwerpunkt liegt auf einem umfangreichen Servicenetzwerk mit verbesserter Ersatzteil-Verfügbarkeit und cloudbasierten Diagnose- und Wartungstools. Bonuspunkte bei Partnern und Kunden wird es ebenso für den serienmäßigen Wiederaufbereitungsprozess geben, den Brose für seine alten E-Bike-Antriebe entwickelt. Dazu werden fünf vordefinierte Bauteile aus irreparablen Antrieben aufbereitet: Sie werden geprüft und gereinigt, bevor sie um fehlende Teile ergänzt und zu einem Remanufacturing-Antrieb zusammengefügt werden. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern laut Brose im Vergleich zum Serienantrieb mindestens 21 Kilogramm CO2-Äquivalente – bei absolut gleicher Qualität und voller Herstellergarantie. Die Austauschmotoren sind im After-Sale erhältlich und für die Kunden um etwa die Hälfte günstiger als ein Neukauf.

Die Fakten zum neuen Brose Drive 3 Peak E-Bike-Motor

  • Gewicht: 2,9 Kilo
  • Drehmoment: 95 Nm
  • Max. Unterstützungsleistung: 410 Prozent
  • Maße: 219 x 134 x 98 mm
  • Akkus: 814 Wh, 4,1 Kilo / 468 Wh, 3,0 Kilo
  • Displays: Control Allround, Control Integrate, Control Remote

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