Man muss schon genau hinschauen, um am neuen Rocky Mountain Element die Unterschiede zum Vorgänger auszumachen. Auch das neue Element verfügt über die geradezu zierliche Silhouette mit unter dem Oberrohr liegendem Dämpfer. Auch die Proportionen am Hauptrahmen wirken kaum verändert.
Die größte Neuerung steckt im Hinterbau. Abgeflachte Kettenstreben und der Verzicht auf ein weiteres Lager am Horstlink verraten die aktuellste Ausbaustufe des Element. Wie viele Mitbewerber setzt nun auch Rocky Mountain auf einen sogenannten Flex-Pivot-Hinterbau, bei dem der abgeflachten Kettenstreben des Carbon-Rahmens die Funktion eines Gelenks übernehmen und den nötigen Flex ermöglichen.
Die reduzierte Anzahl an Lagern spart in erster Linie Gewicht, verringert aber auch den Wartungsaufwand und soll obendrein die Steifigkeit erhöhen. Der erste Check in unserem Testlabor bestätigt das erhoffte Entwicklungsziel. Mit nur 1900 Gramm für den Rahmen ohne Dämpfer wiegt die 2025er-Ausgabe weniger als alle anderen Element-Rahmen, die wir bislang im Test hatten.
Auch bei der Steifigkeit bleibt das neue Rocky im grünen Bereich. Während das vordere Rahmendreieck einen gutmütigen Flex besitzt, fällt das Heck bei seitlicher Belastung recht steif aus. In keiner Situation fuhr sich der Rahmen in Bezug auf die Steifigkeit zu weich oder zu wenig fehlerverzeihend.
Beim Federweg vertraut das neue Rocky Element auf Bewährtes. So bleibt es bei 130 Millimetern an der Gabel und 120 Millimeter Federweg am Heck. Lediglich das Topmodell C99 ist mit einer 120er-Gabel noch mehr auf Marathon und durch die größere Sattelüberhöhung auf eine sportlichere Sitzposition getrimmt. Auch die Rahmen in Größe XS kommen für etwas mehr Sattelüberhöhung mit 120 Millimetern vorne.
In Verbindung mit dem neuen Flex-Pivot-Design wurde auch die Kinematik des Hinterbaus verfeinert. Diese lässt sich weiterhin über die bewährte Ride-4-Verstellung an die persönlichen Bedürfnisse anpassen. Die vier unterschiedlichen Dämpferpositionen wirken sich zudem auf die Geometrie des Element aus.
Um das hervorragende Handling des flinken Trailbikes nicht zu verschlimmbessern, blieben die Kerngrößen der Geometrie mit einem 65,6er-Lenkwinkel und einem etwas steileren Sitzwinkel weitgehend unverändert. In der von uns gefahrenen Einstellung des Ride-4-Systems beträgt der Sitzwinkel 77,7 Grad und sorgt auch in steilen Passagen für Druck auf dem Vorderrad. In Größe L misst der Reach 480 Millimeter, womit dieser etwa fünf Millimeter länger als beim Vorgänger geworden ist.
So nimmt man im Sattel des Element eine leicht sportliche Sitzposition ein, beschleunigt flott auf der Geraden, kann das Bike aber dennoch spielerisch durchs Gelände dirigieren. Ein gelungener Kompromiss aus Marathon- und Trailbike. Selbst schnelle und steile Abfahrten nimmt das Rocky mit Laufruhe und Gelassenheit und lässt sich mit seinen 439er-Kettenstreben auch noch recht anständig aufs Hinterrad ziehen.
Fahrwerksseitig geht es mit dem C70 komfortabel durchs Gelände. Die Fox-Performance-Elite-Kombo reagiert willig auf Feinheiten, generiert Grip und besitzt ein ordentliches Schluckvermögen. In ruppigen Passagen bergab fühlt sich das Heck sogar nach mehr als 120 Millimeter Federweg an.
Beim üblichen Sag lässt sich zudem der vorhandene Dämpferhub sehr gut ausnutzen, ohne dabei durchzurauschen. Der Hinterbau besitzt eine angenehme Progression, trotzdem bleibt am Ende des Trails kaum ungenutzter Federweg übrig.
Einziges Manko: Die in unserem Testbike verbaute Fox-34-Federgabel besaß ein derart großes Buchsenspiel, dass sie sogar Klappergeräusche verursachte und für Vibrationen im Lenker sorgte.
Mit nur 12,3 Kilo ohne Pedale kann sich das Gesamtgewicht, bei einem Preis von 7300 Euro absolut sehen lassen. Dank des abgespeckten Rahmens verfügt das neue Element über einen leichtfüßigen Antritt. Lediglich bei den Race-Face-Laufrädern mit Alufelgen und dem Alulenker ist in Sachen Gewicht noch Luft nach oben.
Wer nur ungern die Dämpferplattform bemüht und gerne mit offenem Dämpfer unterwegs ist, findet mit dem Element einen ruhigen Partner, der selbst im Wiegetritt nur wenig pumpt. Wenn doch mal längere Asphaltpassagen anstehen, befindet sich eine effektive dreistufige Plattform in kurzer Reichweite.
Bis auf Lenker und Laufräder fällt die Ausstattung recht anständig aus. So passt auch die elektronische Sram GX AXS Transmission sehr gut ins Gesamtbild. Nur jenen, die sich eine starke Bremsleistung wünschen, beispielsweise schweren Menschen, dürften die hier verbauten Sram-Level-Bremsen etwas zu schwach sein – und das trotz Vierkolben-Ausführung.
Freunde eines Staufachs im Rahmen werden mit dem Rocky leider enttäuscht. Der schlanke Rahmen besitzt keinen Kofferraum, dafür jedoch zusätzliche Befestigungspunkte unter dem Oberrohr und Platz für zwei Trinkflaschen auf dem Unterrohr.
Ein sportliches Trailbike wie aus dem Lehrbuch. Auch die neueste Version des Rocky Mountain Element hat sich das breite Einsatzspektrum bewahrt und zudem noch Gewicht beim Rahmen eingespart. Was will man mehr?