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Im günstigsten Preisbereich jener E-MTBs, die zumindest ein bisschen sportliche Ambition anstreben, gibt es eine breite Spanne an Ausstattungen und Charakteren. Das liegt nicht zuletzt am Preiskorridor. 3800 Euro hatten wir als Obergrenze vorgegeben – die hat das teuerste Bike, das Canyon Grand Canyon:On 8, mit 3799 maximal ausgereizt. Der günstigste Kandidat, das HoheAcht Sento Eko Rokito, ist mit 2999 Euro satte 800 Euro günstiger.
Entsprechend viel Abwechslung gibt es allein beim E-Antrieb: Sechs unterschiedliche Aggregate finden sich an den neun Kandidaten. Klarer Platzhirsch ist der Bosch Performance Line CX in Bionicon, Canyon, Radon und Stevens. In Sachen Leistung steht der Brose Drive S Mag mit seinem bärenstarken Drehmoment dem Bosch-Konkurrenten in nichts nach. Doch das Bosch-System punktet zusätzlich mit hoher Fahrdynamik, speziellen Trail-Funktionen und den Vernetzungsmöglichkeiten des Smart-Systems. In Kombination mit dem 750 Wattstunden großen Powertube-Akku bietet er zudem die größte Reichweite. Starke Leistungsdaten liefern auch der Yamaha PW-X2 im R Raymon und der Shimano EP6 im BESV. Mit steigender Trittfrequenz können aber beide Aggregate dem Bosch nicht mehr folgen. Die günstigeren Antriebe im Feld sind deutlich schwächer: Der Shimano E7000 im HoheAcht liefert 60 Nm Drehmoment, der Bosch Active Line Plus im Trek nur 50 Nm.
Das Trek Marlin+ 8 ist nicht nur in dieser Hinsicht ein Außenseiter. Mit dem kleinen, fest verbauten 400-Wh-Akku setzen die Amerikaner ganz auf die Karte Gewicht und Sportlichkeit. Auch im Canyon ist der 750-Wh-Akku fest verbaut. Dank hoher Reichweite sollte es damit aber auch auf langen Touren keine Probleme geben. Alle anderen setzen auf Wechsel-Akkus.
In Sachen Geometrie und Ausstattung zeigt sich deutlich, welche Hersteller ihren günstigen Hardtail E-Bikes auch echten Trail-Spaß zutrauen. Die extremen Gegenpole bilden Trek und Stevens: Das Trek ist mit sehr gestreckter Geo, sportlichem Cockpit und trailtauglicher Ausstattung ein echter Abfahrtsspezialist. Das Stevens zielt mit sehr kompakten Abmessungen klar auf Komfort, Alltag und moderate Touren. Dafür spricht auch die sparsame Ausstattung, mit der man im Gelände schnell überfordert ist.
Das rundeste Paket lieferten Canyon und Radon. Das Canyon hat uns mit seinen ausgewogenen Fahreigenschaften unterm Strich am meisten beeindruckt. Allerdings ist es auch das teuerste Bike im Test. Das Radon verdient sich mit guter Ausstattung zum günstigen Preis unseren Preis-Leistungs-Tipp.
Unter 4000 Euro müssen Hersteller auf Euro und Cent schauen. Schon Motor und Akku schlucken das Gros des Budgets. Die Versender Canyon und Radon haben ihren Spielraum am geschicktesten ausgenutzt: Sie bringen gefällige Geometrien mit starken Antrieben und sinnvollen Komponenten zusammen. Trek geht mit dem Marlin einen eigenen Weg. Das leichte Bike hat Vorteile in Alltag und Trail-Einsatz, dank fest verbautem Akku aber eine eingeschränkte Zielgruppe.
Light-E-Hardtails gehören noch zu den exotischen Raritäten. Wo sollen die Vorteile dieser Spezies gegenüber klassischen E-Hardtails liegen? Dort, wo man sie auch bei den vollgefederten Verwandten verortet: beim gewichtsbedingt besseren Handling auf dem Trail und im Alltag. Die acht klassischen E-Hardtails in unserem Test liegen im Schnitt bei 24,3 Kilo. Das Trek ist mit 21,84 also etwa 2,5 Kilo leichter. Das schafft der Hersteller hauptsächlich über den fest verbauten 400er-Bosch-Powertube-Akku und die schlanke Rahmenkonstruktion.
Im Alltagseinsatz hat der theoretische Gewichtsvorteil einen Haken: Wer das Bike auf den Fahrradträger hieven oder zum Laden in die Etagenwohnung tragen will, muss das inklusive Batterie tun. Bei klassischen Systemen kann man zu diesem Zweck die Batterie entnehmen. Dass der Gewichtsvorteil nicht noch größer ausfällt, liegt daran, dass die Amerikaner auf einen speziellen Leichtantrieb verzichten. Stattdessen setzen sie auf den Bosch Active Line Plus, der mit 50 Nm zwar schwach wie ein Light-Motor, mit 3,2 Kilo aber schwer wie ein Power-Motor ist. Das Kalkül: Der schwächere Motor saugt weniger Energie, dadurch sind auch mit kleiner Batterie ordentliche Reichhöhen zu schaffen. Grundsätzlich ist das nicht falsch. Zur Wahrheit gehört aber: Würde man mit einem Bosch CX in niedriger Unterstützungsstufe eine vergleichbare Motorleistung abrufen, käme man mit einem 750er-Akku fast doppelt so weit. Immerhin: Mit einem 250 Wh großen Range-Extender kann man das Energiereservoir des Marlin+ aufstocken.
Mit rund 3500 Euro bilden die E-Hardtails in unserem Testfeld den günstigsten Einstiegsbereich bei E-Mountainbikes – zumindest für Biker, die befestigte Wege auch mal verlassen wollen. Das ist immer noch viel Geld, und würde man sich mit diesem Budget auf die Suche nach einem unmotorisierten MTB machen, bekäme man ein Fully mit ordentlicher Ausstattung. Warum E-MTBs teurer sind, liegt auf der Hand: Motor, Akku, und Display müssen von den Fahrradherstellern teuer zugekauft werden. Die gute Nachricht: Momentan spielt die Marktlage dem Endverbraucher in die Hände. Denn die Lager sind mit Nachzüglern aus der Corona-Zeit vollgelaufen, und die Nachfrage ist immer noch verhalten. Um den Verkauf anzukurbeln, bieten Hersteller, Fachhandel und Versender zum Teil großzügige Rabatte.
Beispiele aus unserem Testfeld: Der Listenpreis des Bionicon Earp 2 lag einst bei 3949 Euro. Als wir das Bike zum Test anforderten, kostete es noch 3499 Euro, kurz vor Redaktionsschluss nur noch 3399 Euro. Ähnlich bei Hoheacht und Radon: Der Preis des Sento Eko Rokito purzelte von 3499 auf 2999 Euro, das Radon Jealous Hybrid 9.0 750 kostete einst 3599, jetzt nur noch 3199 Euro.
Unsere Preisbeobachtungen finden Sie hier:
E-Hardtails sind praktische Allround-Vehikel. Die meisten Modelle sind für die Montage von Gepäckträger, Schutzblechen und Ständer vorbereitet.
Anhand der Ausstattungsdetails erkennt man, welcher Hersteller es wirklich ernst meint mit der Geländeeignung seines Hardtails. Positive und negative Beispiele.
Spezialist oder Universaltalent: Das Canyon Grand Canyon:On schafft es gleich in drei Disziplinen in unser Top-Ranking.
E-Antriebe, Ausstattungen, Stärken und Schwächen der neun Kandidaten.