Wir wollten herausfinden, welche Bikes als die schönsten der Welt gelten. Zunächst dachten wir daran, Szene-Größen, Profi-Biker und Ingenieure zu befragen. Doch bald wurde deutlich, dass viele aufgrund ihrer Verpflichtungen gegenüber Arbeitgebern und Sponsoren voreingenommen sind. So war es kaum möglich, objektive Bewertungen zu erhalten. Zwar erwähnten einige Bike-Profis und Ingenieure Modelle anderer Hersteller, zögerten jedoch, ihren Namen dafür zu nutzen.
Also machen wir es halt - die BIKE-Redaktion. Jeder Redakteur nennt sein Schönstes Bike. Die Bedingungen: Es sollte sich um ein Serienbike handeln, das aktuell auf dem Markt ist, oder zumindest kürzlich noch war, oder demnächst sein wird.
Doch ist schön nicht immer subjektiv? Philosophisch betrachtet ist Schönheit eines der ältesten und umstrittensten Themen der Geistesgeschichte. Es geht dabei weniger um „Hübschsein“ im alltäglichen Sinn, sondern um Fragen wie: Was macht etwas schön? Existiert Schönheit objektiv oder nur in unserem Empfinden? Warum berührt sie uns? Egal ob auf einen Menschen bezogen, Landschaft, Architektur oder eben Mountainbikes die Thematik ist die selbe. Einige bekannte Philosophen haben hierzu kluge Sätze gesagt oder geschrieben.
Für mich ist Design ohne Zweck nicht schön. Erst wenn ein Bike Funktion und Optik überzeugend vereint, entfaltet es seine Wirkung und wird zum Blickfang. Und selbstverständlich sollte ein Rad auch schnell ausehen – mit einem deutlichen Haben-Wollen-Effekt. Die Liebe zum Detail darf nicht fehlen.
Peter Denk, Konstrukteur
Formsprache und Funktion müssen stimmig sein – ein Bike sollte nicht überladen wirken. Fließende Linien tragen dazu bei, eine natürliche Anmutung zu erzeugen. Den Rahmen nicht isoliert zu gestalten, sondern die Laufradgröße mitzudenken, ist ein entscheidender Vorteil.
Jürgen Schlender, Konstrukteur Alutech
An diesem Schmuckstück kann ich mich einfach nicht satt sehen. Das I-Train ist ein Meisterwerk deutscher Fräskunst, für dessen Hauptrahmen sich eine 3-Achs-Portalfräse zwölf Stunden lang durch einen 94,5 Kilo schweren Alu-Rohling frisst – an manchen Stellen bis auf 0,8 Millimeter Wandstärke. An den feinen Fräsrillen auf der Oberfläche, die wie Papillarleisten wirken, könnte ich ewig entlangstreichen – ein Bike mit individuellem Fingerabdruck. Aus den zusammengeklebten Rahmenschalen entsteht die 3,3 Kilo leichte Basis für exklusive Trailbike-Aufbauten, die im metallisch glänzenden Raw-Look so abgespaced daherkommt wie der blankpolierte N-1 Starfighter aus der Serie The Mandalorian. Modulare Ausfallenden, Flipchips an Dämpferaufnahme und Hauptdrehpunkt sowie ein Winkelsteuersatz geben Raum für die ganz persönliche Interpretation eines Short-Travel-Bikes – perfekt um sich mit Lichtgeschwindigkeit durch den Trailbike-Orbit zu beamen.
Stefan Frey, BIKE-Redakteur
Hier geht’s zu Teil 1 der schönsten Bikes der Welt: >> Editors Choice: Sind das die schönsten Mountainbikes der Welt? Teil 1
Potz, Blitz! Als ich den 32-Zoll-Prototypen der Manufaktur das erste mal sah, dachte ich mich trifft der Schlag. Wie der Technologieträger für die neue Laufradgröße mit seiner Retro-Lackierung provoziert, ist einfach nur frech und absolut crazy. Hinzu kommt das Heck mit dem Look der Elevated Chainstays aus den 90ern, welches optisch mit dem Raumschiff-Cockpit und der Upsidedown-Gabel von Bright bricht. Maßrahmen- und Prototypenbau sind die Spezialität von Dead Rabbit. Das XCO 32“ ist Showbike und Testmuster zugleich. Nach der Erprobung ist ein Verkauf in Kleinserie geplant. Knapp 2600 Euro soll das Rahmenkit aus Aluminium kosten. Gefertigt wird es von Hand in der Schweiz. Gegen Aufpreis ist auch eine ganz individuelle Geometrie drin. Um das Chassis vor Schäden durchs extraflache Cockpit zu schützen ohne den Stack-Wert zusätzlich zu erhöhen wurde eigens ein superkompakter Lenkanschlagsbegrenzer entwickelt. Kunden können vom Lack bis zum Speichennippel jedes Detail personalisieren. Das rattenscharfe Ergebnis würde ich mir am liebsten auf einem Podest im Wohnzimmer ausstellen.
Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Ich habe keine Ahnung wie viele Bikes ich in meinem Leben getestet habe. 1000? Vielleicht. Ein paar Hundert ganz sicher. In dieses Bike habe ich mich sofort verliebt. Schweinchenrosa ist nicht meine Farbe, beim Scor fand ich selbst die witzig, denn ich schaute ohnehin durch eine rosarote Brille. Geo, Cockpit, Ausstattung, Fahrwerk hier passte alles. Aber es war vor allem das Rahmendesign des Carbonflitzers, das mich begeisterte. Funktionell und doch elegant, extravagant und doch nicht zu abgehoben – und ganz sicher: einzigartig! Jedes mal, wenn ich es betrachtete, hüpfte mein Herz und jedes mal, wenn ich es fuhr, musste ich grinsen. Alpin-Rides, Flow-Rides, Epic-Rides, Shuttle-Rides, Bikepark-Missionen – das Scor trieb mein Spaßbaraometer verlässlich nach oben. Leider gibt es das Label so nicht mehr und man bekommt das Bike nur noch in manchen Größen in Online-Shops.
Dimitri Lehner, BIKE Redakteur
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Das Specialized Demo ist kein Kleinserien-Schatz, keine exotische Kuriosität und schon gar keine Neuheit. Ganz im Gegenteil: Dieses Bike ist sogar ein Auslaufmodell. Und dennoch ist es für mich der Inbegriff von Geschwindigkeit. Das Demo ist so brachial wie ein Tigerpanzer, steuert jedoch mit der Präzision eines Handchirurgen durch fieses Gelände. Losen Felsbrocken, Erdkanten und Highspeed-Passagen gegenüber zeigt es die stoische Gelassenheit einer Berliner Fahrkartenkontrolleurin — unerschütterlich, entschlossen, leicht genervt von deiner Angst. Mehr Big Bike geht nicht. Wenn ich jemandem die Faszination dieser Bike-Kategorie mit nur einem Bild erklären müsste, würde ich ihm ein Foto vom Demo unter die Nase halten. Dieses Bike hat etliche Downhill-Worldcups gewonnen, die Red Bull Rampage überlebt und mein Herz erobert. Das Demo ist die Antwort. Was war noch mal die Frage?
Laurin Lehner, BIKE Redakteur
Für Metallrahmen und klare Kanten hatte ich immer schon ein Faible. Mein erstes Traumbike war ein Alutech und meine Karriere als Bike-Journalist begann mit einem gefrästen Ribisu. Und jetzt landet dieses Gerät in meinem Feed: Das Ministry Psalm 150 CNC ist bislang ein Prototyp. Der Look erinnert mich an den enttarnten Terminator. Dazu hat das CNC-Finish ohne zusätzliche Verkleidung immer etwas schnörkellos industrielles – fand ich schon bei Actofive und Pole cool. Noch wichtiger: Der aufwändige Hinterbau mit zwei Wippen verrät Entwickler Chris Currie als Fahrwerks-Feinschmecker. Nahezu alle Bikes, die mich je wirklich begeistern konnten, setzen auf so ein Design. Für meinen Geldbeutel kann ich daher nur hoffen, dass das Psalm ein Wunschtraum bleiben wird. Spaß macht die modern gezeichnete Bude mit biblischem Namen ganz bestimmt. Halleluja!
Adrian Kaether, BIKE Redakteur