Deutsche Enduro E-Bikes im DuellRotwild R.EXC Pro gegen Liteville 301 CE 20 Years

Adrian Kaether

 · 08.09.2024

Wer baut das bessere E-Enduro? Liteville und Rotwild treten an zum Duell der deutschen Technologie-Schmieden.
Foto: Max Fuchs
Leichtbau? Check! Deutsche Ingenieurskunst? Check! Die Edel-Schmieden Liteville und Rotwild verbindet eine ganze Menge. Und beide wollen zeigen, wo die Reise bei langhubigen Enduro E-Bikes hingeht. Wir haben die zwei Highend-Boliden Liteville 301 CE und Rotwild R.EXC Pro im Test-Duell gegeneinander antreten lassen.

Auf dem Papier liegen das Liteville 301 CE und das neue R.EXC Pro von Rotwild erstaunlich nahe beieinander. 170/160 Millimeter Hub, XT-Ausstattung, Top-Fahrwerke, integrierte Eightpins-Sattelstützen mit viel Verstellweg und wertige Alu-Laufräder im Mullet Set-up findet man an beiden Modellen. Genauso Shimanos leichten aber kräftigen EP801-Motor. Das Liteville sammelt trotz des niedrigeren Preises sogar noch ein paar Punkte mehr für seine wertigen Syntace-Anbauteile, das Rotwild geht dafür mit leichtem Vollcarbon-Rahmen und größerem Akku uns Rennen.

Rotwild gegen Liteville: Das sind die Kontrahenten im Test-Duell deutsche E-Enduros

Liteville 301 CE MK2 20 Years: Shimano EP801 // 725 Wh // 170/160 mm // Mullet (29/27,5 Zoll) // 24,25 kg // 7999 Euro.Foto: Markus GreberLiteville 301 CE MK2 20 Years: Shimano EP801 // 725 Wh // 170/160 mm // Mullet (29/27,5 Zoll) // 24,25 kg // 7999 Euro.Rotwild R.EXC Pro: Shimano EP801 // 820 Wh // 170/160 mm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 22,9 kg // 9999 Euro.Foto: Markus GreberRotwild R.EXC Pro: Shimano EP801 // 820 Wh // 170/160 mm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 22,9 kg // 9999 Euro.

Faktencheck: Liteville & Rotwild im Vergleich

Liteville 301 CE 20 Years

  • Motor: Shimano EP801, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 725 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon / Alu
  • Federweg: 170 / 160
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll (Mullet)
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 7999 Euro
  • Gewicht: 24,25 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 150 kg (Herstellerangabe)
  • Reichhöhe¹: 1634 hm bei 15,8 km/h

Rotwild R.EXC Pro

  • Motor: Shimano EP801, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 820 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 170 / 160 mm
  • Laufradgröße: 29 / 27,5 Zoll (Mullet)
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 9999 Euro
  • Gewicht: 22,9 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 130 kg (Herstellerangabe)
  • Reichhöhe¹: 1822 hm bei 16 km/h zzgl. 168 hm bei gedrosselter Leistung

Shimano EP801 aber unterschiedliche Akkugrößen

Beide Bikes setzen auf den neuen Shimano EP801 Motor (hier im ausführlichen Test). Die besondere Stärke des japanischen Antriebs: Sein Leistungsgewicht! Der Motor wiegt nur 2,65 Kilogramm, liefert aber Leistung und Drehmoment fast gleichauf mit dem Klassenprimus Bosch CX. Gerade, wenn der Fahrer nur wenig tritt, stellt der Shimano in Sachen Power sogar alle anderen Motoren seiner Klasse in den Schatten. Die volle Motorleistung kann also auch von wenig trainierten Fahrern in jeder Situation abgerufen werden. Dafür fährt sich der Motor nicht ganz so spritzig, da er bei höherem Tret-Input nicht mehr an Leistung zulegt. Diese Charakteristik kann aber auch per App angepasst werden.

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Der Shimano EP801 in beiden Bikes liefert viel Leistung, auch schon bei wenig Fahrerinput.Foto: Markus GreberDer Shimano EP801 in beiden Bikes liefert viel Leistung, auch schon bei wenig Fahrerinput.

Der wichtigste Unterschied zwischen den Kontrahenten besteht im Akku. Liteville setzt auf eine Batterie von BMZ mit 725 Wattstunden, die klassisch nach vorne aus dem Unterrohr geklappt wird. Rotwild gelingt es dagegen sogar 820 Wattstunden in die kompakte Batterie zu quetschen. Der Akku bleibt dank Carbon-Außenhülle dabei sogar leichter als der des Liteville. Die höhere Kapazität sichert dem Rotwild einen klaren Sieg in Sachen Reichweite. In unserem Praxistest erkubelte das Bike aus Dieburg fast 200 Höhenmeter mehr, bevor der Akku in den gedrosselten Notlauf-Modus wechselte. Praktisch: Der Rotwild-Akku kann ganz einfach per Knopfdruck zur Seite entnommen werden.

Knopf drücken, Akku zur Seite rausklappen. Besser geht's nicht.Foto: Markus GreberKnopf drücken, Akku zur Seite rausklappen. Besser geht's nicht.

Spezial-Fahrwerk gegen Traum-Handling: So schlagen sich Liteville & Rotwild in der Praxis

Im Uphill glänzen beide Boliden mit viel Traktion. Mit recht kurzen Kettenstreben verlangen beide im steilen Gelände aber einen aktiven Piloten, der bewusst Druck auf das Vorderrad bringt. Das Rotwild ist dabei etwas besser zu kontrollieren als das Liteville und kann so die erste Wertung knapp für sich entscheiden.

Noch deutlicher hat das Bike der Dieburger auf flacheren Trails die Nase vorne. Das Liteville schlägt sich zwar ebenfalls gut und glänzt für ein vermeintlich brachiales Enduro mit erstaunlich agilem Fahrgefühl. Das Rotwild wieselt aber besser um enge Ecken als manches All Mountain – trotz spürbar viel Federweg und langer sowie aggressiver Geometrie. Das liegt auch am geringen Gewicht des R.EXC: 22,9 Kilo mit 820er-Akku, der obendrein ruckzuck entnommen werden kann, sind ein starker Wert. Die Batterie bringt im Test auch eine deutlich bessere Reichweite als die 725er im Liteville.

Auch das Rotwild braucht in Kletterpassagen einen aktiven Fahrer, ist an steilen Stücken aber besser zu kontrollieren als das Liteville. Für mehr Uphill-Performance kann man in zwei Minuten per Multitool den Federweg auf 145 mm am Heck reduzieren.Foto: Max FuchsAuch das Rotwild braucht in Kletterpassagen einen aktiven Fahrer, ist an steilen Stücken aber besser zu kontrollieren als das Liteville. Für mehr Uphill-Performance kann man in zwei Minuten per Multitool den Federweg auf 145 mm am Heck reduzieren.Wieselflink: Mit seinen kurzen Kettenstreben und geringem Gewicht macht das agile Rotwild in engen Ecken manchem All Mountain Konkurrenz. Von der brachialen Bergab-Performance auf schnellen, offenen Passagen ganz zu schweigen.Foto: Max FuchsWieselflink: Mit seinen kurzen Kettenstreben und geringem Gewicht macht das agile Rotwild in engen Ecken manchem All Mountain Konkurrenz. Von der brachialen Bergab-Performance auf schnellen, offenen Passagen ganz zu schweigen.

Schlägt die Stunde des 301 CE also auf ruppigen Highspeed-Downhills? Tatsächlich vermittelt das Bike aus Tacherting hier sehr viel Sicherheit und atmet mit dem WP-Fahrwerk selbst üble Wurzelfelder bei Vollgas lässig weg. Das haben wir so erst selten erlebt. Selbst die Top-Gabel Fox 38 GripX2 am Rotwild reicht Schläge spürbarer an den Fahrer durch. Der grandios schluckfreudige Hinterbau des Rotwild und sein starkes Kurvenhandling sind aber phänomenal. Den gediegeneren Tourenkomfort hat wiederum Liteville auf seiner Seite, auch weil Sitz- und Fahrposition durch die hohe Front betont komfortabel ausfallen. Zwei richtig starke Kontrahenten also, auch wenn das 301 CE gegen das schluckfreudige und doch super agile Rotwild am Ende den Kürzeren zieht. Die gute Ausstattung, der Preis und die Federelemente sprechen dagegen für das Liteville.

Der hohe Federungskomfort beim Liteville dank DVO-WP-Fahrwerk ist top. Selten hatten wir auf langen und harten Abfahrten so wenig Armpump. Das hilft auf Tour, heißt aber auch, dass man länger und kraftsparender ein hohes Tempo fahren kann.Foto: Max FuchsDer hohe Federungskomfort beim Liteville dank DVO-WP-Fahrwerk ist top. Selten hatten wir auf langen und harten Abfahrten so wenig Armpump. Das hilft auf Tour, heißt aber auch, dass man länger und kraftsparender ein hohes Tempo fahren kann.

Test-Ergebnisse im Überblick: Liteville 301 CE gegen Rotwild R.EXC

Das Liteville punktet mit seinen starken Federelementen und mit hohem Tourenkomfort. Angenehme Sitzposition, gute Kontaktpunkte: Da kommt Spaß auch bei längeren Ausfahrten auf. Trotz der massiven Optik bleibt das Bike handlich und vermittelt im Downhill viel Fahrsicherheit. Das Rotwild ist in beiden Wertungen aber stärker.Foto: EMTB TestabteilungDas Liteville punktet mit seinen starken Federelementen und mit hohem Tourenkomfort. Angenehme Sitzposition, gute Kontaktpunkte: Da kommt Spaß auch bei längeren Ausfahrten auf. Trotz der massiven Optik bleibt das Bike handlich und vermittelt im Downhill viel Fahrsicherheit. Das Rotwild ist in beiden Wertungen aber stärker.Das Rotwild sichert sich Top-Wertungen in fast allen Bereichen. Vor allem der Spagat aus Trail-Handling und Downhill-Performance ist bemerkenswert, dazu gibt’s eine tolle Reichweite. Nur Uphill und Tourenkomfort bleiben lediglich durchschnittlich.Foto: EMTB TestabteilungDas Rotwild sichert sich Top-Wertungen in fast allen Bereichen. Vor allem der Spagat aus Trail-Handling und Downhill-Performance ist bemerkenswert, dazu gibt’s eine tolle Reichweite. Nur Uphill und Tourenkomfort bleiben lediglich durchschnittlich.

Fazit zum Test: Liteville 301 CE gegen Rotwild R.EXC

Dem Rotwild R.EXC gelingt ein beeindruckender Spagat. Mit schluckfreudigem Fahrwerk und aggressiver Geometrie ist es nah dran am Ideal für anspruchsvolle Downhills und macht obendrein auch auf flacheren Trails richtig Laune. Dabei ist das Bike leicht und bietet trotzdem massig Reichweite sowie einen Wechselakku. Das Jubiläumsmodell des Liteville 301 CE glänzt besonders mit seinem starken Fahrwerk. Auch Tourenqualität und Fahrsicherheit des 301 CE überzeugen. - Adrian Kaether, Redakteur für BIKE und EMTB
Adrian Kaether ist Redakteur für BIKE und EMTB.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist Redakteur für BIKE und EMTB.

Rotwild gegen Liteville: Das sind die Kontrahenten im Test-Duell deutsche E-Enduros

Liteville 301 CE MK2 20 Years: Shimano EP801 // 725 Wh // 170/160 mm // Mullet (29/27,5 Zoll) // 24,25 kg // 7999 Euro.Foto: Markus GreberLiteville 301 CE MK2 20 Years: Shimano EP801 // 725 Wh // 170/160 mm // Mullet (29/27,5 Zoll) // 24,25 kg // 7999 Euro.Rotwild R.EXC Pro: Shimano EP801 // 820 Wh // 170/160 mm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 22,9 kg // 9999 Euro.Foto: Markus GreberRotwild R.EXC Pro: Shimano EP801 // 820 Wh // 170/160 mm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 22,9 kg // 9999 Euro.

¹ Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.

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