Wir nannten das erste Canyon Sender (2016) das iPhone unter den Downhill-Bikes, weil es so schick und elegant daher kam. Der Dämpfer versteckte sich im edel geformten Sitzdom aus Carbon – dagegen wirkte die Konkurrenz regelrecht plump. Doch nicht nur die Optik begeisterte, auch die Performance des Sender überzeugte. Profi-Biker bestritten mit dem Bike Worldcups und die Red Bull Rampage und wir Hobby-Freerider hatten damit Spaß im Park.
Jetzt präsentiert der Koblenzer Versender die dritte Evolutionsstufe des Downhillers. Lange hatte das Worldcup-Team um Technik-Perfektionist Fabien Barel experimentiert und will nun den ultimativen DH-Boliden entwickelt haben. Jetzt natürlich mit der gerade hippen High-Pivot-Kinematik. Teamfahrer Troy Brosnan gewann mit dem neuen Sender den letzten Worldcup 2024 , fuhr auch bei der Red Bull Hardline im Frühjahr 2025 aufs Podium und hätte um ein Haar den Worldcup in Val di Sole gewonnen, wäre ihm nicht in letzter Sekunde Supertalent Jackson Goldstone zuvor gekommen. Gutes Timing! Denn Leistung sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte. Zwei Modelle bietet Canyon an: „Underdog“ für 4499 Euro und „Team“ für 5999 Euro, beide in Mullet, beide aus Carbon. Gewicht: ab 18 Kilo.
Hier steckt die Neuheit Nummer eins: die High-Pivot-Konstruktion. Davon erhofft sich Canyon mehr Traktion, mehr Fahrstabilität und Kontrolle in der Jagd um Sekunden im harten DH-Terrain. Um die Vorteile des Systems nutzen zu können, muss die Kette mittels Umlenkröllchen über den Drehpunkt geführt werden, sonst würde der Pedalrückschlag dir das Schienbein blau klopfen wie früher der Kickstarter einer Yamaha DT 500.
Canyon integrierte den mit Syntace entwickelten Stabilisator K.I.S. (Keep It Stable) in das Bigbike (nur erkennbar an einem Plastik-Inlet im Oberrohr. Wer ihn nicht mag, kann ihn ausbauen. Canyon empfiehlt: Erst mal ausprobieren! Aus Erfahrung wissen sie: „Hat man sich an den ‚Stabi‘ gewöhnt, will man ihn nicht mehr missen.“ Wir sagen: Bei rauen Downhills ist jede Lenkhilfe für die eigene Motorik willkommen.
Unter der Plastikkappe verbirgt sich eine komplexe Hebelage zur Dämpferaufhängung. Am oberen Ende kann das Stahlfederbein umgehängt werden für mehr Progression und ein Flipchip verändert die Geometrie.
Da ist der Canyon-Teamchef und Ex-Weltmeister Fabien Barel konsequent: Das Sender gibt es nur als Mullet, mit 27,5er Hinterrad. Im Downhill bringt das nur Vorteile, glaubt der schnelle Franzose.
Früher als Viergelenker, meist mit Luftdämpfer, war das Sender leicht, agil und wendig. Genau das, was Park-Freerider wollen. Jetzt zielt Canyon auf traktionshungrige Vollgas-Racer ab – ein Strategiewechsel im Sender-Konzept.