Dangerholm - der beliebte schwedische Fahrradtuner - zog sich kürzlich mit einem Messer und einem Stück Holz in seine Werkstatt zurück, was vielleicht Spekulationen auslöste, dass er ein neues Hobby habe. Stattdessen verwandelte sich in Zusammenarbeit mit den Teams von Scott und Syncros ein hölzerner Prototyp in ein 3D-gedrucktes Meisterwerk von einem Lenker. Und daran hängt zu unserer Freunde noch ein neues Tuning-Bike von Dangerholm.
Das jüngste Scott Spark RC à la Dangerholm soll nach Aussagen des Tuners zeigen, wie die Entwicklungen der letzten Jahre im Fahrrad-Design verfeinert werden können: Integration, technische Assistenten und Herstellungsprozesse. Im Mittelpunkt steht aber ein Bike, das auf den Trails schnell ist und Spaß macht.
Inspiriert von italienischen Sportwagen trägt das neue Scott Spark RC den Beinamen “Visione” und ist in “Rosso Corsa” lackiert - der klassischen roten Renn-Lackierung von Ferrari, Alfa Romeo, Lancia, Maserati & Co. Der italienische Name “Visione” und die Lackierung sollen laut Dangerholm eine kleine Hommage an die Konzeptautos, Motorsport-Klassiker und Designs aus Italien sein. Eine Idee der Gustav Gullholm a.k.a. Dangerholm schon 2020 nachging - offenbar mit anderen Zielen:
Herzstück des neuen Tuning-Bikes von Dangerholm ist ein futuristischer, 3D-gedruckter Konzeptlenker. Die Lenker-Vorbau-Einheit basiert eben auf Dangerholms geschnitztem Holz-Prototyp, verfeinert vom F&E-Team bei Syncros und schließlich von Trumpf hergestellt - einem Experten für additive Fertigung aus Ditzingen bei Stuttgart.
Während 3D-Metalldruck meist mit Titan in Verbindung gebracht wird, besteht der Lenker des Scott Spark RC Visione aus einer neuen hochfesten 6061-Aluminiumlegierung. Trumpf sei laut Dangerholm derzeit der einzige Hersteller in Europa mit Erfahrung im Druck dieses Materials.
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Ziel war es, eine im Sinne der Benutzung freundlichere Integration der Kabel zu realisieren. Statt die Bremsleitungen durch den Lenker zu verlegen, wählte der schwedische Tuner Dangerholm ein halb-internes Design mit offenen Kabelkanälen auf der Unterseite des Lenkers. So sollen Wartungsarbeiten schnell von der Hand gehen.
Die ursprüngliche Idee von Plastikabdeckungen für die Bremsleitungskanäle an der Unterseite haben Maxime Lallemand (Syncros Komponenten Ingenieur) und Quentin Beauregard (Scott MTB Chefdesigner) laut Dangerholm verworfen und kamen mit der genialen Lösung, die Kanäle einfach offen und die Bremsleitungen schlicht einrasten zu lassen. Das bedeutet, dass die Bremsleitungen zwar aufgeräumt sind, man sie bei Bedarf aber schnell herausziehen und sie auch genauso leicht wieder einklicken kann.
Statt der Sram AXS Standard-Pods verwendet Dangerholm gern die minimalistischen Controller der Schweizer Firma Zirbel. Normalerweise verbindet man diese mit der Sram AXS BlipBox. Die Box ist aber etwas zu groß, um sie einfach im Lenker zu verstecken. Also hat das Syncros/Scott-Team ein Design entwickelt, das einem SIM-Kartenhalter im Smartphone ähnelt. Die Leiterplatte einer BlipBox sitzt auf einem maßgefertigten Halter und wird nach dem Anschließen der elektronischen Kabel von den Zirbel-Controllern direkt in die Vorderseite des Lenkers geschoben.
Die drei Spitzenmodelle der Scott Spark RC kommen serienmäßig mit dem Flight Attendant System von Rockshox; basierend auf der SID-Gabel und dem Dämpfer. Das System erkennt nicht nur Stöße, Sprünge und den Neigungswinkel und justiert daraufhin das Fahrwerk. Durch die Verbindung mit einem Leistungsmesser rechnet es auch das Pedalieren und die Leistung mit ein.
Außerdem kann der Flight-Attendant-Assistent von Rockshox Dämpfer und Gabel separat einstellen. Das bedeutet, dass beispielsweise der Dämpfer blockiert und die Gabel im "Pedal"-Modus betrieben werden kann, ohne selbst an den Komponenten oder einer Remote drücken zu müssen. So ganz original ist die SID-Gabel aber natürlich trotzdem nicht. Dangerholm hat sie noch speziell für die interne Bremsleitung angepasst.
Dangerholms Scott Spark Visione ist mit einem Sram XX SL Eagle Transmission-Antrieb ausgestattet. Als Tuning verpasst er ihm CeramicSpeed X OSPW Schaltkäfig samt Leichtlaufröllchen und Tretlager. Das edle Titan-Kurbelset 5DEV XC kommt aus Kalifornien wird mit einem installierten Sram XX SL Leistungsmesser kombiniert.
Die Kurbelarme werden laut dem Schweden hergestellt, indem die beiden Hälften aus Titan gefräst, dann zusammengeschweißt und erneut gefräst werden. Dies führt zu einer hohlen, leichten und nahezu unkaputtbaren Konstruktion, die außerdem clean und minimalistisch aussieht. Die Tretlager von CeramicSpeed haben die Aufgabe, bestmögliche Antriebseffizienz und Haltbarkeit zu gewährleisten.
Eine hohle Kurbel aus Titan gab es übrigens schon mal. Wie die Firma 5DEV hat auch die deutsche Marke Falkenjagd Wurzeln in der Raum- und Luftfahrtindustrie. Zusammen mit Tune baute Falkenjagd vor Jahren die wohl teuerste Kurbel der Welt.
Dangerholm verbaut - man möchte fast sagen “wie immer” - Trickstuff Piccola Carbon Bremsen mit Dächle UL Scheiben. Dieses Mal tunt er die standardmäßigen Bremshebel und ersetzt sie durch Prototypen aus 3D-gedrucktem Titan, die ebenfalls von Trumpf hergestellt wurden. Dangerholm sagt dazu: “Die zahlreichen winzigen sechseckigen Löcher bieten tatsächlich den besten Griff und die beste Ergonomie, die ich je erlebt habe.”
Auch wenn das aktuelle Komfort-Spark so schwer wie nötig sein muss, soll es schließlich trotzdem so leicht wie möglich sein. Als Sahnehäubchen nutzt Dangerholm daher Titan-Bremssattelschrauben, um die letzten Gramm einzusparen. Die werden von Meti in Italien gefertigt und können sowohl mit Inbus- als auch mit Steckschlüssel geschraubt werden.