Als Begleiter für klassische MTB-Touren könnte das Conway RLC FS viele Biker überzeugen. Doch passt die Fahrleistung auch zum Preis von 4699,95 Euro? Im BIKE-Test klären wir, warum das Carbon-Fully von Conway mehr sein kann, als ein asketisches Race-Bike und was Interessierte vor dem Kauf wissen sollten.
Als wir bei Conway ein Bestseller-Modell anfragten, schickten uns die Niedersachsen das RLC FS 7.9. Das Fully mit 100 Millimetern Federweg und Carbonrahmen soll ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis haben und verkauft sich gut. Im BIKE-Test gehen wir der Ursache für die hohen Verkaufszahlen auf den Grund. Liegt es an den ungewöhnlichen Rahmendetails oder doch an der etwas unkonventionell zusammengestellten Ausstattung? Wir klären, was Biker für 4699,95 Euro vom Conway RLC FS 7.9 erwarten dürfen.
Foto: Max FuchsAm Conway RLC FS 7.9 zeichnet sich eine mechanische Sram XX1 Eagle Schaltung verantwortlich für das Wechseln der Gänge.
Das Conway RLC FS 7.9 im Test: So fährt sich das Carbon-Fully
Entwickelt wurde das RLC FS laut Conway unter den Einflüssen des Hardtails RLC und der Enduro-Maschine WME. Dieser Spagat erscheint groß und macht sich bemerkbar. Ein sportlich-knapper Federweg, der 68,8 Grad steile Lenkwinkel sowie schmale Reifen sprechen die unverkennbare Sprache eines Racebikes. Eine starre Sattelstütze und die mechanische Top-Schaltung Sram XX1 Eagle sparen Gewicht. Allerdings ist der klassische Viergelenker ohne flexende Sitzstreben in Summe weder auffallend leicht noch steif.
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Foto: Max FuchsTrotz Leichtbauansatz bei anderen Teilen, verzichtet das Conway Marathon-Fully nicht auf eine massive Kettenführung.
Sowohl eine Kettenführung als auch Schnellspannachsen vorne und hinten sind im Alltag praktisch. Sogar eine Aufnahme für einen Seitenständer finden wir zu unserer Überraschung. Die ausbalancierte Sitzposition gefällt auf Anhieb. Zügig nimmt das Conway auch steile Rampen. Dabei wirken die 443 Millimeter langen Kettenstreben einem steigenden Vorderrad entgegen. Dem Fahrwerk ist nur ein leichtes Wippen zu entlocken, das sich zudem über einen Remote abschalten lässt.
Foto: Max FuchsMittels Lenkerremote lassen sich am Conway RLC FS Gabel und Dämpfer gleichzeitig blockieren.
Das Conway RLC FS 7.9: Ein Touren-MTB der alten Schule
In schnellen Abfahrten hält der lange Radstand das RLC FS gut in der Spur. Das Fahrwerk ist eher gutmütig-komfortabel als racig-straff. Fahrtechnische Herausforderungen und enge Kurven mag das Conway weniger. Dann wirkt es sperrig und vermittelt auch bei eingeschobenem Sattel aufgrund des langen Sitzrohres wenig Sicherheit. Der 100 Millimeter lange Vorbau generiert dazu ein indirektes Handling. Ständig erreichen uns Nachrichten von BIKE-Lesern, die sich durch den über alle Disziplinen anhaltenden Trend zu immer spezialisierteren, abfahrtslastigeren Bikes nicht abgeholt fühlen. Ihnen werden die klassischen Tugenden des RLC FS gefallen. Da wundert es nicht, dass sich das Bike verkauft, wie „geschnitten Brot“.
Foto: Max FuchsAchsen mit Schnellspannhebeln sieht man an sportlich-leichten Racebikes eher selten. Am Conway RLC FS sind sie nur eines der Features mit Alltags-Mehrwert.
Technische Daten und Noten zum Conway RLC FS 7.9
Herstellerangaben
Kategorie: Cross Country / Marathon
Preis¹: 4699,95 Euro
Erhältlich über: Fachhandel
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße: 29 Zoll
Foto: Max FuchsDie 2,25 Zoll schmalen Schwalbe Reifen des Conway RLC erfordern eine sichere Fahrtechnik - sowohl auf dem Trail als auch auf schnellen Schotterabfahrten.
Foto: Max FuchsDie starre Sattelstütze des Conway RLC FS 7.9 spart Gewicht, schränkt aber auch den Abfahrtsspaß ein. Eine fragwürdige Ausstattungswahl für den verhältnismäßig schweren Carbonrahmen.
Ausstattung
Laufräder: Mavic Crossmax SL
Reifen: Schwalbe Racing Ray / Racing Ralph Evo SuperRace Addix Speed TLE 29 x 2,25
Gabel: Rockshox Sid Select+
Dämpfer: Rockshox Sid Luxe Select+
Bremsen: Sram Level TL 180/160 mm
Schaltung: Sram XX1 Eagle 1 x 12
Übersetzung / Bandbreite: 32; 10–52 / 520 %
Sattelstütze / Ø: Conway AL / 27,2 mm
Foto: Max FuchsVorsicht bei der Größenwahl: Lang ist am Conway RLC FS nicht nur der Vorbau (100 mm), sondern auch das Sitz- und das Oberrohr.
Bewertung
Fahrverhalten bergauf: 25,5 von 30
Effizienz Fahrwerk: 21,25 von 25
Rollwiderstand: 12,75 von 15
Gewicht: 12,5 von 25
Trägheit Laufräder: 9 von 15
Flaschenhalter: 9,5 von 10
Fahrverhalten bergab: 19,5 von 30
Federung hinten: 11,25 von 15
Federung vorne: 8,5 von 10
Versenkbarkeit Sattel: 7 von 10
Bremsen: 6,5 von 10
Reifen-Grip: 10,5 von 15
Fahrstabilität: 1 von 10
GESAMT BERGAUF: 90,5 von 120
GESAMT BERGAB: 64,25 von 100
Sonstiges: 19,25 von 30
Wartungsfreundlichkeit: schwach
BIKE-Testurteil²: Gut - 174 von 250 Punkten
Foto: Max FuchsDer Rockshox Sid Luxe Dämpfer kontrolliert den knappen Federweg des Conway RLC FS 7.9 gekonnt.Foto: BIKE-MagazinDie Geometrie des Conway RLC FS 7.9 in Rahmengröße L.Foto: BIKE-MagazinDie Kennlinien des Conway RLC FS 7.9: Federgabel und Heck harmonieren miteinander und bieten eine gute Endprogression. Die rote Linie bezieht sich auf den Dämpfer, die blaue Linie auf die Federgabel.Foto: Max FuchsMit nur 25 Millimetern Innenweite vermögen die Mavic-Felgen die Reifen des Conway Fullys nicht breit aufzustellen. Derart schmale Felgen finden sich heute auch an Gravelbikes. Im MTB-Bereich haben sich 30 Millimeter Maulweite etabliert.
Fazit zum Test des Conway RLC FS 7.9
Im Vergleich mit anderen aktuellen Racebikes wirkt das Conway etwas aus der Zeit gefallen und inkonsequent konzipiert. Gerade deshalb könnte es aber Anhänger finden. Auf Touren in leichtem Gelände kann der Vortrieb des Carbon-Fullys weiterhin begeistern. - Tobias Knetsch, BIKE-Tester
Foto: Jan TimmermannTobias Knetsch, BIKE-Tester.
¹Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.
²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.). Die Gewichtung der Punkte in den einzelnen Bewertungskriterien variiert je nach Bike-Kategorie.