Marin Rift Zone E2 im TestKnapper Hub, fettes Grinsen - ein besonderes E-MTB

Florentin Vesenbeckh

 · 17.07.2024

Marin Rift Zone E2 // Shimano EP801 // 630 Wh // 140 mm /7 29 Zoll // 24,7 kg // 5499 Euro
Foto: Max Fuchs
Trotz seines knappen Federwegs setzt Marin Rift Zone E2 die Zeichen voll auf Abfahrt. Mit top Ausstattung und klarem Konzept will es auf dem Trail begeistern. Ob der Plan aufgeht, verrät unser Test.

Ein schlichter Alu-Rahmen mit klassischen Rohrformen, Shimano-Motor, konventionelle Akku-Entnahme: Das Marin Rift Zone E2 ist auffällig unauffällig. Wie besonders dieses Bike ist, wird erst beim genaueren Hinsehen klar. Denn die Amerikaner kombinieren einen knappen Federweg von 140 Millimetern mit einer sehr progressiven Trail-Ausrichtung. Geometrie und Ausstattung setzen die Zeichen voll auf Fahrspaß bergab, trotz des geringsten Hubs in unserem Vergleichstest.

Das Marin Rift Zone E2 kommt mit Shimano EP801 und einem verhältnismäßig kleinen 630er-Akku von Shimano.Foto: Max FuchsDas Marin Rift Zone E2 kommt mit Shimano EP801 und einem verhältnismäßig kleinen 630er-Akku von Shimano.

Auch bei der Ausstattung sticht das Rift Zone E2 heraus. In den Fox-Federelementen der Performance Elite-Serie steckt die top Dämpfungstechnologie Grip2, mehr geht nicht. Und das zum niedrigsten offiziellen Verkaufspreis im Feld. Denn Marin hat das Bike von 6799 Euro dauerhaft satt reduziert - auf 5499 Euro. Auch die weichen Maxxgrip-Reifen und die serienmäßig verbauten Pannenschutzeinlagen von Cushcore sind alles andere als gewöhnlich. Zu all diesen Maßnahmen passt ein Schlagwort: Trail-Performance!

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Verstecktes Detail mit riesiger Wirkung: Im Felgenbett schlummert eine Pannenschutzeinlage von Cushcore. So kann der Luftdruck im Reifen deutlich gesenkt werden, ohne dass der Reifen an Stabilität verliert oder Platten drohen. Ein markantes Plus in Sachen Grip, Traktion und Fahrkomfort.Foto: Georg GrieshaberVerstecktes Detail mit riesiger Wirkung: Im Felgenbett schlummert eine Pannenschutzeinlage von Cushcore. So kann der Luftdruck im Reifen deutlich gesenkt werden, ohne dass der Reifen an Stabilität verliert oder Platten drohen. Ein markantes Plus in Sachen Grip, Traktion und Fahrkomfort.

Nur das Gewicht des Alu-Boliden gibt keinen Grund zum Jubeln. Fast 25 Kilo mit eher kleinem Shimano-Akku. Besonders die Laufräder fallen schwer aus, selbst wenn man gut 600 Gramm für die Cushcore-Einlagen abzieht. Das raubt Spritzigkeit. Warum das Bike auf dem Trail dennoch absolut überzeugen konnte, lest ihr weiter unten in diesem Artikel.

Die Fakten zum Marin Rift Zone E2

  • Motor: Shimano EP801, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 630 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 140 / 140 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 6799 Euro >> hier reduziert erhältlich
  • Gewicht: 24,7 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 138 kg (Herstellerangabe)
Die Fox 36 Performance Elite mit der starken Grip2-Dämpfung gehört zu den absolut besten Gabeln in der All-Mountain-Liga. In dieser Preisklasse sieht man sie an E-MTBs fast nie. Ein Boost für versierte Gelände-Biker.Foto: Georg GrieshaberDie Fox 36 Performance Elite mit der starken Grip2-Dämpfung gehört zu den absolut besten Gabeln in der All-Mountain-Liga. In dieser Preisklasse sieht man sie an E-MTBs fast nie. Ein Boost für versierte Gelände-Biker.

Der E-Bike-Antrieb

Der leichte und kompakte ­Shimano EP801 macht das Chassis mit kurzem Heck erst möglich. Der Motor bietet eine sehr kräftige Unterstützung mit kernigem Drehmoment, schiebt aber etwas träge an, wenn der Fahrer schneller pedaliert oder beschleunigt. In technischen Anstiegen wird er etwas von seinem Power-Loch eingebremst, das bei sehr hohen Trittfrequenzen auftritt. Speziell beim Beschleunigen vor Hindernissen muss man bewusst mit dieser Eigenart kalkulieren.

Der Shimano EP801 bietet eine sehr kräftige Unterstützung und fällt dabei kompakt und leicht aus.Foto: Georg GrieshaberDer Shimano EP801 bietet eine sehr kräftige Unterstützung und fällt dabei kompakt und leicht aus.Die Batterie ist direkt mit dem Kunststoff-Cover verbunden und lässt sich mit einem Inbusschlüssel lösen.Foto: Georg GrieshaberDie Batterie ist direkt mit dem Kunststoff-Cover verbunden und lässt sich mit einem Inbusschlüssel lösen.

Der 630er-Shimano-Akku lässt sich leicht nach vorne aus dem Unterrohr klappen, dazu braucht es nur einen Inbusschlüssel. Die leichte Batterie liefert allerdings vergleichsweise schwache Reichweitenwerte. Achtung: Bei der Akku-Halterung unbedingt penibel auf korrekte Einstellung und festen Sitz der Batterie achten. In unserem Testbike saß der Akku im Anlieferungszustand nicht sicher im Bike und krachte auf dem Trail aus dem Unterrohr. Ein No-Go und Sicherheitsrisiko!

No-Go: Einschlagspuren am Akku. Die Batterie saß nicht sicher in der Halterung und krachte auf dem Trail aus dem Unterrohr. Unbedingt penibel die Einstellung checken!Foto: Georg GrieshaberNo-Go: Einschlagspuren am Akku. Die Batterie saß nicht sicher in der Halterung und krachte auf dem Trail aus dem Unterrohr. Unbedingt penibel die Einstellung checken!Gut geschützt, leicht ablesbar und angenehm unauffällig: Die Steps-Displays von Shimano sind eine gute Wahl für sportliche Mountainbiker.Foto: Georg GrieshaberGut geschützt, leicht ablesbar und angenehm unauffällig: Die Steps-Displays von Shimano sind eine gute Wahl für sportliche Mountainbiker.

Die Geometrie

Das sind topmoderne Trailbike-Maße! Mit sehr kurzen Kettenstreben und einem langen Reach will Marin dem Rift Zone Fahrspaß bergab einhauchen. Auch der sehr steile Sitzwinkel und das kurze Sitzrohr entsprechen dem Zeitgeist. Das gibt Freiheit bei der Größenwahl und positioniert den Fahrer zentral im Bike.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 420 mm
  • Radstand: 1250 mm
  • Reach: 480 mm
  • Stack: 627 mm
  • Lenkwinkel: 65 Grad
  • Sitzwinkel: 77,5 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 439 mm
Marin Bikes gehört zu den Pionieren der MTB-Szene. Seit den 80ern ziert der Bär das Logo der Kalifornier aus dem Marin County.Foto: Georg GrieshaberMarin Bikes gehört zu den Pionieren der MTB-Szene. Seit den 80ern ziert der Bär das Logo der Kalifornier aus dem Marin County.

Die Ausstattung des Marin Rift Zone E2

  • Gabel / Dämpfer: Fox 36 Perf. Elite / Float X Per. Elite
  • Schaltung: Shimano XT 12-fach, 38; 10–50 Zähne
  • Bremsen: Shimano SLX 7120, 203/203 mm
  • Laufräder: Shimano MT400-Naben, Marin Alu-Felgen
  • Reifen: Maxxis Assegai Exo+ Maxxgrip, 29 x 2,5''
  • Besonderheiten: Cushcore Pannenschutzeinlagen, Teleskopstütze mit 170 mm Hub
Die Fox 36 Performance Elite mit der starken Grip2-Dämpfung gehört zu den absolut besten Gabeln in der All-Mountain-Liga. In dieser Preisklasse sieht man sie an E-MTBs fast nie. Ein Boost für versierte Gelände-Biker.
Foto: Georg Grieshaber

Praxistest: So fährt sich das Marin Rift Zone E2

Der besondere Charakter des Rift Zone wird auch im Sattel schnell klar. Durch den sehr steilen Sitzwinkel nimmt man weit vorne und trotz langem Reach erstaunlich kompakt auf dem Bike Platz. Im Sitzen fühlt es sich klein an. Bergauf ist die Position ideal, denn trotz kurzer Kettenstreben behält man die volle Kontrolle über sein Vorderrad. Mit extrem guter Traktion und zentraler Position werden technische Anstiege zur Spielwiese.

Nur der fehlende Durchzug des EP801 (hier im Test) bei sehr hohen Trittfrequenzen hemmt in fiesen Uphills etwas. Schade: Das große 38er-Kettenblatt bringt das Bike an steilen Stichen unnötig früh an die Grenze. Besonders, wenn man gerne stromsparend im Eco-Modus die Berge erklimmt.

Kruvenräuber! Das Rift Zone mag Schräglage und rasante Turns.Foto: Max FuchsKruvenräuber! Das Rift Zone mag Schräglage und rasante Turns.

Auch bergab drängt sich der moderne Charakter auf. Das Rift Zone lädt dazu ein, mit Wurzeln zu spielen und radikal um Kurven zu schießen. Auch hier sticht die geniale Traktion heraus. Drei Faktoren sorgen dafür, dass das Bike förmlich am Boden klebt: Das geschmeidige Fahrwerk, die super griffigen Reifen mit weicher Maxxgrip-Gummimischung und die Cushcore-Pannenschutzeinlagen. Letztere ermöglichen einen besonders niedrigen Luftdruck, ohne dass die Gefahr von Pannen steigt oder sich der Reifen in Kurven von der Felge löst. Das gibt richtig viel Fahrsicherheit und animiert dazu, die Bremspunkte immer später zu setzen. Versierte Trail-Biker werden hier ihre Freude haben und selbstbewusst mit dem Gelände spielen. Auch die Kurvenlage des Bikes ist exzellent.

Bergauf ist das Rift Zone ebenfalls in seinem Element, trotz sehr kurzer Kettenstreben.Foto: Max FuchsBergauf ist das Rift Zone ebenfalls in seinem Element, trotz sehr kurzer Kettenstreben.

Doch man muss kein Trail-Zauberer sein, der sein Bike mehr in der Luft als am Boden bewegt, um sich auf dem Rift Zone E2 wohl zu fühlen. Auch bei gemäßigter Gangart besticht das Bike mit ausgewogenem und intuitivem Handling und macht auch auf ruppigen und steilen Strecken eine starke Figur. Logisch: Schließlich gibt eine gute Bodenhaftung auch hier richtig viel Sicherheit. Doch bei großen Schlägen kann das Marin seinen geringeren Federweg dann doch nicht ganz verstecken. Wer es im groben Geläuf schnell angehen lässt, muss den Lenker schlicht etwas fester halten, als hinter dem Cockpit von langhubigeren Bikes. Top: Wir sind selten ein so leises Bike mit Shimano-Motor gefahren, das klassische Motor-Klappern fällt an diesem Bike erstaunlich dezent aus.

Flowige Wurzeltrails sind das perfekte Areal für das handliche und traktionsstarke Marin Rift Zone E2. Achtung: Fahrspaß en masse!Foto: Max FuchsFlowige Wurzeltrails sind das perfekte Areal für das handliche und traktionsstarke Marin Rift Zone E2. Achtung: Fahrspaß en masse!

EMTB-Bewertung des Marin Rift Zone E2

Stärken

  • Top Ausstattung zum fairen Preis
  • Spaßiges und ausgewogenes Trail-Handling
  • Massig Traktion gibt viel Sicherheit im Gelände

Schwächen

  • Motor klappert dezent
  • Mäßige Reichweite
  • Zu großes Kettenblatt
Der Fokus liegt ganz klar auf der Abfahrt, hier wird Fahrspaß groß­­geschrieben. Punkte lässt das Bike mit kleinem Akku vor allem bei der Reichweite liegen. Abgesehen davon ist das Marin auch ein guter Tourenpartner.Foto: EMTB MagazinDer Fokus liegt ganz klar auf der Abfahrt, hier wird Fahrspaß groß­­geschrieben. Punkte lässt das Bike mit kleinem Akku vor allem bei der Reichweite liegen. Abgesehen davon ist das Marin auch ein guter Tourenpartner.

Das EMTB Fazit

Ein Bike mit Charakter! Das Marin Rift Zone E2 hat alle Tester mit seinem gelungenen Handling, massiver Traktion und Abfahrtsstärke überzeugt – trotz geringem Federweg. Fahrspaß wird hier groß geschrieben. Top Ausstattung zum fairen Preis. - Josh Welz, Chefredakteur EMTB Magazin
Josh Welz ist Chefredakteur beim EMTB MagazinFoto: Georg GrieshaberJosh Welz ist Chefredakteur beim EMTB Magazin

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