Bulls Vuca Evo AM 2 Langzeit-TestAuch ein Riemen hält nicht ewig!

Das Bulls Vuca Evo AM2 mit Pinion MGU und sein Pilot Andreas Kern in seinem natürlichen Dauertest-Habitat: den Alpen.
Foto: Andreas Kern
Am Vuca Evo AM 2 zündet Bulls ein Technik-Feuerwerk der Extraklasse. Das E-Fully setzt auf die Motor-Getriebeeinheit Pinion MGU und wird von einem Gates-Riemen angetrieben. Damit soll das E-Bike besonders haltbar sein. Dauertester Andreas Kern bekam es trotzdem kaputt.

Auf den Test des Bulls Vuca Evo AM 2 E-Allmountains war nicht nur Dauertester Andreas Kern besonders gespannt. Die vielen beweglichen Teile eines E-MTB bieten jede Menge potenzielle Fehlerquellen. Einige davon versucht die Motor-Getriebeeinheit Pinion E1.12 MGU auszumerzen. Eine andere soll der Antriebsriemen Gates CDX eliminieren. Auch Testfahrer Andi hat in seinem Leben schon diverse Ketten gerissen. Als BIKE Touren-Autor ist er ständig im alpinen Gelände unterwegs und muss sich auf sein E-Mountainbike verlassen können. Im Langzeit-Test jagte er über 66.000 gnadenlose Höhenmeter auf sein Bulls Vuca Evo AM 2 - und riss dabei einen Riemen.

Auf den ersten Blick ein perfektes Match: Vielfahrer Andreas Kern und sein Dauertest-Bike Bulls Vuca Evo AM 2.Foto: Georg GrieshaberAuf den ersten Blick ein perfektes Match: Vielfahrer Andreas Kern und sein Dauertest-Bike Bulls Vuca Evo AM 2.

Das Dauertest-Gespann: Andi vs. Bulls

Auf den ersten Blick passt das Bulls Vuca Evo AM 2 mit der verschleißarmen Kombi aus Pinion-Getriebe und Gates-Riemen perfekt zu unserem Dauertest-Vielfahrer Andreas Kern. Umfangreiche Runden durch die Alpen sind für den Partenkirchener und BIKE-Touren-Autor ein tägliches Geschäft.

Details zum Bulls Vuca Evo AM 2

  • ​Preis: ab 7999 Euro >> hier erhältlich
  • Antrieb: 12 Gänge, 85 Nm Drehmoment, SmartShift (Automatik; ausschaltbar)
  • Akku: 720 Wh, entnehmbar; Mehrpreis mit 960 Wh-Akku: 200 Euro
  • Material: Carbonrahmen mit Alu-Hinterbau
  • Größen: S, M, L und XL
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Federweg: 150 / 150 mm
  • Gewicht: 25,29/26,39 kg (EMTB-Messung, Größe L, 720er/960er Batterie)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 150 kg
Die Pinion MGU zeigt den Weg in die Zukunft des E-MTBs: spritzwassergeschützt gekapselt, pflege- und wartungsarm – und kein exponiertes Schaltwerk mehr, das bei Feindkontakt abreißen kann.Foto: Georg GrieshaberDie Pinion MGU zeigt den Weg in die Zukunft des E-MTBs: spritzwassergeschützt gekapselt, pflege- und wartungsarm – und kein exponiertes Schaltwerk mehr, das bei Feindkontakt abreißen kann.

Ausstattung

  • ​Gabel / Dämpfer: Fox 38 Factory Fit4 / Float X Factory
  • Schaltung: Pinion MGU E1.12
  • Bremsen: Shimano XT, 220/203 mm
  • Laufräder: Formula-Naben, Ryde Disc 30-Felgen
  • Reifen: Maxxis Minion DHF / DHR II Exo, 29 x 2,6''
  • Besonderheiten: Monkey-Link-Halterung für Frontlicht, integriertes Rücklicht, Bulls Carbon-Lenker, 800 mm

Geometrie

  • ​Sitzrohrlänge: 470 mm
  • Radstand: 1240 mm
  • Reach: 465 mm
  • Stack: 644 mm
  • Lenkwinkel: 66 Grad
  • Sitzwinkel: 74 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 455 mm
Die Ausstattung des Bulls Vuca Evo AM lässt mit Fox Factory Fahrwerk kaum Wünsche offen. Gemessen daran und an der Motor-Getriebe-Einheit lässt sich auch der Preis von 8500 Euro rechtfertigen.Foto: Andreas KernDie Ausstattung des Bulls Vuca Evo AM lässt mit Fox Factory Fahrwerk kaum Wünsche offen. Gemessen daran und an der Motor-Getriebe-Einheit lässt sich auch der Preis von 8500 Euro rechtfertigen.

Details zu Dauertester Andreas Kern

  • Alter: 53 Jahre
  • Größe: 188 cm
  • Gewicht: 90 kg
  • Wohnort: Partenkirchen
  • Lieblingsreviere: Hometrails im Estergebirge, Wetterstein und Karwendel / "Auswärts“: Livigno, Dolomiten und Briançon.

​Dauertester Andreas Kern arbeitet als freier Touren-Autor für BIKE. Einige seiner letzten Geschichten gibt’s hier zu lesen:

Dauertester Andreas Kern arbeitet als freier Touren-Alltag für BIKE und scheucht sein E-MTB regelmäßig durch die Alpen.Foto: Georg GrieshaberDauertester Andreas Kern arbeitet als freier Touren-Alltag für BIKE und scheucht sein E-MTB regelmäßig durch die Alpen.

Der Dauertest: 100.000 Höhenmeter im Einsatz

Carbonriemenantrieb, Motor-Getriebe-Einheit und Allmountain-Fahrwerk: Das Bulls Vuca EVO AM 2 von Bulls war bei seiner Vorstellung 2023 so innovativ, dass es anschließend glatt im Deutschen Museum ausgestellt wurde. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl, wenn dich wildfremde Menschen spontan ansprechen. Nicht weil du so nett bist, sondern weil dein fahrbarer Untersatz mit Hauptrahmen aus Carbon und Hinterbau aus Alu so aufregend aussieht. „Keine Kette mehr – und das funktioniert?“, war im letzten Jahr die mit Abstand beliebteste Frage von fahrradaffinen Passanten, gefolgt von: „Da unten sind Motor UND Getriebe drin?“ und „Dieses Bike ist doch sicher unbezahlbar?“

Der 4-Link-Swingarm des Bills E-MTB Fullys kommt aus dem Motorrad-Rennsport und sorgt in Verbindung mit dem Fox Float X Dämpfer mit Piggyback für starke Laufruhe auch in wildem Gelände.Foto: Georg GrieshaberDer 4-Link-Swingarm des Bills E-MTB Fullys kommt aus dem Motorrad-Rennsport und sorgt in Verbindung mit dem Fox Float X Dämpfer mit Piggyback für starke Laufruhe auch in wildem Gelände.

​Fangen wir mit der letzten Frage an und arbeiten uns Stück für Stück zurück. 8500 Euro UVP sind schon eine Ansage. Andererseits beginnt bei anderen Herstellern der Spaß hier erst. Um das Fazit gleich am Anfang zu spoilern: Dieser Invest lohnt sich! Erhält man doch ein topmodernes E-MTB mit schluckfreudigem Allmountain-Fahrwerk (150 Millimeter Federweg vorne und hinten), innovativer Motor- und Getriebe-Einheit (zwölf butterweich zu schaltende Gänge und viel Bums bergauf) und extra viel Saft (austauschbarer Akku mit bis zu 1.055 Wattstunden). Klingt nach eierlegender Wollmilchsau im Fahrradkostüm. Für mich persönlich muss ein E-Mountainbike im Prinzip nur eines: funktionieren. Und zwar immer und überall. Bergab sollte es außerdem später an seine Grenzen stoßen als ich selbst.

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Auf der Hütte und auf dem Trail wurde unser Tester regelmäßig auf die futuristische Optik des Bulls Vuca Evo Am 2 angesprochen.Foto: Andreas KernAuf der Hütte und auf dem Trail wurde unser Tester regelmäßig auf die futuristische Optik des Bulls Vuca Evo Am 2 angesprochen.

Wie am ersten Tag

Thema Motor und Getriebe: Fast 70.000 Höhenmeter in einem Jahr sind schon eine brutale Quälerei für den Antrieb. Noch dazu, weil ich mich auf meinen Touren dem zulässigen Gesamtgewicht von 150 Kilogramm gefährlich nähere. Aber die Ansage lautete „Dauertest“ und nicht „Kinderfasching“. Also prügelte ich das Bulls von Juli 2024 bis heute relativ gnadenlos die Berge hoch und runter. Bis auf 3.200 Meter, über Scaletta, Sertig-Pass und Schlappiner Joch: In Sachen Funktion und Fahrwerk liegt das Vuca ziemlich weit vorne.

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Mit schwerem Touren-Rucksack kratzt unser Dauertester immer wieder am zulässigen Systemgewicht des Bulls E-Bikes von 150 Kilo.Foto: Andreas KernMit schwerem Touren-Rucksack kratzt unser Dauertester immer wieder am zulässigen Systemgewicht des Bulls E-Bikes von 150 Kilo.

​Meine Lieblings-Folterstrecke – von Partenkirchen zur Osterfelder-Gipfelstation – musste das Vuca insgesamt ein Dutzend Mal ertragen: 1.300 Höhenmeter Vollgas im Fly-Modus bedeutet: 58 Minuten allerhöchste Anstrengung für die Motor-Getriebe-Einheit. Ein besonderes Testpiece ist auch der Heimgarten. Ich kenne kaum eine steilere Rampe als die kurz vor der Hütte. Hier kommt der Motor heftig ins Schnaufen. Mehr noch als das Drehmoment entscheiden bei solch extremen Uphills aber Feingefühl, Fahrtechnik und ein Quäntchen Glück. Oben angekommen, fühlt sich das Pinion-Gehäuse nur handwarm an. Motor und Getriebe schnurren nach einem Jahr Volllast wie am ersten Tag. Check! Viel mehr leiden unter Gewicht und Laufleistung die Bremsen. Physik lässt sich nicht wegdiskutieren. Alle knapp 15.000 Höhenmeter wechselte ich die Beläge, nach 30.000 beide Scheiben.

So ein Hightech-E-MTB, wie das Bulls Vuca Evo Am 2, hätte auch eine hochwertige Schiebe-Assistenz verdient. Der Hebel hat jedoch keinen definierten Druckpunkt: mal schiebt das Rad, mal wieder nicht.Foto: Georg GrieshaberSo ein Hightech-E-MTB, wie das Bulls Vuca Evo Am 2, hätte auch eine hochwertige Schiebe-Assistenz verdient. Der Hebel hat jedoch keinen definierten Druckpunkt: mal schiebt das Rad, mal wieder nicht.

​Und nun zum Riemenantrieb: Wir schreiben den 20. Juni 2025. Auf einem sausteilen Trail im Tannheimer Tal trete ich unvermittelt ins Leere. Ungläubiges Staunen nach dem Beinahe-Sturz: Der Carbonriemen ist glatt gerissen. Natürlich habe ich keinen Ersatz dabei. Also bleibt mir nichts anderes übrig als antriebslos zurück auf Los zu gehen. Nur gut, dass mich auf dieser einsamen Tour keine Passanten fragen, wie der Zahnriemen funktioniert.

Wie kann ein Carbonriemen reißen? Hersteller Gates vermutet, dass ein Stein zwischen Kettenblatt und Riemen kam und irgendwann zum Durchreißen führte. Ich bin kein Raketenwissenschaftler. Aber in Zeiten, in denen die Menschheit zum Mars fliegen will, sollte ein Carbonriemen meiner Meinung nach nicht reißen dürfen – ansonsten kommen doch Zweifel am Sorglos-Ansatz des Konzeptes auf. In Zeiten der guten alten Kette konnte man diese wunschgemäß in einer Minute kürzen (oder zur Not einen Singlespeed improvisieren), in modernen Pinion-Zeiten muss man einen Ersatzriemen auf Tour dabeihaben. Damit einen die wildfremden Menschen, welche einen spontan ansprechen, nicht auslachen, weil man laufradelt wie der Freiherr von Drais anno 1817.

So schönes Wetter und dann das: Ein gerissener Antriebsriemen beendet die Tour mit dem Bulls Vuca Avo AM 2 schlagartig.Foto: Andreas KernSo schönes Wetter und dann das: Ein gerissener Antriebsriemen beendet die Tour mit dem Bulls Vuca Avo AM 2 schlagartig.

Die Abrechnung: Was kostet das E-MTB von Bulls im Dauereinsatz?

ErsatzteilPreis
Reifen65 Euro
Bremssattel125 Euro
Bremsbeläge120 Euro
Bremsscheiben80 Euro
Zahnriemen89 Euro
Wertverlust*ca. 3000 Euro

*auf Basis des aktuellen Gebrauchtpreises für ein gut erhaltenes Modell, Stand 12.11.2025

Kapitaler Defekt im Dauertest des Bulls Vuca Evo AM 2: Die Vorteile des Carbonriemens (Wartungs- und Pflegefreiheit) wiegen den Nachteil nicht auf, wenn er reißt – weder auf großer Tour noch auf dem Weg zur Arbeit.Foto: Georg GrieshaberKapitaler Defekt im Dauertest des Bulls Vuca Evo AM 2: Die Vorteile des Carbonriemens (Wartungs- und Pflegefreiheit) wiegen den Nachteil nicht auf, wenn er reißt – weder auf großer Tour noch auf dem Weg zur Arbeit.

Fazit

​Das innovative Vuca EVO AM 2 ist vollgestopft mit modernster Technologie. Die Fahreigenschaften überzeugen. Auch die Motor-Getriebe-Einheit funktionierte tadellos, der Verschleiß ging für ein E-MTB dieser Gewichtsklasse in Ordnung. Nur der gerissene Carbonriemen überschattete den ansonsten problemlosen Dauertest des Bulls. - Andreas Kern, BIKE-Dauertester
  • Funktionalität: 4/5
  • Haltbarkeit: 4/5
  • Kaufempfehlung: 70%

Pro

  • ​Schluckfreudiges Fahrwerk
  • wartungsarmes Schaltsystem,
  • ausdauernder Akku

Contra

  • ​Hohes Gewicht
  • Fahrleistungen nur über App abrufbar
  • Schiebeassistenz-Hebel suboptimal
BIKE-Touren-Autor und Dauertester Andreas KernFoto: Georg GrieshaberBIKE-Touren-Autor und Dauertester Andreas Kern

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