Auf der Suche nach einem ikonischem Look für sein neustes Projekt ließ sich der Scott’sche Obertuner Dangerholm von Filmen inspirieren. Die Stylevorlage lieferte in diesem Fall die Mad Max Filmreihe, sagt der Schwede, insbesondere die beiden neuesten Teile, die in den letzten Jahren gedreht wurden. Sein neuestes Design-Objekt vereint unglaubliche postapokalyptische Kreationen in allen Formen und Größen, aber immer im Zusammenhang mit Rost, glänzendem Metall und gefährlichen, spitzen Dingen.
Auf der anderen Seite, so erklärt Gustav Gullholm weiter, gäbe es da die modernen E-Bikes wie das Scott Solace Gravel eRide. Die seien zwar fantastische Fahrräder, aber wenn man ehrlich ist, fielen sie einem nicht gleich ein, wenn man an die coolsten und beeindruckendsten Fahrräder denke. Also setzte sich Dangerholm hin und entwarf das Scott Solace Wasteland, das alles andere als “vernünftig” ist.
Der Scott Solace Gravel eRIDE ist ein bisschen der Wolf im Schafspelz: Zum einen steckt das TQ HPR50-Antriebssystem darin, zum anderen ist ein ziemlich naher Verwandter des rennorientierten Scott Addict Gravel RC-Bikes in puncto Geometrie und Fahrerlebnis.
Die offensichtlichste Änderungen am Rahmen, die Dangerholm vorgenommen hat, ist das zusätzliche Rohr im vorderen Dreieck. Das erfüllt keinen anderen Zweck, als das Erscheinungsbild des Fahrrads zu verbessern. Außerdem hat das Bike nun eine neue Schutzplatte für die Antriebseinheit aus Metall bekommen, zusammen mit Sitzstreben-Schutzplatten, die an den Schutzblechbefestigungen fixiert sind.
Komplett aus dem “Rahmen” fällt die einzigartige Gabel. Während die standardmäßige Carbon-Gabel sehr unauffällig ist, konnte Dangerholm hier mit Stahl einen „Mad Max“-Look schaffen und dem Gravelbike einen bedrohlichen Look verleihen.
Das Ergebnis ist eine Gabel- und Lenkerkombination, die es so nirgendwo gibt. Münzen dienen als Enden der Gabelrohre und des Lenkers, und die Platzierung der Bremsaufnahme mit einer sehr speziellen Kabelführung ist wohl ein kleines Kunstwerk.
Sie springen gleich ins Auge: Die Bremsscheiben im Sägeblatt-Stil. Dass diese Bremsscheiben nicht ungeschützt rotieren sollten, versteht sich von selbst. Daher haben sie maßgefertigte Schutzringe an der Gabel und am Rahmen. Die Bremsscheiben sind tatsächlich voll fahrtauglich, auch wenn sie vielleicht nicht auf Ultra-Lightweight getunt sind, wie es Dangerholm sonst zu tun pflegt. Für die Bremsen habe er sich für eine mechanische Option entschieden, da dies optisch viel besser zum Rest des Fahrrads passe: Bowdenzüge in Metallkabelgehäuse anstelle von Kunststoff-Bremsflüssigkeitsschläuchen.
Statt eines blubbernden 8-Zylinders steckt im Scott Solace Wasteland überraschenderweise ein TQ HPR50-System - straight outta Landkreis Starnberg! Dieser E-Bike-Motor mit 50 Nm Drehmoment und einem 360-Wh-Akku steckt serienmäßig in dem Scott Bike. Kombiniert wird das Aggregat mit Kurbelarmen von Rotor und einem maßgeschneiderten Kettenblatt von Garbaruk.
Auch die Schaltung ist so Standard, aber top: Die Kassette und die Kette stammen aus der für E-Bikes zugelassenen Sram X0 Eagle Transmission Produktlinie. Das passende X0 Eagle Transmission Schaltwerk wurde mit Sram Wireless Blips kombiniert, die als kleine Schalttasten in den Retro Fly Bikes Ruben Alcantara BMX-Griffen versteckt sind.
Das Tuning-Bike rollt Rädern mit einer Paul Components Vorderradnabe und einer DT Swiss 350 Hinterradnabe, unter Verwendung von Velo Orange Voyager Felgen und Messingnippeln von Monē aus New Mexico, USA. Die Felgen seien -so beschreibt es Dangerholm - in ihrer Konstruktion recht modern, hätten aber ein kantiges und altmodisches Aussehen. Die Idee hinter der Verwendung von Chromfelgen sei es gewesen, die Räder optisch etwas hervorzuheben und einen schönen Kontrast zum Rest des Fahrrads zu schaffen.
Ein Projekt wie Scott Solace Wasteland by Dangerholm ist nichts ohne besondere Details und Accessoires. Etwa wie die Syncros-Sattelstütze mit einer Halterungen für einen King Cage Oliver Flask Cage, der speziell für eine Stanley-Flasche passt. Man könnte auch “Flachmann” sagen.
Am Unterrohr hängt ein King Cage Manything Flaschenhalter, der normalerweise als Gepäckträger verwendet wird, hier jedoch mit Lederriemen eine Retro-Elite-Flasche trägt.
Der alte und abgenutzte Brooks Ledersattel ist das einzige Teil am Fahrrad, abgesehen von der Stahlgabel und dem Lenker, das eine echte Patina aufweist. Es sei viele Jahre lang Dangerholms Pendelsattel gewesen und habe dabei auch den einen oder anderen Unfall überstanden. Und damit kommen wir zum wohl auffälligsten Merkmal des Bikes: der Rost am Rahmen.
Kohlefaser rostet nicht. Aber um einen Schrottplatz-Mad-Max-Stil zu kreieren reichte es Dangerholm nicht, den Rahmen einfach mattschwarz zu lackieren. Die Farbe, die auf dem Scott Solace verwendet wurde, rostet tatsächlich.
Sie enthält eine Art Eisenpulver, sodass man nach dem Auftragen die Farbe grob schleift und mit einem Aktivator besprüht, der den Rostprozess beschleunigt. Jedes Mal, wenn das Fahrrad gewaschen werde, so Dangerholm, oder es im Regen stehe, werde es weiter rosten und neue Töne und Texturen zeigen.