Olympia verschoben! Das sagt Deutschlands MTB-Elite

Stefan Loibl

 · 23.03.2020

Olympia verschoben! Das sagt Deutschlands MTB-EliteFoto: imago
Olympia verschoben! Das sagt Deutschlands MTB-Elite

Nach tagelanger Kritik haben das IOC und Japan nun eingelenkt: Olympia in Tokio wird verschoben. Doch wie sehen das Deutschlands erfolgreichste Mountainbiker? Wir haben nachgefragt.

Der japanische Premierminister Abe und das IOC haben in den letzten Tagen erstmals eine Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio (24.07. bis 09.08) erwogen. Nun ist es offiziell: Olympia wird erstmals in seiner 124-jährigen Geschichte verschoben! Ein genauer Termin steht noch nicht fest, allerdings sollen die Spiele spätestens im Sommer 2021 stattfinden. Bereits am Sonntag hatte das langjährige IOC-Mitglied Dick Pound gegenüber der Zeitung „USA Today“ die Absage und Verschiebung angedeutet. Eine Entscheidung solle in den nächsten vier Wochen fallen, hieß es am Sonntag noch. Zwischenzeitlich hatten Kanada und Australien angekündigt, dass sie auf Olympia verzichten werden, falls die Sommerspiele nicht verschoben werden. Auch Sportler in anderen Ländern sprachen sich größtenteils für eine Verschiebung in den Herbst oder gar ins Jahr 2021 aus. Hierzulande befragte der DOSB, die Vereinigung für deutsche Sportler, alle betroffenen Athleten und Athletinnen, um ein Stimmungsbild einzuholen. Damit sollte geklärt werden, wer zum geplanten oder zu einem alternativen Zeitpunkt an den Olympischen Spielen teilnehmen möchte. Wir haben gestern, als noch unklar war, ob Olympia überhaupt verschoben wird, bei Elisabeth Brandau und Manuel Fumic nachgefragt.

  Im Oktober 2019 fand das Testrennen auf der olympischen MTB-Strecke von Tokio statt. Manuel Fumic wurde bei der Olympia-Generalprobe Achter, Elisabeth Brandau kam auf den 21. Platz.Foto: Getty Images,Takashi Aoyama
Im Oktober 2019 fand das Testrennen auf der olympischen MTB-Strecke von Tokio statt. Manuel Fumic wurde bei der Olympia-Generalprobe Achter, Elisabeth Brandau kam auf den 21. Platz.

Brandau: „Ich müsste vielleicht einen Lebenstraum aufgeben“

Wir haben mit der Deutschen XC-Meisterin Elisabeth Brandau gesprochen. Nachdem Brandau (34) das Vorpreschen von Max Hartung, der Vorsitzender des Vereins Athleten Deutschland ist, in einem Facebook-Post scharf kritisiert hatte, sagte sie uns gegenüber gestern: „Ich bin gespalten. Aber ich würde es begrüßen, wenn Olympia stattfinden würde. Notfalls unter Ausschluß der Öffentlichkeit.“ Von der Kritik, dass sich Sportler weltweit durch die Einschränkungen des Coronavirus nicht perfekt vorbereiten können, hält die zweifache Mutter nichts. „Bei den Trainingsbedingungen gab es schon immer Unterschiede. Und außerdem zählt bei Olympia doch eh der Gedanke 'Dabei sein ist alles'. Es geht um mehr als Medaillen.“ Für Brandau wären die Bewerbe in Tokio die ersten Olympischen Spiele als Athletin. Ob sie bei einer Verschiebung auf 2021 nochmal die Chance hätte, an Olympia teilzunehmen, sei unsicher. „Ich müsste vielleicht einen Lebenstraum aufgeben. Aber eine Verschiebung würde es für mich in Sachen Kinder und Sponsoren sehr schwer machen.“ Deshalb hoffte sie bis gestern weiterhin auf die reguläre Austragung der Olympischen Spiele in diesem Jahr. Doch diese Hoffnungen sind nun dahin.

  Elisabeth Brandau ist amtierende Deutsche Meisterin im Cross Country und Cyclocross. Tokio wären ihre ersten Olympischen Spiele als Athletin.Foto: Armin M. Küstenbrück
Elisabeth Brandau ist amtierende Deutsche Meisterin im Cross Country und Cyclocross. Tokio wären ihre ersten Olympischen Spiele als Athletin.
  Jüngstes Highlight in Brandaus Karriere: der dritte Platz beim MTB-Worldcup in Les Gets 2019.Foto: Michal Cerveny
Jüngstes Highlight in Brandaus Karriere: der dritte Platz beim MTB-Worldcup in Les Gets 2019.

Fumic: „Richtige Entscheidung, Olympia zu verschieben“

Für Cannondale-Profi Manuel Fumic ist die aktuelle Lage extrem bitter. Denn der 37-Jährige hatte zum Saisonende 2020 sein Karriereende angekündigt und wollte diese Saison „nochmal alles reinhauen“. Doch die weltweite Corona-Krise pulverisiert die Rennpläne des Kirchheimers. Nachdem mit dem Cape Epic der erste Saisonhöhepunkt („ich habe mich so gut wie noch nie gefühlt!“) abgesagt wurde, sah Fumic bereits gestern auch Olympia davonschwimmen. „Es sind zwar noch ein paar Monate bis Olympia, aber so lange ist das nicht, wenn man sich den Verlauf des Virus in Ländern wie China ansieht. Es kann zwar sein, dass das Virus bis dahin in Europa weitgehend unter Kontrolle ist, zu Olympia kommen aber Athleten und Zuschauer aus der ganzen Welt. Deshalb wäre es die einzig richtige Entscheidung, Olympia zu verschieben. Denn wenn ich jetzt an Olympia denke, hat das einen komischen Beigeschmack.“ Mit der aktuellen Situation versucht sich Fumic so gut es geht zu arrangieren. „Es ist gerade sehr schwierig das Training zu planen, weil ich keinen fixen Renntermin habe, an dem die Form stimmen muss.“ Für Manuel Fumic wären die Spiele in Tokio bereits seine fünften Olympischen Spiele. In Rio vor vier Jahren holte Fumic trotz Kettenriss einen 13. Platz.

  Bereits 2004 Welt- und Europameister in der U23-Klasse: Manuel Fumic wollte mit einer erfolgreichen Rennsaison 2020 sein Karriere beenden. Die Olympischen Spiele in Tokio wären seine fünften. Foto: Ale Di Lullo
Bereits 2004 Welt- und Europameister in der U23-Klasse: Manuel Fumic wollte mit einer erfolgreichen Rennsaison 2020 sein Karriere beenden. Die Olympischen Spiele in Tokio wären seine fünften. 

Doch auch ein anderes Highlight seiner letzten Saison als MTB-Profi sieht Fumic in Gefahr: die Heim-WM in Albstadt. „Noch wichtiger als Olympia wäre für mich die WM in Albstadt. Auf eine Weltmeisterschaft im eigenen Land habe ich in meiner langen Karriere immer gewartet.“ Ob auch die UCI Mountainbike Weltmeisterschaft im Bullentäle (25.-28. Juni) verschoben werden muss, ist noch nicht bekannt. Sowohl von Seiten des Veranstalters als auch der UCI.

  Ein absolutes Highlight am Ende von Fumics Karriere sollte die Heim-WM in Albstadt sein. Ob die WM im Bullentäle wie geplant stattfindet, ist offen.Foto: Michele Mondini
Ein absolutes Highlight am Ende von Fumics Karriere sollte die Heim-WM in Albstadt sein. Ob die WM im Bullentäle wie geplant stattfindet, ist offen.

Gestoppte Qualifikation und keine Doping-Kontrollen

Wer und wie viele Athleten für Deutschland bei den olympischen MTB-Rennen an den Start gehen dürfen, steht zwar noch nicht fest. Aber Elisabeth Brandau und Manuel Fumic haben beste Chancen, vom BDR nominiert zu werden. Außerdem machen sich Max Brandl, Georg Egger, Ben Zwiehoff und Ronja Eibl Hoffnungen, bei Olympia dabei zu sein. Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie und der Absage aller Rennen pausiert die Olympia-Qualifikation für Tokio allerdings seit 3. März bis auf Weiteres. Auch die deutsche Anti-Doping-Agentur NADA hat gestern vermeldet, dass sie „die Durchführung von Dopingkontrollen in Anbetracht der derzeitigen Situation durch die SARS-CoV-2 Pandemie (COVID-19) ausgesetzt hat“.

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