Stefan Loibl
, Adrian Kaether
· 07.10.2020
Bei matschigen Bedingungen holte die französische Staffel WM-Gold vor Italien und der Schweiz. Bei den E-MTB-Rennen holt Specialized mit Pidcock und Andreassen Gold und Bronze, Damen-Titel für Pugin.
Die französische Cross Country-Mixed Staffel sicherte sich zum Auftakt der UCI Mountainbike Weltmeisterschaft presented by Mercedes-Benz in Leogang den fünften Weltmeistertitel im Team-Bewerb, den ersten seit 2016. Für Aufsehen sorgte das junge österreichische Team, das zwischenzeitlich sogar auf Goldkurs lag und mit Rang sechs das beste WM-Ergebnis seiner Geschichte einfuhr. Das deutsche Sextett mit den Jungspunden Luisa Daubermann und Louis Kraus, dem U23-Duo Leonie Daubermann und Alex Bregenzer sowie Nadine Rieder und Julian Schelbe kam mit knapp sechs Minuten Rückstand auf Rang acht ins Ziel.
Erstmals in der Geschichte des Staffelrennens gingen bei der WM in Leogang sechs Athletinnen bzw. Athleten je Mannschaft an der Start. Den Sieg sicherte sich zum fünften Mal nach 2011, 2014, 2015 und 2016 das französische Team, dieses Mal in der Besetzung Mathis Azzaro, Luca Martin, Loana Lecomte, Lena Gerault, Olivia Onesti und Jordan Sarrou. Auf der Schlussrunde zeigte der französische Elitefahrer, warum er im Worldcup regelmäßig auf dem Podium vertreten ist und setzte sich mit 1:27 Minuten Vorsprung gegen den von den Italienern auf die Schlussposition gesetzten U23-Fahrer Juri Zanotti durch. „Wir sind super happy, die Woche so beginnen zu können. Die anderen haben perfekt vorgelegt, ich musste den Job nur noch abschließen. Wir lieben solche schwierigen Bedingungen und harte Strecken und freuen uns auf die nächsten Rennen", so Sarrou. Nachdem sich die Schweiz in den vergangenen drei Jahren die Team-Weltmeistertitel nicht aus der Hand nehmen ließ, mussten sich die erfolgsverwöhnten Eidgenossen heute mit Bronze begnügen.
Nathalie Schneitter (SUI) und Alan Hatherly (RSA) hatten sich im letzten Jahr in Monte-Sainte-Anne zu den ersten E-MTB-Weltmeistern überhaupt gekürt. Ob die beiden die Titel nun in Leogang würden verteidigen können? Zumindest für den Südafrikaner Hatherly sah es schlecht aus. Er konnte nach einem vielversprechenden Saisonauftakt bei den Cross-Country-Worldcups in Nove Mesto (Rang 5 und 6) bei der WM in Leogang aus bisher ungeklärten Gründen nicht einmal an den Start gehen. Doch Hatherlys Titelsponsor Specialized hatte noch zwei weitere starke Fahrer im Rennen: Den frischgebackenen XC-Worldcup-Sieger Simon Andreassen (DEN) und das 21-jährige Allround-Talent Tom Pidcock (GBR).
Ob die beiden Jung-Stars es gegen Legenden wie Julien Absalon und den mehrachen Cyclocross-Weltmeister Sven Nys würden richten können? Zu Beginn des Rennens waren Andreassen und Pidcock eher in der Verfolgerrolle zu finden. Der Franzose Jerome Gilloux bestimmte das Tempo und konnte bis zur Runde drei von fünf einen Vorsprung von 30 Sekunden herausfahren.
Doch dann passierte Pidcock den Schweizer Joris Ryf, der bis dahin auf Platz zwei gelegen hatte und nahm die Verfolgung auf. Die vierte Runde genügte Pidcock, um zu Gilloux aufzuschließen. Am Anfang von Runde fünf lag der junge Brite schon in Führung und war auch nicht mehr zu stoppen. 35 Sekunden Vorsprung auf Gilloux fuhr er in den rutschigen Matschpisten heraus und überquerte die Ziellinie als zweiter E-MTB-Weltmeister der Geschichte. Gilloux musste sich mit Rang zwei zufriedengeben, Simon Andreassen (23) – ebenfalls auf einem Specialized Turbo Levo unterwegs – holte Bronze.
Im Rennen der Damen konnte sich Titelverteidigerin Nathalie Schneitter gemeinsam mit ihrer Landsfrau Kathrin Stirnemann dagegen zunächst wie erwartet an die Spitze setzen. Doch schon ab der Hälfte des Rennens zeigte sich, dass E-Enduro World Series-Siegerin Melanie Pugin (FRA) wohl am Ende den längeren Atem haben würde. Schon in Runde drei ging die Französin in Führung und zwang die Schweizerinnen Schneitter und Stirnemann in die Verfolgerrolle. Doch es war nichts zu machen. Bei den rutschigen Bedingungen in Leogang war Pugin nicht zu schlagen und beschloss das Rennen mit einem Vorsprung von starken 27 Sekunden. Erfreulich aus deutscher Sicht: Sofia Wiedenroth vom Cube Action Team fuhr auf Rang vier.
Neben den Fahrern selbst spielte auch die Technik in der E-MTB WM eine große Rolle – mehr noch als beim traditionellen Mountainbiken. Ging letztes Jahr noch jeweils eine Goldmedaille an die Motorenhersteller Bosch (Nathalie Schneitter/Trek) und Brose (Alan Hatherly/Specialized) holte der in der in der Serie immer wieder von Zuverlässigkeitsproblemen geplagte Berliner Hersteller nun gleich beide Goldmedaillen und kann damit auch die beste Medaillen-Bilanz vorzeigen. Sowohl Melanie Pugin (BH) als auch Tom Pidcock (Specialized) saßen auf Bikes, die von Brose Motoren angetrieben wurden. Hinzu kommt die Bronzemedaille von Simon Andreassen (Specialized), ebenfalls auf Brose.
Auf Rang zwei in Puncto Medaillen liegt Bosch mit zwei Silbermedaillen durch Natalie Schneitter (Trek) und Jerome Gilloux (Moustache). Shimano holt immerhin eine Bronzemedaille mit dem neuen EP-8, die Kathrin Stirnemann (Thömus) einfährt. Der einzige Komplettbikehersteller, der zwei Medaillen einfahren kann ist Specialized mit Bronze und Gold im Rennen der Herren.
Alle Ergebnisse zur WM in Leogang finden Sie tagesaktuell auf der Website der UCI.