FREERIDE Magazin
· 20.02.2023
Der Damen-MTB-Sport gewinnt in der bisher stark männerdominierten Mountainbike-Szene seit Jahren stetig an Popularität und Anerkennung. Zwei junge Frauen, die diese positive Entwicklung maßgeblich prägen, sind Patricia Druwen (15) und Alma Wiggberg (19).
Beide junge Mountainbikerinnen können bereits beachtliche Resultate verbuchen, landeten Tricks, die bis dato keine andere Fahrerin beherrscht(e) und nahmen an legendären Events wie den Audi Nines, Crankworx Whistler oder dem Red Bull District Ride teil.
Interview: Petra Schuler
Bald startet die MTB-Saison 2023. Wie war euer Winter und fühlt ihr euch ready?
Patricia Druwen: Ich war im Winter über im La Poma Bikepark in der Nähe von Barcelona und habe dort neue Tricks geübt. Zuhause konnte ich sonst nur in Hallen fahren und daher auch nicht viel an meinen Tricks arbeiten.
Alma Wiggberg: Ich wurde Anfang September 2022 an der Schulter operiert und habe mich den ganzen Winter über auf die Reha konzentriert. Aktuell bin ich auch wieder vermehrt am Biken, was sich toll anfühlt und die vielen Stunden im Fitnessstudio beginnen sich endlich auszuzahlen. Es dauert wohl noch ein bisschen, bis ich körperlich wieder 100% fit bin, aber mental bin ich mehr als bereit für die kommende Saison.
Freestyle-Mountainbiken gilt als männerdominiert, wie fühlt ihr euch damit?
Patricia: Ich finde es nicht schlimm, weil ich mich mit den Jungs gut verstehe und es mir auch Spaß macht, mit ihnen neue Tricks zu lernen.
Alma: Das sehe ich auch so. Ich denke nicht groß darüber nach. Bei Wettkämpfen ist es natürlich auffällig, wenn zum Beispiel fünf Frauen und 25 Männer teilnehmen. Aber ich hatte den Eindruck, dass es stets eine gute Einstellung gegenüber Riderinnen gab. Alle sind sehr aufgeschlossen und geben gerne Tipps. Und die Leute freuen sich über den Erfolg der anderen, egal was passiert.
Wie ist die Stimmung mit den anderen Athleten und Bikerinnen?
Patricia: Ich würde schon sagen, dass die Stimmung gut ist und wenn man sich sieht, tauscht man sich auch untereinander aus.
Alma: Eines der Dinge, die ich am meisten an der Bike-Community mag, ist die Stimmung. Wenn es um Ideen geht, finde ich es immer toll, sich mit Gleichgesinnten über Gedanken, anstehende Projekte oder ähnliches auszutauschen. Und die Leute freuen sich oft, davon zu hören und einen Beitrag zu leisten.
Patricia: Ich habe 2019 angefangen mit einem City Bike paar Tricks zu üben und versucht bisschen zu springen und dann habe ich 2020 mein erstes Dirtbike bekommen und ab dem Zeitpunkt nur noch versucht neue Tricks zu lernen.
Alma: Ich habe vor etwa fünf Jahren angefangen im Bikepark in meiner Region zu fahren. Anfangs hatte ich nicht wirklich das größte Interesse daran, es war mehr etwas, das ich mit meinem Bruder und Freunden ein paar Mal in der Saison gemacht habe. Aber nach einiger Zeit im Bikepark wuchs mein Interesse mehr und mehr, und 2020 nahm ich an meinem ersten Rennen beim Åre Bike Festival teil.
Es war ein reines Frauenrennen, eigentlich nur zum Spaß. Aber ich erinnere mich daran, wie sehr ich alles daran genossen habe, die Nerven, den Kick, und einfach die ganze Atmosphäre drum herum. 2021 fuhr ich noch mehr Enduro-Rennen und kaufte mir auch mein erstes Hardtail, was mir mehr Möglichkeiten eröffnete und ich begann, mich mehr in Richtung Slopestyle zu bewegen.
Welche Mountainbike-Disziplinen liegen euch besonders?
Patricia: Für mich ist es definitiv Slopestyle, weil es mir so viel Spaß macht durch die Luft zu fliegen und Tricks zu machen.
Alma: Im Prinzip alle. Aber im letzten Jahr habe ich mich mehr auf Slopestyle konzentriert. Ich mag den spielerischen Teil und den Energiekick beim Erlernen neuer Tricks sehr. Aber ich mag auch alle Arten von Rennen, Big Bike, Enduro oder Speed & Style.
Euer bisher größter sportlicher Erfolg? Der schönste Moment?
Patricia: Auf jeden Fall Audi Nines 2021. Dies war mein erstes großes Event und es war so cool, mit allen Pros aus der Welt zu fahren.
Alma: Mein bisher größter Erfolg ist der zweite Platz beim Speed & Style beim Crankworx Whistler 2022. Die ganze Reise war etwas Besonderes und die Erinnerungen daran werde ich noch lange behalten.
Wie oft trainiert ihr? Was genau und mit wem?
Patricia: Bei mir kommt es immer drauf an, wann ich Zeit habe zum Fahren. Unter der Woche schaffe ich es in der Regel nur einmal und am Wochenende muss ich mindestens 1-2 Stunden fahren, um zu einem guten Trainingsspot zu kommen.
Alma: Im Moment verbringe ich in der Nebensaison 3-5 Tage im Fitnessstudio und fahre zwischen 1-3 Tagen pro Woche. Wenn es in den Sommer übergeht und draußen alles ein bisschen trockener wird, verbringe ich normalerweise mehr Zeit auf dem Rad und fahre viel mit Freunden draußen.
Was sind eure Ziele für die Saison 2023?
Patricia: Ich möchte auf jeden Fall bei Crankworx Speed & Style mitfahren und noch viel mehr Tricks lernen.
Alma: Für mich sind die Crankworx-Events auch das Hauptziel. Und ich möchte noch mehr FMB-Events fahren.
Patricia, du gehst bis zum Sommer noch in die Schule. Wie bringst du Ausbildung und Sport unter einen Hut?
Patricia: Es ist nicht ganz einfach, aber es geht noch. Wenn ich keine Zeit für längere Ausflüge habe, fahre ich meistens mit Freunden an unserem Local Spot und im Winter gehe ich unter der Woche meistens Abends in die Halle und versuche einfach fit auf dem Rad zu bleiben.
Alma, du arbeitest Teilzeit. Wie bringst du Arbeit und Sport unter einen Hut?
Alma: In letzter Zeit konnte ich mich mehr und mehr auf den Sport konzentrieren, aber normalerweise arbeite ich am meisten in der Nebensaison. Ich arbeite im Sommer auch zusätzlich im lokalen Bikepark, wenn es neben Events und Competitions passt.
Was sind eure Tipps für andere Rookies?
Patricia: Ich würde auf jeden Fall anfangen Pumptrack zu fahren, weil es sehr viel Radkontrolle bringt und anschließend mit kleineren Sprüngen beginnen. Wenn man sich sicher in der Luft fühlt, kann man irgendwann versuchen erste Tricks zu lernen.
Alma: Ich lasse mich gerne davon inspirieren, andere Leute fahren zu sehen. Einer meiner Tipps wäre also, ein paar Athleten zu finden, deren Fahrstil dir gefällt und die dich für dein eigenes Fahren inspirieren. Und dann finde ich es auch wichtig, sich mit Freunden zu umgeben, mit denen man all das teilen kann.
Wie geht ihr mit Druck und Stress um?
Patricia: Ich versuche einfach ganz locker zu bleiben und mich nicht stressen zu lassen und fahre dann einfach. Nach dem Drop In ist aller Stress vergessen.
Alma: Der Druck kommt und geht bei mir. Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was kommt, und mich mit inspirierenden Menschen zu umgeben, die mir helfen, konzentriert zu bleiben.
Welche Riderinnen und Mountainbike-Stars sind eure Inspiration?
Patricia: Auf jeden Fall Erik Fedko und Thomas Genon. Sie inspirieren mich mit ihrem Style auf dem Bike und vom Charakter.
Alma: Eine meiner Lieblingsfahrerinnen ist Veronique Sandler, ich liebe ihren lockeren und verspielten Stil auf dem Bike.
Was bedeutet Radfahren für euch?
Patricia: Für mich bedeutet es sehr viel, weil ich einfach sehe, was man mit Radfahren alles erreichen kann. Deshalb arbeite ich daran, irgendwann dasselbe Level zu erreichen, auf dem die Slopestyle-Profis jetzt sind.
Alma: Es bedeutet Glück für mich. Am meisten mag ich den spielerischen Teil, die Energie, die es mir gibt, und die Freiheit, die man hat, um seinen eigenen Stil zu kreieren. Außerdem mag ich das Radfahren als Möglichkeit, um neue Orte zu erkunden.