Remy Morton (26) stieg schon mit drei Jahren aufs BMX und fuhr Rennen an Australiens Goldküste, unterstützt durch Vater Jim. Der Specialized-Fahrer beherrscht die ganze Klaviatur des Gravity-Bikens, von Worldcup-DH über Slopestyle bis Red Bull Hardline. Unbedingt gucken: Raw 100 Remy Morton (siehe Link unten).
Remy Morton: 2017 war mein Schicksalsjahr. Ich nahm am Loose-Fest in Belgien teil. Nico Vink baut hier monströse Sprünge. Ich überschoss die Landung. Der Aufprall war wie eine Explosion. Mein Bike war Schrott, die Gabel platzte und die Wucht des Einschlags brach mir 22 Knochen, unter anderem meinen Nacken.
Der Sturz drückte meinen Brustkorb ein, knickte die Rippen wie Mikado-Stäbchen, ließ meine Lungen kollabieren, meine Nieren reißen. Ich fiel ins Koma. Als ich nach einem Monat (!) wieder erwachte, waren viele der 22 Knochenbrüche geheilt. Nur der Arm blieb gelähmt und kein Arzt wusste, ob er schlaff bleiben würde oder nicht.
Da ich selbst ein Jahr nach dem Sturz noch immer die Faust nicht richtig schließen konnte – trotz all der Physio und all der Therapien – musste ich meine Worldcup-Karriere im Downhill an den Nagel hängen. Ich konnte den Lenker nicht festhalten. Selbst heute, sieben Jahre nach dem Sturz, kann ich keinen vollen DH-Run machen, ohne dass mein Arm taub wird. Deswegen orientierte ich mich mehr Richtung Freeride und Filmen statt Racen.
Hat mich der Sturz traumatisiert? Nein, denn ich versuche das Trauma auszutricksen. Was in Belgien passierte, war der krasseste Sturz meines Lebens. Nun rede ich mir ein, dass der hinter mir liegt. Abgehakt. Dieser Gedankensalto half mir, den Kopf frei zu kriegen. Nur so kann ich an Events wie der Red Bull Hardline oder der Rampage teilnehmen.
Durch den Sturz habe ich eine Menge gelernt. Etwa wann ich Nein sagen muss. Jetzt kenne ich meine Grenzen und lasse mich nicht mehr durch Ego oder Gruppenzwang verleiten. Der Sturz zeigte zudem, was mein Körper doch alles aushalten kann. Nach dem Motto “Wenn ich das überlebe, überlebe ich auch den Rest.”
Als ich Worldcup-DH gefahren bin, rannte ich oft ins Gym. Jetzt heißt mein Training: Riding & Digging (Sprünge bauen). Ich achte zwar auf meine Ernährung, doch eine spezielle Diät habe ich nicht. Gerade auf Reisen will ich die Spezialitäten des Landes ausprobieren. Sooo lecker!
2016 sprang ich in ein Foampit mit wenig Foam, rauschte durch, brach mir den rechten Knöchel. 2018 kam der linke dran. Ich presste mit zu viel Speed in einen Turn in Schladming. Keine Ahnung, was genau passierte, doch der Knöchel brach. An manchen Morgen gehe ich die ersten Meter nach dem Aufstehen wie auf rohen Eiern. Doch mit viel Dehnen kriege ich das gut in den Griff.