Interview mit Tahnée Seagrave„Beschissene Jahre, Demonen und innere Ruhe“

Dimitri Lehner

 · 18.03.2025

Wieder bei vollen Kräften: Worldcup-Downhillerin Tahnée Seagrave.
Foto: Bartek Wolinski / Red Bull
Die Engländerin Tahnée Seagrave zählt zu den schnellsten Downhillerinnen der Welt und ist bekannt für ihre Unerschrockenheit. Das beweist sie bei Bike-Events wie Red Bull Hardline oder Darkfest. Ihre „Go for it“-Attitude verwundert wenig, schließlich ist ihr Bruder Kaos Seagrave ein Star in der Gravity-Szene. Aber Tahnée eilte nicht nur von Erfolg zu Erfolg. Eine Serie von Verletzungen brachte sie an ein psychisches Limit. Letztes Jahr feierte Tahnée ihr Comeback.

Tahnée Seagrave (29) wuchs mit ihrem Bruder Kaos (ebenfalls Bike-Profi) im Bike-Paradies Morzine auf. Die Britin (geboren im Süden Londons) begann 2012 ihre Worldcup-Karriere im Downhill und holte bei der WM auf Anhieb Silber, im Folgejahr wurde sie Junioren-Weltmeisterin. In der Elite-Klasse setzte sie ihren Erfolgskurs fort, bis sie durch eine Verletzungsserie ausgebremst wurde. 2023 kehrte Tahnée zurück und errang gleich wieder Bronze bei der WM in Andorra. 2025 bestreitet Tahanée im Team ORBEA / FMD RACING den Downhill-Worldcup zusammen mit Phoebe Gale, Martin Maes, Darragh Ryan, Bruder Kaos Seagrave und Oliver Zwar.

Tahnée in Statements: Was ich schon immer mal sagen wollte...

Ein Jahr lang musste ich ständig an das 12-Meter-Roadgap der Red Bull Hardline in Wales denken. Dann bin ich es gesprungen – all die beschissenen Jahre, in denen ich verletzt und niedergeschlagen war, machten diesen Moment zu einem der besten meines Lebens.
Ich würde so gerne einen Backflip mit dem Bike können. Allerdings schwirren da noch einige Dämonen in meinem Kopf rum, die das bisher verhindert haben.
Was ich gar nicht kann? Meine Steuererklärung machen. Furchtbar! Da brauch ich Hilfe!
Ich reg’ mich selten auf, überhaupt bin ich so gut wie nie zornig. Dieses Gefühl bringt dich nicht weiter. Manche Autofahrer stellen meine Geduld allerdings auf eine harte Probe.
Ich liebe den Thrill beim Droppen! Mehr als alles andere! Als ich das hohe Gap bei der Red Bull Hardline in Tasmanien (2024) gesprungen bin, spürte ich wie mein Selbstvertrauen nach oben schoß – da wusste ich: Ich hab’s drauf!
Ich glaube, dieser Moment hat sich auf meine Rennsaison 2024 ausgewirkt!
Sex Education habe ich auf Netflix gerne angeschaut. Auch richtig gut: Yellowstone mit Kevin Costner.
Ich will unbedingt noch Surfen lernen! Durch meine Verletzungen habe ich alles sein lassen außer Mountainbiken, um mich darauf voll zu fokussieren. Doch ich weiß, dass es gut ist auch ab und zu eine Pause zu machen, andere Dinge auszuprobieren und den Spaß so hoch zu halten.
Mich reizt alles mit hohem Risiko und hoher Belohnung.
Noch Fragen? Tahnee Seagrave springt das hohe Gap bei der Hardline.Foto: Samantha Saskia Dugon / Red BullNoch Fragen? Tahnee Seagrave springt das hohe Gap bei der Hardline.
Normalerweise würde ich zuerst meinen Papa anrufen nach einem guten Race-Run. Doch ich genieße den Luxus, dass mein Vater immer am Ziel auf mich wartet. Er ist es dann, der meine Mama anruft und ihr sagt, dass alles gut gegangen ist. Denn meine Mama ist viel zu nervös, sich das anschauen zu können.
Ich habe mit Meditieren angefangen, doch leider wieder aufgehört. Ich sollte es wieder in meine tägliche Routine einbauen. Ich bin so hyperaktiv und mit den Gedanken ständig überall, dass Meditation Wunder wirkt und es schafft mich etwas runter zu bringen. Diese innere Ruhe tut mir gut.
Die Gehirnerschütterungen, die ich vor einiger Zeit hatte, waren eine große Herausforderung. So was hatte ich bis dahin in meinem Leben noch nicht erfahren müssen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass eine Gehrinerschütterung sich so krass auf mein Wohlbefinden, körperlich wie geistig, auswirken könnte – und das über eine so lange Zeit. Das hat meinen Blickwinkel völlig verändert, nicht nur aufs Racing, auf mein gesamtes Leben.
Mein Lieblingsfilm? Talladega Nights!

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