Gitta Beimfohr
· 23.05.2024
Singapur, Kanada, Südafrika, Russland, Indien, Kolumbien – die Teilnehmer der diesjährigen BIKE Transalp reisen wieder aus aller Welt an. Insgesamt 31 Nationen werden beim Start in Ehrwald vertreten sein. Klar, bei der Mutter aller Etappenrennen muss man einfach mal dabei gewesen sein. Zumal die Transalp von allen vergleichbaren Events rund um den Globus durch die landschaftlich schönste und vielseitigste Kulisse führt. Das lockt natürlich auch wieder international bekannte Worldcup-Racer, Europa- und Weltmeister wie Urs Huber, Alban Lakata, Andreas Seewald, Marc Stutzmann und Martin Stošek an. Aufs Podest haben es fast alle von ihnen schon geschafft, doch dieses Jahr werden sie sich mit den Landesmeistern aus Belgien, Kolumbien, Costa Rica und den Spitzenfahrern der Niederlande um das Gelbe Leader-Jersey battlen müssen. Das wird dieses Jahr extrem spannend, schließlich geht’s bei der BIKE Transalp nicht nur um schnelle Beine, sondern auch um Team-Taktik, die am Ende über sieben lange Etappentage aufgehen muss. So können nicht nur das Wetter, sondern auch Material-Probleme und sogar der eigene Team-Partner jegliche Vorplanung zunichte machen. Und hier sind sie im Kurzporträt, die Profi-Teams, die dieses Jahr gegeneinander antreten werden:
Der Niederländische Meister steht derzeit auf Weltranglistenplatz 48. Er und sein Teampartner Teus sind noch jung, haben bei der letzten BIKE Transalp aber schon einiges an Erfahrung sammeln können (3. Platz). Mit nachgeschärftem Taktikplan soll es dieses Jahr noch mindestens ein Treppchen höher gehen. Sein Partner wird ihn dabei sicher nicht ausbremsen:
Derzeit Platz 50 in der Weltrangliste, doch wie fit Teus dieses Jahr bereits ist, hat er im Mai beim BIKE Marathon in Willingen bewiesen. Auf der langen Distanz mit 3300 Höhenmetern auf zermürbend aufgeweichter Matschstrecke wühlte er sich hinter Urs Huber als Zweiter ins Ziel – mit gerade mal einer Minute Rückstand.
Der Altausseer hat bei der BIKE Transalp 2021 bereits den Gesamtsieg und im vergangenen Jahr mit Team-Partner Frans Platz 2 eingefahren. In Sachen Taktik sind sie sich bereits einig. Sie wollen dieses Jahr nicht das Skalpell, sondern das Brotmesser ansetzen: „Für uns gibt’s nur: sieben Tage Vollgas und schauen, was am Ende dabei rauskommt.“
Der derzeit Weltranglisten-25ste fuhr Anfang des Jahres beim Cape Epic in Südafrika einen ordentlichen 29. Platz ein. Mehrtagesrennen sind seine Beine also gewöhnt. Allerdings wird er es bei der BIKE Transalp natürlich mit deutlich längeren Anstiegen zu tun bekommen. Daher holt sich der Belgische Meister die nötigen Trainingshöhenmeter auch nicht im heimatlichen Flachland, sondern reist dafür extra in die Schweizer Berge.
Luis ist mehrfacher Kolumbianischer Meister und bildet zusammen mit dem Costa Ricaner Carlos Herrera bereits ein eingespieltes Raceteam: 2022 konnten die beiden Elite-Fahrer die BIKE Transalp schon mal gewinnen und sie haben auch dieses Jahr nicht vor, mit leeren Händen über den großen Teich zurück zu fliegen.
Carlos war in Costa Rica schon Landesmeister im Cross Country und Marathon. Im vergangenen Mai reichte seine Fitness noch immer zum Vize-Meistertitel. Für die Transalp ist er top vorbereitet und weiß seine langjährige Rennerfahrung in Vortrieb umzuwandeln.
Der Costa Ricaner ist gerade erst im Mai Landesmeister im Marathon geworden. Hochmotiviert dürfte er bereits im Flugzeug über dem Atlantik sitzen. Die Transalp kennt er noch nicht, aber der Teamchef der beiden Übersee-Paarungen ist kein geringerer als Dax Jaikel, der die Transalp bereits mit einer Beinprothese gewinnen konnte. Er wird seine Teams entsprechend pushen. Fahrer Nummer 2 von Team 2:
Er ist hart zu sich selbst und kann mit langen Anstiegen und dünner werdender Luft federleicht umgehen. Das hat er im Januar dieses Jahres schon bei der mehrtägigen Trans-Anden-Challenge mit einem Podiumsplatz unter Beweis gestellt. Wenn er dieses Höhentraining für die Transalp konservieren kann, wird er mit Partner Rodolfo definitiv um die vordersten Ränge mitfahren.
... oder anders ausgedrückt: Schweizer Meister, 4 Islands-Siegerin, Weltmeister, Tschechischer Meister – das Canyon Sidi Team ist aufgestellt wie der FC Bayern. Doch auch hier das Luxus-Problem des Team-Chefs Kristian Hynek: Wie mixt man diese vier Sieger-Typen nun taktisch klug zu Zweier-Teams zusammen, damit sie auch bei der BIKE Transalp 2024 jeweils eine Medaille holen? Bisher standen die finalen Paarungen noch nicht fest. Wir feiern aber schon jetzt: Hurra, dieses Team hat eine Frau dabei!
Was den 34-Jährigen so erfolgreich macht, ist wahrscheinlich sein Humor, mit dem er so ziemlich jedes Rennen angeht. Ursprünglich wollte er Fußballer werden, entdeckte dann aber seine Passion für Schwarzwälder Singletrails. 2010 machte er als Hobbyfahrer noch sein Abitur und wurde noch im gleichen Jahr in die Nationalmannschaft berufen. Sein größter Erfolg: U23 Europameister (2012). Letztes Jahr gewann er den Marathon-Worldcup in Snowshoe und holte beim Brasil Ride die Bronze-Medaille. Seine letzte BIKE Transalp ist bereits sechs Jahre her. Damals startete er zusammen mit Urs Huber, gewann 5 Tagesetappen und schien der sichere Gesamtsieger. Doch ein Defekt machte den Traum zunichte. Am Ende reichte es nur für Platz 2. Klar, dass Stiebi hier noch eine Rechnung offen hat...
Der Wahl-Freiburger bildet zusammen mit Stiebi ein seit Jahren eingespieltes Team. Sie Etappen-Siege bei Cape Epic, Swiss Epic, Andalucia Bike Race konnten beide schon feiern, 2024 soll nun endlich ein Gesamtsieg bei einem großen Rennen her.
2021 startete der heute 26-Jährige bei der BIKE Transalp als Solofahrer und konnte in dieser Kategorie direkt gewinnen. Aber Marek weiß auch: Der wahre Spirit des Rennens entfaltet sich erst, wenn man im Team antritt. Daher rollt er dieses Jahr mit seinem langjährigen Freund und Team-Kollegen Michael Wohlgemuth an den Startbogen in Ehrwald. Was er sich vom Transalp-Rennen erwartet:
Hoffentlich geiles Wetter, coole Trails, lange Anstiege und entspanntes Beisammensein vor und nach den einzelnen Etappen. Dazu ein Podestplatz wäre natürlich sehr erfreulich ;) - Marek Sülzle
Im Gegensatz zu seinem diesjährigen Partner Marek kennt Michael das beflügelnde Team-Gefühl der Transalp bereits. Er ging 2022 zusammen mit Philip Handl an den Start und erreichte am Ende Platz drei. Allein das gemeinsame über die Ziellinie rauschen ist unvergesslich. Aber auch das gegenseitige Pushen während der sieben Etappen ist unbezahlbar. Gerade wenn einer dieser nicht enden wollenden Alpenanstiege einem mal wieder den Stecker zu ziehen droht. Dann können motivierende Worte, wie “Quäl dich, du Sau!” doch ganz erfrischend wirken. Wichtig für die Konkurrenz zu wissen: Extra lange Anstiege sind eine Spezialität des Texpa Simplon Teams Sülzle/Wohlgemuth!
Der Veteran: Zum 20. Mal wird Karl dieses Jahr bei der Transalp am Start stehen. Das Podium verpasste er in all den Jahren nur zwei Mal. Am meisten fasziniert ihn bei diesem Rennen die Ungewissheit: Denn seit seiner ersten Teilnahme 2001 weiß er: Während dieser sieben Tage über die Alpen kann alles passieren: Es gibt jedes Jahr eine neue Route und das Wetter kann dir fiese Streiche spielen! Theoretisch jedenfalls. Denn Karl selbst hatte mit dem Wetter immer Glück: “Mein langjähriger Teampartner Carsten Bresser und ich haben sogar ein Synonym für „Kaiserwetter“ gefunden: Wir nannten es von nun an nur noch „Transalp-Wetter“. Ein einziges Mal musste Karl das Rennen vorzeitig abbrechen - wegen einer Verletzung.
An Karls Seite wird der Stockholmer Calle Friberg angreifen. Der ehemalige und mehrfache Schwedische Meister im Cross Country und Cyclo Cross ist rampenhaltiges Gelände gewöhnt und hat große Freude an technischen Abfahrten. Ob ihm die Auf- und Abfahrten im Alpenformat XXL auch so gut liegen, wird sich zeigen. Doch zusammen mit dem erfahrenen Karl gehört er definitiv zu den Favoriten der Masters-Kategorie!
Der „Albanator“ aus dem österreichischen Lienz ist dreifacher Marathon-Weltmeister. Seine Oberschenkel, sein Antritt und seine Wattzahlen machen anderen Profis noch immer Angst. 2012 gewann er die BIKE Transalp schon mal mit Team-Partner Robert Mennen und im gleichen Jahr das legendäre Leadville 100-Rennen in den USA. Jetzt, mit 44 Jahren, soll es für den amtierenden Österreichischen Staatsmeister noch einmal die Transalp-Krone sein. Dafür hat er sich dieses Jahr als Team-Partner keinen geringeren, als das Schweizer Trainingstier Urs Huber ausgesucht.
Mister „Grand Raid“ und Marathon-Weltmeister von 2008 kennt ebenfalls keine Schmerzen am Berg und hat schon diverse Mehrtagesrennen gewonnen. Nach seiner Verletzungsphase 2018/2019, wo er sich jeweils nach einem Schlüsselbeinbruch wieder zurück kämpfen musste, ist der 38-jährige Schweizer wieder hochmotiviert. Wer mit ihm an den Start geht hat tatsächlich große Chancen zu gewinnen: Die Pokale von BIKE Transalp, Cape Epic, Crocodile Trophy und Andalucia Bike Race stehen bereits in seinem Schrank.
Die Liste der Profis für die BIKE Transalp 2024 ist hier noch nicht zu Ende erzählt. Einige Profi-Teams haben die Namen ihrer Fahrer noch nicht gemeldet. Sobald die Namen der weiteren Profiracer reinflattern, werden wir sie hier laufend ergänzen.
Keine Profis, aber auch dabei: Mona Schick und Philipp Weiß - das Team Diasporal Alpen Challenge.