Jan Timmermann
· 29.07.2024
Während der Maxxis BIKE Transalp konnten wir Mona Schick und Philipp Weiß vom Team Diasporal Alpen Challenge im Liveblog hautnah begleiten. Die zwei BIKE-Leser hatten im Rahmen einen Startplatz bei einem der beliebtesten und härtesten Mountainbike-Etappenrennen überhaupt gewonnen. Diasporal und Bike bereiteten die beiden Studenten mit einer Leistungsdiagnostik, Trainingsplänen und einem nagelneuen Bike samt Bikefitting auf das Rennen ihres Lebens vor. Bei der Maxxis BIKE Transalp 2024 gingen sie als Mixed Team an den Start und schafften es nach sieben Tagen Marathon-Racing schließlich bis ins Ziel nahe des Gardasees. Dabei haben Mona und Philipp viel gelernt und noch mehr erlebt. Im Interview verraten sie ihre Höhe- und Tiefpunkte, sprechen über die Herausforderungen im Team, reflektieren ihr Training und geben einen Ausblick auf den Rest der Saison.
BIKE: Nun habt ihr schon etwas Abstand zu eurer Zieleinfahrt in Arco. Wie war die Maxxis BIKE Transalp für euch?
MONA: Es war eine Hammer-Erfahrung. Die Stimmung im Rennen und in den Etappenorten ist unbeschreiblich. Jeder fiebert mit. Alleine, wenn ich das jetzt erzähle, bekomme ich schon wieder Gänsehaut. An sieben Tagen ins Ziel einzurollen ist einfach ein geiles Gefühl. Klar kommt man immer wieder an seine Grenzen aber zu wissen, dass man die Strecke mit dem eigenen Körper zurückgelegt hat, ist unbeschreiblich.
PHILIPP: Die Maxxis BIKE Transalp war wirklich der Wahnsinn! Bei mir ist bis jetzt noch gar nicht angekommen, dass es einfach vorbei ist. Es ist alles, wie in einem Film an mir vorbeigerauscht. Im Nachhinein muss man sagen, dass bei uns wirklich alles sehr gut gelaufen ist: ohne Pannen, ohne Stürze. Wir haben unser Bestes gegeben und ich wüsste nicht, wo wir noch mehr Zeit hätten herausholen können.
BIKE: Ihr seid mit einem achten Platz unter den Mixed-Teams im Mittelfeld gelandet. Eine beachtliche Leistung! Im Live-Blog war aber herauszulesen, dass ihr mit höheren Ambitionen ins Rennen gestartet seid. Wie zufrieden seid ihr?
PHILIPP: Am Anfang kann man ja überhaupt nicht einschätzen, wo man steht. Am ersten Tag wurde uns aber relativ schnell bewusst, dass wir ganz vorne Nichts mitzureden haben. Im Vorhinein hätte ich nicht gedacht, dass die Schnellsten solche Maschinen sind. Andererseits haben wir anfangs noch etwas völlig falsch eingeschätzt: Wir hätten ja gedacht, dass wir täglich sieben Stunden im Sattel sitzen. Schlussendlich waren wir zur Überraschung unserer Eltern immer viel früher im Ziel. Wir sind viel schneller gefahren als gedacht. Man lässt sich ab dem ersten Tag einfach von der Masse tragen.
MONA: An ein Podium haben wir nicht gewagt zu denken aber auf der ersten Startlinie hatten wir keinen Plan, wie gut oder schlecht wir dastehen. Wir haben im Training alles gegeben, sind ohne Krankheit, nur mit dem kleinen Sturz von Philipp, durchgekommen und das war auch gut so.
BIKE: Hättet ihr die Maxxis BIKE Transalp auch ohne diese Vorbereitung meistern können?
MONA: Das ist schwer zu sagen. Sicher wären wir irgendwie durchgekommen, aber vermutlich mit mehr Schmerzen und nicht in dieser Zeit. In der Vergangenheit haben wir es schon mal über die Alpen geschafft, aber natürlich konnten wir damals nicht stundenlang das Leistungsniveau abrufen, auf dem wir jetzt gefahren sind. Wir haben von Start bis Ziel Vollgas gegeben. Ich glaube nicht, dass man dieses Level ohne strukturiertes Training und regelmäßige Intervalle so abrufen kann.
PHILIPP: Wir waren jedes Mal blau, wenn wir ins Ziel gefahren sind. Ich denke auch, dass bei so einer Aktion ein Trainingsplan einfach sinnvoll ist. Mit einem Plan kann man auch guten Gewissens im Training mal einen Tag Pause einlegen. Man hat nun mal noch oben hin eine Grenze. Mir hat der Trainingsplan großen Spaß gemacht und ich denke wir waren in der Vorbereitung auch sehr effektiv.
BIKE: Wie habt ihr euch während des Rennens verpflegt?
MONA: Ich habe während der gesamten Maxxis BIKE Transalp keine einzige Verpflegungsstation gesehen. Ich habe morgens meinen Fuß aufs Pedal gesetzt und bin am Nachmittag wieder ausgeklickt. Wenn wir wussten, dass eine Verpflegungsstation kommt, ist Philipp vorgefahren und hat meine Flaschen aufgefüllt.
PHILIPP: Wenn wir etwas gebraucht haben, nahm ich Monas Flasche in die Trikot-Tasche und habe nachgefüllt. Ich habe mir dann auch immer etwas zu Essen geholt, weil ich mir nicht den ganzen Tag lang Gels reindrücken kann. Unsere Eltern hatten uns zwar gefragt, ob sie uns vom Streckenrand aus verpflegen sollten, wir haben aber abgelehnt. Für eine Minute Zeit-Vorteil kam uns das übertrieben vor.
BIKE: Wie habt ihr euch während des Rennens im Team aufgeteilt?
MONA: Philipp hat mich viel gepusht, was auch definitiv gut war. Wenn ich in der Abfahrt vorne war, habe ich mich erinnert, dass er mir sonst immer Hinweise von vorne gibt. Das habe ich dann auch versucht umzusetzen.
PHILIPP: Ich hatte noch meinen Sturz im Hinterkopf und habe in den Downhills etwas piano gemacht. Bergab war Mona einfach saustark und hat eine super Führung übernommen. Bergauf war sie oft ganz schön am Schnaufen. Auch, wenn ich sie gezogen habe, hat sie ordentlich mitgetreten. Im Rennen vergehen 1000 Höhenmeter viel schneller als sonst. Die Atmosphäre reißt einen mit. Rein mental ist das etwas völlig anderes, als im Training.
BIKE: Eine Woche im Team Biken kann ganz schön lang sein. Hat denn zwischenmenschlich immer alles funktioniert?
PHILIPP: Es kommt natürlich die Situation, in der man flucht oder auch mal streitet, aber diese vergisst man im Wettkampf relativ schnell wieder. Dafür, dass es im Training öfters mal gekracht hat, lief es im Rennen sehr harmonisch. Außer bei den Verpflegungsstationen waren wir immer zusammen und sind als Team gefahren.
MONA: Wir haben ja nicht im Hotel übernachtet, sondern waren mit unseren Eltern im Sunlight Camper unterwegs. Wenn wir ankamen, war immer jemand da. Das war schön. Nach dem Rennen waren wir immer noch total im Tunnel und hatten jede Menge zu erzählen. Jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, habe ich aber schon das Bedürfnis nach einem Tag für mich alleine.
BIKE: Was waren eure Höhe- und Tiefpunkte der Maxxis BIKE Transalp?
MONA: Für mich war es jedes Mal ein Highlight ins Ziel zu rollen. Besonders am ersten Tag. Da habe ich realisiert, dass die erste Etappe hinter mir liegt. Ich hatte das Gefühl verstanden zu haben, wie das Event abläuft und war mir sicher auch die nächsten sechs Tage zu schaffen. Am dritten Tag hatte ich allerdings ein Tief. Es lief von vorne bis hinten nicht: keine Kraft in den Beinen, keine Motivation. Ich weiß auch vom Skifahren, dass es immer mal einen Tag gibt, der zäh läuft. Interessanterweise ist es meistens es der dritte. Als uns dann noch auf dem letzten Trail ein anderes Mixed Team überholt hat, war meine Laune im Keller.
PHILIPP: Mein Highlight war tatsächlich die Königsetappe. Wie wir da ins Val Mora runtergeschossen sind, war super. Unten am See wollte mein Papa uns auf seinem E-Bike begleiten, aber wir waren zu schnell für ihn. Wir haben sowas von Dampf gegeben! Keine Ahnung was das war aber da haben wir nochmal eine Rakete gezündet. Dann noch der Zieleinlauf mitten in Malè – genial! Probleme hatte ich im ganzen Rennen nur wenige. Die Strecke ist ja fix vorgegeben, da gibt es keine Diskussion. An Tag sechs habe ich allerdings meine Radschuhe angezogen und mich kurz gefragt, wieso ich das alles mache. Irgendwie hatte ich da morgens gar keinen Bock. Ich bin allerdings auch schnell wieder warm geworden und dann lief der Hase schon.
BIKE: Habt ihr Lust nächstes Jahr wieder bei der Maxxis BIKE Transalp zu starten?
PHILIPP: Prinzipiell ja. Ich sage aber immer, dass ich eigentlich keine Strecke zwei Mal fahren will. Da muss es nächstes Jahr also andere Highlights geben. Ich muss auch sagen, dass es etwas ganz anderes ist, über die Alpen im Renn-Modus zu fahren. Aktuell liebäugle ich eher mit irgendetwas abenteuerlichem, wo es keinen so straffen Plan gibt.
MONA: Auch ich hätte nächstes Jahr wieder Lust. Ich verstehe aber, was Philipp meint. Normalerweise geht man eine Tour mit einer ganz anderen Geschwindigkeit an. Da ist es egal, ob man für Fotos noch zehn Mal stehen bleibt und dann eine Stunde später ankommt. Ein Rennen ist eine Nummer für sich.
BIKE: Was steht dieses Jahr noch im Terminkalender? Werdet ihr bei einem weiteren Rennen starten?
MONA: Da erwischst du uns auf dem falschen Fuß. Es stehen keine Rennen mehr auf dem Plan aber wir haben auch noch nicht konkret geschaut. Es ist auf jeden Fall extrem komisch jetzt ohne Ziel unterwegs zu sein.
PHILIPP: Mir steht aktuell mehr der Sinn nach einer Rennrad- oder Bikepacking-Tour. Allerdings hätte ich schon noch Lust unsere Transalp-Bikes nochmal auszufahren. Mal schauen.