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Kaum einer hat seine Siebensachen öfter für eine Transalp gepackt als Touren-Guide Peter Brodschelm. Hier seine Tipps für den perfekt organisierten Mehrtagesrucksack für eine Alpenüberquerung.
Ganz unten im Hauptfach lagert die Wechselkleidung für den Abend. Während des Tages muss man da in der Regel nicht dran. Peters Tipp: Er rollt seine Klamotten zusammen. Das verhindert Falten, spart Platz und die Wäsche sieht immer frisch aus.
Peter nutzt Trinkflaschen, die lassen sich schneller an Quellen wieder befüllen. Das lange Trinkblasenfach direkt am Rücken (nicht im Bild) verwendet er, um selten benötigte, aber wichtige Gegenstände, wie Ersatzspeichen oder lange stabile Kabelbinder, zu verstauen. Wer mit Trinkblase fährt, sollte unbedingt auf ein separates Fach achten. Das Zurückstopfen in den voll bepackten Rucksack ist mühsam.
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Arm- und Beinlinge oder ein Wechsel-Shirt für die Abfahrt? Beides ist optimal an den Seiten des Hauptfachs aufgehoben. Man muss den Zipper an der passenden Stelle nur wenige Zentimeter öffnen, um die Sachen zu entnehmen. Nach Gebrauch unbedingt wieder an derselben Stelle verstauen.
Die oberste Schicht im Hauptfach ist wetterabhängig. Ist Regen angesagt, wartet die Regenjacke als erstes griffbereit auf ihren Einsatz. Ansonsten gehört der Platz an der Spitze dem Erste-Hilfe-Set. In Notfällen kann es meist nicht schnell genug gehen.
Ungewöhnlich, aber clever: Die Mitte des Hauptfachs belegt ein separates Täschchen mit Peters Werkzeugen. Viel Metall bedeutet viel Gewicht, und das sollte möglichst zentral im Rucksack und nah am Körper verstaut werden. Zudem hat man mit einem Griff alle Tools parat und kann einfach zwischen verschiedenen Rucksäcken wechseln, ohne etwas Wichtiges zu vergessen.
An langen Anstiegen schwitzt man die Brille oft nur unnötig voll. Viele Rucksäcke haben speziell kratzfrei ausgestattete Fächer weit oben. Auch gut für Handy, Geldbörse und kleine Zubehörteile, die in den Tiefen des Hauptfachs ansonsten verschwinden würden.
Die kleinen Staufächer des Werkzeugfachs nutzt Peter überwiegend als Toilettentasche. Vorteil: So wird das weit vom Körper entfernt liegende Gewicht gering gehalten. Tipp: Bei Zahnpasta, Sonnencreme und Duschgel reichen meist Probepäckchen für eine ganze Woche Transalp.
Mini-Tool, Müsliriegel, Smartphone, Handschuhe – alles, was man griffbereit haben möchte, ohne dabei den Rucksack abzusetzen, findet in den praktischen Taschen am Hüftgurt Platz. Bei Deuter und Vaude sind die Taschen zu klein für moderne Handys. Dafür bieten sie ein leicht zugängliches Fach seitlich am Rucksack.
Hier lagern Utensilien, die man tagsüber nicht braucht: Schmutzwäsche oder ein Hüttenschlafsack beispielsweise. Bei Evoc lässt sich dieses Fach per Rollverschluss in der Größe variieren. Praktischer ist aber eine Abtrennung per Reißverschluss wie bei Deuter oder Vaude.
BIKE: Wie hält man Ordnung im Transalp-Rucksack?
Peter Brodschelm: Das klappt nur mit Disziplin. Bei mir haben alle Sachen ihren festen Platz. Wenn ich etwas nicht mehr brauche, kommt es sofort an seinen angestammten Platz zurück. Arm- und Beinlinge liegen zum Beispiel immer links außen am Hauptfach. Ich muss nicht mal den Zipper ganz öffnen, um sie raus- und wieder reinzubekommen.
Reichen 25 bis 30 Liter für sieben Tage Abenteuer?
In der Regel ja, sofern man sparsam packt und kein Riese ist. Sechs bis sieben Kilo, mehr sollte ein Transalp-Rucksack nicht wiegen. Ansonsten drohen spätestens ab Tag drei Schmerzen beim Sitzen. Wir hatten auch schon Kunden, die hatten einen Elektro-Rasierer oder einen Fön dabei, das braucht kein Mensch. Auch eine schwere Jeans hat hier nichts verloren. Ab Konfektionsgröße XL wird es übrigens eng, dann muss man sich beim Transport etwas überlegen.
Sind Bikepacking-Taschen eine Alternative?
Große Lenker- und Satteltaschen funktionieren vielleicht am Gravelbike, aber nicht auf einer technischen Bike-Tour, weil sie das Fahrverhalten negativ beeinflussen. Eine Alternative für große Fahrer wäre eine gut konstruierte Rahmentasche.
Sollte man das Fahren mit Rucksack trainieren?
Nicht unbedingt das Aushalten der Last. Aber das Fahren auf Trails. Man ist einfach träger und schwerer. Gerade in steilem Gelände, in technischen Kurven oder beim Reifenumsetzen schiebt der Rucksack brutal. Da kann es schon mal passieren, dass ein versierter Fahrer das Gleichgewicht verliert.
Wie passt man den Rucksack optimal an?
Die meiste Last sollte auf der Hüfte liegen. Dafür muss der Rucksack aber zur Rückenlänge passen. Bitte nicht den Hüftgurt maximal anziehen, weil sonst die Atmung über den Bauch blockiert wird. Was mir immer wieder auffällt ist, dass Kunden vergessen, den Brustgurt zu schließen. Der kann aber richtig eingestellt enorm viel Zug von den Schultern nehmen. Moderne Rucksäcke sind beim Sitz übrigens um Welten besser geworden als noch vor ein paar Jahren und rutschen auch im Steilen kaum mehr in den Nacken.
Worauf würdest Du auf keinen Fall verzichten wollen?
Auf gute Funktionsunterwäsche. Damit kann ich mehrere Lagen darüber ersetzen, weil ich einfach ein gutes Klima schaffe. Da kann ich mir oft ein Langarm-Shirt oder sogar einen Fleece-Pulli sparen. Ich hab’ immer zwei Unterhemden mit unterschiedlicher Faserstruktur dabei. Eins für kaltes, eins für warmes Wetter. Ein Langarmunterhemd braucht es übrigens nicht, es reicht, wenn der Torso warm bleibt. Das Unterhemd kühlt einerseits den Körper und hält mich leistungsfähig, auf der anderen Seite verhindert es, dass ich bei der Pause am Gipfel auskühle oder ich mir einen Zug hole.
Definitiv der beste Trans Alpine Rucksack, den wir je im Test hatten. Er sitzt dank der großen Flügel nicht nur extrem stabil und nimmt viel Last von den Schultern, die Polsterung reicht auch für schwere Lasten. Trotz des enormen Stauraums ist der Deuter perfekt organisiert. Zahlreiche Steckfächer und Unterteilungen schaffen Ordnung, alle Fächer öffnen weit – jedoch nur, wenn zuvor die Zurrgurte gelöst wurden. Große Hüfttaschen, cleveres Smartphone-Fach, optimal einstellbare Gurte. Nur das Gewicht leidet unter der üppigen Ausstattung.
Bewertung
Für technische Alpen-Touren ist der Evoc Fahrradrucksack die erste Wahl. Mit seinem stretchigen Klettgurt sitzt er satt und stabil am Rücken – wenn auch nicht ultimativ bequem gepolstert. Selbst in Steilabfahrten verrutscht hier nichts. Das Taschen-Management ist nahe an der Perfektion, die Aufteilung extrem gelungen. Nur das etwas geringe Volumen mahnt zum sparsamen Packen der Ausrüstung. Praktisch sind auch die großen Hüfttaschen. Die Belüftung ist nur mäßig, der Gurt lässt sich kaum während der Fahrt verstellen.
Bewertung
Das Leichtgewicht im Test punktet mit massig Stauraum und individuell einstellbarem Rückensystem. Weil der Osprey MTB-Rucksack sehr nah am Träger anliegt und sich die breiten Flügel weit um die Hüften legen, sitzt er auch in der Abfahrt gut. Darunter leidet allerdings die Belüftung. Weniger überzeugt hat das Ordnungssystem: Es gibt nur wenige Staufächer, wodurch schnell Chaos im Rucksack entsteht. Gut: die großen Hüfttaschen, das Schubfach an der Front und der clevere Helmhalter. Die Schultergurte sind nur wenig gepolstert.
Bewertung
Spannt man das aufwändige Tragesystem des Vaude Bike-Rucksacks, wird der Rücken angenehm von Frischluft umströmt. Mit etwas Übung klappt das auch während der Fahrt. Dafür sitzt der Bike Alpin weniger sicher in der Abfahrt und schaukelt sich wegen des flexibleren Materials etwas auf. Bei hoher Zuladung drücken die Gurte auf die Schultern. Die Aufteilung der Taschen ist gut gelungen, das Werkzeugfach aber zu flach und unpraktisch im Handling. Top: seitliche Smartphone-Tasche. Schade dagegen: nur eine Hüfttasche.
Bewertung
¹BIKE-Messwerte; die Bewertung des Gewichts erfolgt im Verhältnis zum Volumen.
²Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig: super (ab 56 Punkten), sehr gut (55 bis 46 Punkte), gut (45 bis 36 Punkte), befriedigend (35 und weniger Punkte)