Marc Strucken
· 18.09.2025
Wir müssen reden über: kalte Füße beim Zelten. Oder generell wie warm ist warm? Es gibt Schlafsäcke für Frühling bis Herbst, die sind eigentlich immer zu dick oder zu dünn. Es gibt Sommerschlafsäcke, die sind in Deutschland fast immer zu kalt.
Und dann gibt es sogenannte “Quilts”. Im ursprünglichen Sinne eigentlich diese lustigen bunten Steppdecken, die das (Kinder-) Bett am Tag abdecken (klingelt es bei den Älteren unter euch?). Im Campingbereich sind das Schlafsäcke, die sich zu einer Decke ausbreiten lassen und im besten Fall auch entsprechend geschnitten sind.
Ein ziemlich geniales Modell ist für uns das für den Sommer geeignete Zenbivy Light Quilt. Es gibt von dem US-Hersteller verschiedenste Ausführungen für Frühling bis Polarkreis. Wir haben uns für jenes entschieden, dass seinen Komfortbereich bei 10 Grad hat, was für den deutschen Sommer - gerade in diesem nassen Juli passend erscheint.
Dazu gehören auch noch eine aufblasbare Isomatte und ein wenig Zubehör. Das summiert sich auf ein Gesamtgewicht von nicht ganz Bikepacking-fähigen 2067 Gramm und einem Preis von aktuell 517 Euro. Zum Vergleich: Das Set aus Zelt (!), Schlafsack und Isomatte von Big Agnes wiegt 2912 Gramm, von Exped sogar nur 1907 Gramm.
Noch mehr Tests von Zelten, Schlafsäcken und Isomatten gibt es hier
Die Angabe eines Komforttemperatur-Bereichs ist für Quilts im allgemeinen und für das Zenbivy Light Qulit schwierig, weil man den Schlafsack konstruktionsbedingt eben als Decke oder nur für die kühlen Füße nutzen kann. Also er auch bei 20 Grad noch durchaus angenehm sein kann. Wird es frisch im Zelt, lässt sich das Quilt wie ein Dürüm-Döner um den auskühlenden Körper rollen und das Fußende zuzurren. Dann wird’s angenehm warm im Inneren.
Wirklich klasse fand ich das farblich codierte Haken-Schlaufen-System, anhand dem man den Dürüm einrollt: gelb zu gelb, blau zu blau und so weiter. Zudem wiegt dieses System im Vergleich zu Reißverschlüssen deutlich weniger. Dann noch den Kordelzug am Fußende strammziehen und aus der leichten und weichen Decke ist ein Schlafsack geworden, dessen Material so weich und leise wie Bettwäsche ist! Ein Zugsystem am Kopfende schafft auch noch eine wärmende Kapuze.
Ein praktisches, aber vielleicht nicht essentielles Feature ist das optional erhältliche Zenbivy Sheet. Mit dieser 95 Gramm leichten Verbindung lassen sich Qulit und Isomatte verrutschsicher aneinander haken. Das funktioniert aber nur bei ruhigen Schläfer/innen. Bei viel Bewegung im Schlaf verzieht sich das System ungünstig und man liegt auf Falten und Knubbeln.
Das Zenbivy Light Sheet, das wir getestet haben, ist für die meisten Matten in Standardgröße auf dem Markt geeignet, sowohl bei rechteckigen und als bei konischen, also Mumien-Form. Außerdem kann es mit jedem Zenbivy Quilt (außer double) verwendet werden. Auch gibt es eine gefütterte Version.
Zur “Montage” schiebt man die Isomatte in die große Tasche des Sheets, das Qulit lässt sich dann mit den farbigen Haken damit verbinden. Eine leichte Kapuze hat das Light Sheet dann auch, die man aber auch unter dem Schlafsack belassen kann.
Damit das Quilt auch in die Bikepacking-Taschen passt, kann man es auch in den optionalen Dry Sack, also den Packsack von Zenbivy, stecken und ordentlich komprimieren. Der Sack hat komplett verschweißte Nähte für die Wasserdichtigkeit und zum Luftablassen gibt es das Hochgeschwindigkeitsventil. Mit der zusätzlichen sogenannten “Compression Cap” (nachfolgend beschrieben) kannst du den Dry Sack noch zusätzlich komprimieren. Je nach Schlafsackgröße gibt es verschiedene Volumina der Dry Sacks zu kaufen.
Die ebenfalls separat erhältlichen sind die Compression Caps - ein Kompressionssystem aus zwei Deckel und Stoffbändern. Mit den Gurten und zieht man die Deckel um den Dry Sack stramm und presst diesen zum einen stärker zusammen, als man es über den Rolltop-Verschluss kann und sollte. So werden dessen Nähte geschont und er hält länger. Zum anderen wird das Packmaß des Quilts minimiert.
Auch wenn die aufblasbare Isomatte Zenbivy Light Mattress ist sie mit einem R-Wert von 5.2 für das ganze Jahr geeignet. Tatsächlich ist ein solcher Wert auch für Wintermatten ausreichend (R-Wert 4 reicht bis -11 °C; z. B. Biwaks im alpinen Gelände). Der R-Wert gibt den Wärmeleitwiderstand eines Materials in Grad Kelvin pro Watt (K/W) an.
Das ist dann in der Praxis zwar von unten auf dem kalten Zeltboden ganz angenehm warm, aber die Light Mattress ist leider gar nicht so “light” und wiegt 862 Gramm. Das liegt wohl an den laut Hersteller 180 Gramm synthetischer Isolierung. Dafür gibt es kein Knistern und keine Kältezonen! Insgesamt ist die Isomatte auch ohne Luft recht dick und nicht so gut zu komprimieren - dafür macht sie einen sehr robusten und langlebigen Eindruck.
Erwähnenswert ist das Wendeventil der Isomatte, dass eine ähnliche Idee verfolgt wie die zwei getrennten Ventile bei Exped (hier im Test). Der mitgelieferte Pumpsack - gleichzeitig der Packsack für die Matte - wird angestöpselt und man kann stressfrei aufpumpen. Allerdings hat er nur ein sehr kleines Volumen und man pumpt 10 Mal bis zur vollständigen Füllung. Zum Ablassen springt das gesamte Ventil heraus, und die Isomatte entleert sich schnell. Um dann die letzte Luft heraus zu bekommen, setzt man die "Auslassen"-Seite des Wendeventils wieder ein, und die Luft bleibt draußen, während man weiter Luft hinaus drückt.