Als wir die Bikepacking-Isomatte von Nemo aus der Verpackung ziehen, staunen wir nicht schlecht: “Da soll eine vollwertige Schlafunterlage drin sein?” Beim Anheben der Nemo Tensor Elite fährt fast die Hand ans Kinn. Die Schwerkraft scheint für einen kurzen Moment ausgetrickst.
Schon voluminöser aber ebenfalls superleicht: der dazu passende Daunen-Quilt. Anders als ein konventioneller Schlafsack ist der Nemo Pulse Quilt an einer Seite offen. Testerin Enni wirkt skeptisch: “Das kann doch niemals so warm halten wie ein richtiger Schlafsack!”
Trotz aller Zweifel stopften wir die beiden High-End-Produkte gemeinsam mit dem dazu passenden Luft-Kopfkissen Nemo Fillo Elite in unsere Bikepacking-Taschen. Nächster Stopp: die Wildnis Finnlands.
Gemeinsam in einen Packsack gesteckt, wirkt das Schlaf-Equipment von Nemo super kompakt. Eine dezente Lenkertasche reicht aus, um Isomatte, Quilt und Schlafsack am Cockpit zu transportieren. Das geringe Gewicht der Kombi von insgesamt unter 800 Gramm ist hier Gold wert.
Der Hebel bleibt gering, die Tasche schaukelt sich nicht auf und ermöglicht ein natürliches Lenkverhalten. Gerade auf ruppigen Waldwegen und wurzeldurchzogenen Trails ist deutlich zu bemerken, dass das Handling des Bikes durch das Gepäck am Lenker kaum eingeschränkt wird. Volle Punktzahl für die Offroad-Eignung!
Der mitgelieferte und ebenfalls superdünne Pumpsack sorgt dafür, dass die Nemo Tensor Elite Isomatte in unter zwei Minuten aufgeblasen ist. Über ein praktisches Ventil ist auch das Fillo Elite Kopfkissen fix mit Luft befüllt. Die Luftmenge lässt sich mit nur einem Handgriff auf das gewünschte Level anpassen. Schön: Das Kopfkissen kommt mit integriertem Packsack und ist waschbar.
Superleicht-Produkte sind nicht unbedingt für eine intuitive Handhabung bekannt. Um den Nemo Pulse Quilt mittels der zwei Bänder an die Isomatte zu schnüren, ist etwas Übung gefragt. Am besten probiert man diesen Schritt vor Aufbruch zum Abenteuer einmal im heimischen Garten aus. Umsetzen lässt sich der Aufbau auch kauernd im Zelt. So bleibt das Bikepacking-Bett auch bei Regenwetter trocken.
Die extrem dünne Isomatten-Struktur und das hauchzarte Obermaterial des Quilts hinterlassen im Praxistest als einziges ein ungutes Gefühl. Auf der Matte zu knien und die teure Daune mit kalten Fingern in eine Tasche zu stopfen ist schlicht und ergreifend mit Haltbarkeits-Sorgen verbunden. Im Test unter Realbedingungen hatten wir jedoch keinerlei Defekte zu beklagen.
Auch lassen sich die Teile problemlos wieder klein zusammenlegen und das Mini-Packmaß kann auch über lange Bikepacking-Trips gehalten werden. Dem Daunen-Quilt sollte man etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, denn dessen Kammern sind nach innen hin nicht vollständig geschlossen und die Daunen müssen ab und an wieder gleichmäßig verteilt werden.
Während eines zweiwöchigen Bikepacking-Trips durchs finnische Hinterland bescherte uns die acht Millimeter dicke Nemo Isomatte, gemessen an Gewicht und Packmaß, einen tadellosen Schlafkomfort. Das Kammersystem hilft bei der Gewichtsverteilung auf der Schlafunterlage. Nemo bietet die Tenso Elite in zwei zum Pulse Quilt passenden Längen für verschiedene Körpergrößen an.
Trotz anfänglicher Zweifel ist das Material aus Cordura-Nylon weder zu laut noch zu rutschig. Steckt man die Isomatte in das Fußteil des Quilts und fixiert die Gurte, verhindert das zusätzlich ein Herunterrutschen. Bei Lufttemperaturen um sieben Grad bietet die Isomatte mit einem R-Wert von 2,4 eine gute Isolation von unten.
Im finnischen Sommer mussten wir mit den Bikepacking-Sachen von Nemo nicht frieren. Die Weite des Quilts kann über die Fixierungsgurte und eine zusätzliche Weitenregulierung am Kragen individualisiert werden. Für die volle Integration könnte man die Isomatte auch in den Quilt stecken. Das erscheint zwar zunächst unüblich. Tatsächlich aber werden bei Daunenschlafsäcken die wärmenden Federn auf der Unterseite sowieso durchs Körpergewicht plattgelegen und isolieren weniger. Der Vorteil eines Quilts: Ist es einmal zu warm, kann dieser auch wie eine normale Decke verwendet werden. Das funktioniert auch außerhalb des Zeltes, etwa am Lagerfeuer.
Zurück in Deutschland kroch in einer frisch-feuchten Nacht in den Voralpen dann doch die Kälte zu Oberkörper, Hals und Kopf. Der Quilt lässt sich dort zwar mit einem zusätzlichen Druckknopf zusammenhalten, umschließt die Schlafenden aber nicht so gut wie ein regulärer Schlafsack.
Außerdem fehlt dem Nemo Pulse Quilt die Kapuze. Nemo gibt eine Komfort-Temperatur von +1 °C und eine Risikotemperatur von -6 °C an. Ausreizen sollte man diesen Bereich unserer Erfahrung nach nicht. Bikepacking-Touren bei unter fünf Grad dürften in der Realität aber ohnehin eine Seltenheit sein.
Mit superleichtem Gewicht und geringem Packmaß ist die Bikepacking-Linie von Nemo ein echter Gamechanger für Touren im Gelände. Auch wenn die Materialien delikat wirken, bereitete der Minimalismus im Test keine Probleme. Das Handling ist gelungen aber bei weitem kein No-Brainer. Für die meisten Camping-Nächte bietet die Isomatten-Quilt-Einheit ausreichend Isolierung. Der Komfort liegt auf einem hohen Niveau - ebenso leider der Preis. - Enni Vaahtoranta, BIKE-Testerin