Jan Timmermann
· 31.08.2024
Der Fahrradträger Eufab SD260 könnte die Lösung sein, nach der viele Besitzer von Transportern und Vans lange gesucht haben. Inzwischen gibt es eine enorme Vielzahl an Möglichkeiten, ein Fahrrad auf dem Heck eines Autos zu transportieren. Hoch im Kurs sind Fahrradträger für die Anhängerkupplung. Sicher fixiert und im Windschatten den Fahrzeugs lassen sich Bikes dort besonders gut transportieren. Anders als bei konkurrierenden Konzepten muss Nichts gebohrt oder geklebt werden. Heckträger für die Anhängerkupplung können einfach abgenommen und von Auto zu Auto übertragen werden. Einziges Problem: Sitzt der Träger auf der Kupplung, kommt dieser meist ins Gehege mit der Heckklappe. Bei normalen PKW schaffen Modelle mit Klapp-Funktion Abhilfe. Bei größeren Vehikeln, wie Transportern oder Vans, schwenken die Klappen jedoch meist deutlich weiter aus. Besonders kompliziert wird’s bei Flügeltüren, wie sie oft an Campern, Wohnmobilen und Hochdachkombis zu finden sind. Der Eufab SD260 richtet sich an Fahrzeughalter mit Platzproblemen. Wir haben den ausziehbaren Heckträger einem Härtetest unterzogen.
Im Anlieferungsbereich der Redaktion gleich die erste Überraschung: “In diesem kleinen Paket soll ein Heckträger sein?” Der Eufab SD260 lässt sich platzsparend zusammenlegen und so auch in kleinen Kellerabteilen verstauen. Durch üppig dimensionierte Schnellspann-Hebel aus Kunststoff können die Rückleuchten eingeklappt und der Hauptbügel umgelegt werden. Die Schalen für die Reifen können mit minimalem Widerstand nach innen geschoben werden. Erfreulich einfach lässt sich das Nummernschild mit einem Federspann-Mechanismus einhängen. Keine verbogenen Schilder oder abgebrochene Plastik-Nasen mehr -super! Das Eigengewicht geht für einen Zweifach-Träger in Ordnung. Einmal auf die Anhängerkupplung gehievt muss der Träger mit einem langen Hebel kräftig fixiert werden. Das massive Alu-Teil vermittelt ordentlich Vertrauen und wird mittels eines abschließbaren Mechanismus an Ort und Stelle gesichert.
Die zwei Haltearme des Eufab SD260 lassen sich auf der gesamten Fläche des Hauptbügels verschieben und mit wenigen Handumdrehungen fixieren, beziehungsweise lösen. Wer zum ersten Mal zwei Bikes auf dem Träger unterbringt, muss - wie bei allen Heckträgern mit diesem System - etwas Zeit einplanen, um die optimal zu den Rahmen passende Positionierung zu finden. Einmal eingestellt, ist die Sicherung der Fahrräder aber ein Kinderspiel. Einfach die breiten Ratschengurte ins Schließsystem drücken und mittels eines Hebels nachspannen. Dasselbe gilt für die Fixierung der Reifen. Gummi-Puffer schützen das Material vor Scheuerstellen durch die Gurte. Alle Arbeitsschritte sind selbsterklärend und gehen schnell von der Hand. Einzig das Abschließen der Rahmenhalterungen ist etwas fummelig. Der kleine Schlüssel hakt etwas in den Schlössern und muss in die kontraintuitive Richtung gedreht werden. Exakt dasselbe Phänomen beobachteten wir in der Vergangenheit aber auch bei vielen anderen abschließbaren Heckträgern. Mit etwas Übung ist das kein Problem.
Bei der Positionierung zum Auto sind beim Eufab SD260 zwei Dinge zu beachten: Erstens sollte bei Fahrzeugen mit einer höhenverstellbaren Anhängerkupplung die untere Positionierung gewählt werden, um den Flügeltüren beim Aufschwingen tatsächlich nicht im Gehege zu sein. Zweitens liegt der Träger relativ nah am Fahrzeug an. In der Fahrpraxis ist das super, denn durch den geringen Überhang wird das Risiko von Aufsetzern oder dem Kontakt mit einem Hindernis bei steilem Losfahrwinkel minimiert. Wird auf der fahrzeugseitigen Schiene jedoch ein Bike mit breitem Lenker (in unserem Test 760 Millimeter) montiert, kann dieser an der Heckklappe scheuern und muss gedreht werden. Ansonsten leistet sich der Eufab SD260 Fahrradträger beim Handling keine Schwächen. Sind die Montagepunkte für zwei Bikes voreingestellt, sind diese innerhalb von rund 6:30 Minuten abfahrbereit (inkl. Querdrehen des Lenkers). Die Demontage gelingt nochmals deutlich schneller.
Kommen wir zur Kernkompetenz des Eufab SD260. In Deutschland ist er aktuell der einzige erhältliche Heckträger für die Anhängerkupplung mit Teleskop-Funktion. Andere Fahrradträger lassen sich bestenfalls nach hinten klappen, bieten aber bei Weitem nicht den linearen Verstellbereich von 70 Centimetern des Eufab. Für Biker, die bereits einen Fahrradträger besitzen, aber das Fahrzeug wechseln, wäre eine Alternative allenfalls ein schwenkbarer Adapter für die Kupplung. Diese Teile sind jedoch schwer (was zu Problemen mit der Traglast der Anhängerkupplung führen kann) und nicht gerade günstig. Der Eufab SD260 soll auch bei Flügeltüren mit bis zu 85 Centimetern Breite den Kofferraum zugänglich machen. Getestet haben wir dies an einem Opel Movano Camping-Van (baugleich mit Renault Master III) mit 80 Centimeter breiten Flügeltüren. Die Herausforderung: Im Urlaub müssen Camper ständig an das Staufach unter dem Bett oder die Gasflasche kommen. In unserem Fall lag sogar die Einfüll-Öffnung für den Frischwassertank hinter den Flügeltüren. Zugänglichkeit war also ein Muss.
Die Suche nach einem Heckträger, der auch mit großen Flügeltüren funktioniert, ist gar nicht so einfach. Befestigungsmethoden an den Türen bringen viel Gewicht auf die Scharniere und lassen sich meist nicht von Fahrzeug zu Fahrzeug übertragen. Als Camper will ich außerdem an meinen ganzen Krempel dran kommen. Hier kommt der Eufab SD260 ins Spiel. Die Auszieh-Lösung für die Anhängerkupplung ist clever und in dieser Form quasi alternativlos. - Jan Timmermann, BIKE Redakteur
In der Praxis gelingt der Auszug des Eufab SD260 sehr simpel. Zwei Bolzen werden nach oben und der Träger nach hinten gezogen. Das gelingt sogar einhändig. Nummernschild und Rückleuchten klappen automatisch nach unten weg, um Platz für die zwei Teleskopschienen zu machen. Ist der Träger ausgezogen, lassen sich die Flügeltüren problemlos öffnen. Zwischen Bikes und Türkante bleibt allerdings nicht mehr viel Platz. Um bei zwei gleichzeitig geöffneten Flügeltüren ans Innere des Autos zu gelangen, benötigen diese deshalb eine 90-Grad-Öffnungsfunktion. Bei vielen Fahrzeugen müssen dazu die Türschienen ausgehängt werden. Um an diese zu gelangen, ist es notwendig “in” den Fahrradträger hineinzusteigen. Zwischen dessen zwei Armen ist zum Glück jede Menge Platz und wer den Ablauf zwei, drei Mal erprobt hat, scheut sich auch nicht, wegen einer Kleinigkeit die Hecktüren zu öffnen.
Der Eufab SD260 ist bis zu einer maximalen Nutzlast von 60 Kilo freigegeben. Selbst mit zwei E-Bikes ist es quasi unmöglich diese Grenze zu erreichen. Allerdings gibt es da ja noch die limitierte Traglast der Anhängerkupplung. Ist der Heckträger voll ausgefahren, wirkt ein deutlich größerer Hebelarm, als bei jedem anderen Träger für die Anhängerkupplung. Der Auszug sollte gerade bei schweren Bikes also nicht dauerhaft bestehen bleiben. Zum Glück ist der SD260 ebenso einfach wieder eingeschoben, wie ausgefahren. Weit genug Richtung Fahrzeug gedrückt, rasten die Bolzen meist von selbst wieder ein. In den seltenen Fällen, in denen sie dies nicht von selbst tun, besteht trotzdem wenig Gefahr mit ungesichertem Träger loszufahren, denn Nummernschild und Heckleuchten springen erst hör- und sichtbar wieder in Position, wenn der Teil mit den Bolzen weit genug eingeschoben wurde. Die Bolzen lassen sich von Hand fixieren. Fehlerpotential besteht höchstens bei abgelenkten Tagträumern.
Wir haben den ausziehbaren Heckträger nicht geschont und ihn in Skandinavien einer echten Härteprüfung unterzogen. Bekannt für rumpelige Schotterpisten und kleine, vom Frost deformierte Straßen gewährte der hohe Norden dem Eufab SD260 keine Gnade. Schlaglöcher, Fahrbahnkanten, unvorhersehbare Senken und Wellen: Kein Wunder, dass die Skandinavier die besten Rallye-Piloten des Planeten stellen! Und der Eufab? Der blieb von all den Vibrationen und ungeachtet der hohen punktuellen Kräfte unbeeindruckt. Sicher und problemfrei saß er den gesamten Testzeitraum über auf der Anhängerkupplung. Etwas Bewegung im System besitzt auch der SD260 (wie alle Heckträger für die Kupplung). Diese fällt jedoch vergleichsweise gering aus, was für ein hohes Sicherheitsgefühl sorgt. Die Bikes sind auf dem Eufab gut aufgehoben. Besonders, weil zwischen den zwei Fahrrädern genügend Platz bleibt. Scheuerstellen und zwischen die Bikes geklemmte Lumpen gehören damit der Vergangenheit an.
Zu den ruppigen Straßenverhältnissen forderten harsche Witterungsverhältnisse den Eufab Heckträger zusätzlich heraus. Große Mengen Staub und Regen gehörten zum Testalltag. Nach drei Wochen im Einsatz konnten wir noch keinerlei Beeinträchtigung der Mechanik feststellen. Es scheint, als seien die Schienen in geschlossenem Zustand gut vor Umwelteinflüssen geschützt. Trotzdem kann es nicht schaden hin und wieder ein Auge auf die Sauberkeit der Teleskopschienen zu werfen. In Sachen Sicherheit und Haltbarkeit ließ der SD260 jedenfalls auch nach über 5500 Kilometern Fahrstrecke Nichts anbrennen. Übrigens stellte Eufab gerade zwei spannende Zubehör-Teile für den ausziehbaren Kupplungsträger vor: eine zusätzlich montierbare Schiene, welche den Transport von drei Bikes ermöglicht, und eine passende Transportbox, in der anstatt von Fahrrädern bis zu 350 Liter Gepäck auf dem Träger untergebracht werden kann.
Der Eufab SD260 ist weit mehr als eine Sonderlösung für Vans mit Flügeltüren. Seinen primären Job als Fahrradträger erfüllt er auch unter härtesten Bedingungen sicher und zuverlässig. Die Auszieh-Funktion ist einfach und schafft sehr effektiv Platz für große Hecktüren. Gemessen am großen Einsatzbereich ist auch der Preis vertretbar. Wer seine Bikes auf der Anhängerkupplung eines Campers transportieren möchte, sollte sich den Eufab SD260 unbedingt genauer ansehen. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur